Investorensuche für Solarworld gescheitert – Modulfabrik wird versteigert

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Der Insolvenzverwalter der Solarworld Industries GmbH hat die Suche nach einem neuen Investor für die Modulfertigung im sächsischen Freiberg aufgegeben. „Es besteht keine erkennbare Perspektive mehr, noch einen Investor zu finden“, erklärte Christoph Niering auf Nachfrage von pv magazine und bestätigte damit eine am Wochenende veröffentlichte Meldung der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Mehr als zwei Dutzend Kaufinteressenten aus der ganzen Welt hätten sich gefunden, die meisten davon auch die Produktionsstätte und Forschungsanlagen angeschaut. Doch am Ende scheiterte eine Vereinbarung daran, dass die potenziellen Investoren keine wirtschaftliche Perspektive für die Modulfertigung sahen oder die erforderliche Finanzierung nicht auf die Beine stellen konnten. So gehe es nicht nur um den reinen Kaufpreis, sondern auch um die Finanzierung der Anlaufkosten, so Niering weiter.

Im Mai 2017 hatte Solarworld erstmals Insolvenz angemeldet. Gut neun Monate nach dem Neustart blieb im März 2018 erneut nur der Gang zum Amtsgericht. Hinzu kam, dass nach der Ankündigung Chinas, den Photovoltaik-Zubau im eigenen Land zurückzufahren und die Solarförderung zu kürzen, die Modulpreise weltweit rapide fielen. Zugleich ließ die EU-Kommission Anfang September die bis dahin geltenden Mindestimportpreise für kristalline Solarzellen und -module aus China auslaufen. Niering sieht in dem dramatischen Preisverfall der vergangenen Monate einen wesentlichen Grund, warum letztendlich kein Investor zugriff.

Dabei habe Niering lange gehofft, doch noch einen Investor zu finden. Die Anlagen für die Modulfertigung stehen weitestgehend noch in Freiberg, während anderes, bewegliches Inventar bereits Ende vergangenen Jahres versteigert wurde. „Wir haben bewusst lange mit der Versteigerung gewartet, um nicht die Möglichkeit für einen Neuanfang auszuschließen“, erklärte der Insolvenzverwalter. Doch nun soll spätestens ab März alles unter den Hammer kommen. Der genaue Zeitpunkt hänge noch von der Plattform ab, über die die Versteigerung letzendlich erfolgen wird. Neben dem kompletten „Innenleben“ der Fabriken sucht Niering auch noch nach Käufern für die Gebäude und Grundstücke – neben Freiberg betrifft das auch den ehemaligen Solarworld-Standort Arnstadt in Thüringen.

Enttäuscht zeigte sich Niering auch von der Bundesregierung. Sie habe trotz mehrfacher Nachfrage jegliche Unterstützung abgelehnt. Auch die Überführung der Technologie in eine Forschungsfabrik nach Vorbild der Mikroelektronik sei politisch nicht gewollt gewesen. Hier habe das Bundeswirtschaftsministerium eine klare Absage erteilt. „Noch nie musste ich ein derart modernes und zukunftsorientiertes Unternehmen schließen“, sagte Niering weiter.

Niering beschäftigt an den beiden Standorten Freiberg und Arnstadt noch etwa 35 Mitarbeiter. Ende Januar endete eine Transfergesellschaft, in die gut 200 der ehemaligen Solarworld-Beschäftigten im August gewechselt waren. Die überwiegende Mehrheit konnte in neue Jobs vermittelt werden. Auch dies macht nach Ansicht von Niering einen Neustart der Modulfertigung in Freiberg immer schwieriger – das erfahrene Personal würde fehlen. Zum Zeitpunkt der zweiten Insolvenz im vergangenen März hatte Solarworld etwa 600 Mitarbeiter.

Erst in der vergangenen Woche hatte Sunpower in dem ehemaligen US-Werk von Solarworld Americas in Oregon mit der Produktion seiner neuartigen P-Serien-Module begonnen. Die Produktionskapazität liegt bei rund 220 Megawatt. Vor rund vier Monaten hatte der US-Photovoltaik-Hersteller den Erwerb der Produktionsstätte in Hillsboro abgeschlossen.

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde am Montag, 11.2.2019, 15:30 Uhr nach der Rückmeldung des Insolvenzverwalters aktualisiert.

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