Treibhausgasemissionen könnten nach einem kurzen und schnellen Anstieg wieder fallen, auch wenn sich die Weltwirtschaft bis 2040 verdoppelt – falls es eine globale Anstrengung zur Umsetzung der richtigen Energieeffizienzpolitik gibt. Zu diesem Ergebnis kommt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrer aktuellen Analyse zur Energieeffizienz. Demnach könnte die Welt aus der Energie, die sie heute verbraucht, allein durch Effizienzgewinne den doppelten wirtschaftlichen Wert schöpfen. Das könne die Stromrechnungen der Verbraucher um mehr als 500 Milliarden Dollar pro Jahr entlasten, die Energieimporte reduzieren und die Luftverschmutzung in den Städten verringern.
Der Report geht für 2040 von einem Szenario mit 60 Prozent mehr Gebäudeflächen und 20 Prozent mehr Bevölkerung aus, außerdem von einem nur geringfügig gestiegenen Energieverbrauch und zwölf Prozent niedrigeren Treibhausgasemissionen. Für diese Vision müssten laut IEA jedoch umgehend politische Maßnahmen und globale Investitionen in Energieeffizienz eingeleitet werden. Als zentrale Handlungsfelder nennt die Organisation die Verbesserung der Effizienz von Pkw und Lkw, in Luftfahrt und Schifffahrt sowie von Industrie und Gebäuden, hier vor allem im Bereich Klimatisierung.
Länder seien unterschiedlich mit Energieressourcen ausgestattet, aber jedes einzelne Land habe Energieeffizienzpotenziale, so die IEA. „Dank der entscheidenden Bedeutung der Energieeffizienz für den Aufbau einer sicheren und nachhaltigen Zukunft, betrachtet die IEA sie als ‚ersten Brennstoff'“, erläutert IEA-Chef Fatih Birol. Die jüngsten Trends würden jedoch zeigen, dass sich die Verbesserungen der Energieeffizienz zurzeit verlangsamen, da in den vergangenen zwei Jahren weniger neue Standards und Richtlinien eingeführt worden seien. Das hat laut Birol zu dem im Jahr 2017 beobachteten Anstieg der Energienachfrage beigetragen.
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Die Energieefiizienz hat leider keine Lobby. Das hat mehrere Gründe:
1. Die Hersteller von Erneuerbaren Kraftwerken, also PV-, Wind- und Biogaskraftwerksbauer sehen dadurch ihre Geschäftsmöglichkeiten bedroht. Lieber weiter so viel Energie verbrauchen wie bisher, aber Erneuerbare.
2. Die Brennstofflieferanten von fossil-nuklearen Energieverbrauchern fürchten um ihren Umsatz.
3. Die Ökos haben mehrere, zum Teil berechtigte Befürchtungen:
a) Unter Energieeffizienz wird nicht immer das gleiche verstanden: Einige meinen damit 10% Effizienzgewinn durch Brennwerttechnik, andere 75-90% Effizienzgewinn durch bessere Wärmedämmung. Das erstere beruhigt zwar das Gewissen von Leuten, die nicht in Größenordnungen denken können, ist aber natürlich nur ein Feigenblatt. Sinnvoll wäre hier die Einführung eines zweiten Begriffs für die sinnvolle und notwendige Effizienz zur Unterscheidung von der Feigenblatt-Effizienz.
b) Der Rebound-Effekt führt oft dazu, dass die finanziellen Einsparungen Mittel frei machen, die dazu genutzt werden, an anderer Stelle noch mehr Energie zu verbrauchen: Im Privatbereich nutzt man vielleicht die Heizenergieersparnisse, um ein größeres Haus zu bewohnen, ein größeres, stärkeres Auto zu kaufen oder für noch eine Fernreise. Das kann man nur verhindern, indem man die Kosten des Restenergieverbrauchs hoch hält, zunächst durch eine Integration der externen Kosten für Umweltverschmutzung in die Energiepreise, zB. durch eine CO2-Abgabe/-Steuer auf jeglichen fossilen Energieverbrauch.
c) Die Anhänger der fossil-nuklearen Welt, wie hier die IEA, nutzen den Verweis auf mögliche Effizienz-Gewinne, um damit denen, die an ihrem gegenwärtigen Leben so wenig wie möglich ändern wollen, zu signalisieren: Ihr müsst auch gar nichts ändern. Wir können noch so viel einsparen, das reicht dann an Maßnahmen. Damit können wir dann auf weiteren Ausbau der Erneuerbaren verzichten.
Die meisten Akteure (bis auf die IEA, die ein klein wenig weiter denkt, aber immer noch nicht weit genug) sind also entweder aus Kurzsichtigkeit oder aus Eigennutz gegen die Energieeffizienz, obwohl sie ein so wichtiger Baustein ist.
Wenn wir nicht die Landschaft total verspargeln und vermaisen wollen, müssen wir den Primärenergieverbrauch senken. Damit halten wir außerdem die Kosten unter Kontrolle, und die Versorgungssicherheit profitiert schließlich auch. Die Effizienz ist also die einzige Maßnahme, die Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit, die sonst im Gegensatz zueinander stehen, in gleicher Weise fördert. Energieeffizienz ist das sinnvollste, was wir machen können, wenn bloß die Akteure über ihre eigene Nasenspitze hinaussehen könnten.
Ich finde gut, dass man auf Energiewende investiert. Eine Freundin von mir kommt aus Italien und hat gesagt, dass der Einsatz dort nicht wirklich so groß ist, und dass insbesondere die Wohnbauförderung kein sehr wichtiges Thema ist. Ich weiß nicht ob das stimmt, aber ich glaube, dass wir alle uns engagieren sollte und richtig mit solchen wichtigen Themen umgehen.