Konferenz in Österreich: Agro-Photovoltaik kann sich doppelt lohnen

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Oben Strom, unten Getreide: Die Koppelung von Photovoltaik und Landwirtschaft – auf einem Gerüst werden Solarmodule installiert, darunter wachsen Ackerfrüchte – gilt als viel versprechender Weg, neue Flächen für die Energieerzeugung zu erschließen. So hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in einem Pilotprojekt am Bodensee nachgewiesen, dass die Agro-Photovoltaik die Landnutzungseffizienz um sechzig Prozent steigert. Auf einer gemeinsamen Veranstaltung haben nun der Bundesverband Photovoltaic Austria (PVA) und die Landwirtschaftskammer Österreich in Wien neue Forschungsergebnisse präsentiert sowie Anwendungsbeispiele für die extensive und die intensive Bewirtschaftung vorgestellt.

Wissenschaftler und Experten machten auf der Tagung deutlich, dass die Agro-Photovoltaik die Energiewende im ländlichen Raum vorantreiben kann – ohne dass Landwirte Ertragseinbußen in Kauf nehmen müssen. Mit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Photovoltaik-Systeme wie der Landtechnik sowie einer Begleitforschung zu speziellen Fragestellungen des Pflanzenbaus und der Tierhaltung könne die landwirtschaftliche Produktion konstant gehalten oder sogar gesteigert werden, so das Fazit der Teilnehmer.

Stephan Schindele vom Fraunhofer ISE betonte in seinem Vortrag, dass die Stromerzeugung an die Anforderungen der Landwirtschaft angepasst sein müsse – es müsse gewährleistet sein, dass die landwirtschaftliche Hauptproduktion erhalten bleibe. Es gelte, die Landwirte von der Photovoltaik profitieren zu lassen, etwa durch eine Pachtvergütung für die genutzte Fläche, die Möglichkeit zur Stromeigenerzeugung oder eine umfassende Beteiligung am gesamthaften Nutzungskonzept. Zudem betrachtete der Fraunhofer-Forscher die Doppelnutzung aus historischer Perspektive. „Landwirte waren bereits in der Vergangenheit unsere Energieversorger, indem sie Futtermittel für Ochsen- und Pferdegespanne erzeugt haben“, so Schindele. Heute lieferten sie Biodiesel-Kraftstoffe. „Wenn es die Politik zulässt, können Landwirte durch Doppelnutzung ihrer Agrarflächen in Zukunft beides: Ihrer Kernaufgabe der Nahrungsmittelproduktion gerecht werden und zusätzlich durch die Bereitstellung von Solarstrom einen Beitrag zum Ausbau der Elektromobilität leisten“, erklärte der Wissenschaftler.

Durch das neue Nutzungskonzept ergeben sich spezielle Anforderungen an die Photovoltaik-Technologie. Christoph Mayr vom Austrian Institute of Technology (AIT) stellte bereits entwickelte Innovationen vor, die für die Agro-Photovoltaik genutzt werden können. So ließen sich Photovoltaik-Anlagen an die Anforderungen der jeweiligen Pflanzenbewirtschaftung anpassen, etwa an den spezifischen Licht- und Schattenbedarf oder durch eine gezielte Selektion des Lichtspektrums. Auf Grund der unterschiedlichen Anforderungen der Projekte ist die Technologiewahl entscheidend, so Mayr. „Nicht nur die Auswahl der Pflanzen wird an die Technologie angepasst – auch die Technologie ist im Stande, sich den Erfordernissen der Pflanzen anzupassen. Dafür ist aber noch einiges an Forschung und Entwicklung notwendig, um das Wechselspiel zwischen Photovoltaik und darunterliegende Anwendungen zu optimieren und großflächige Umsetzungen zu ermöglichen.“

Nobert Miesenberger und Martin Fleischanderl von Helios Sonnenstrom berichteten von ihren Erfahrungen mit bereits realisierten Agro-Photovoltaik-Projekten. Unter den Photovoltaik-Anlagen wurde unter anderem die Haltung verschiedener Tierarten wie Schafe, Hühner und Ziegen erprobt. „Werden Tiere und Photovoltaik-Anlagen auf der gleichen Fläche gemeinsam gehalten beziehungsweise genutzt, müssen die Eigenschaften der Tierarten, im speziellen der unterschiedlichen Rassen, mitbedacht werden“, so Fleischanderl. Ziegen zum Beispiel eigneten sich nicht gut, da sie gerne auf die Module klettern. Auch bei der Wahl der Schafe müssten die Eigenschaften der einzelnen Rassen beachtet werden. „Hühner sind hier wesentlich geeigneter“, sagt Fleischanderl. Miesenberger ergänzt: „Die regionale Stromproduktion muss auch die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung schaffen, um die ansässige Bevölkerung mit einzubeziehen. Die Akzeptanz in der dort lebenden Bevölkerung muss erarbeitet werden. Sie leistet einen essenziellen Beitrag zum Gelingen der einzelnen Projekte.“

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