ComMetering: Von der Zwangsbeglückung zu digitalen Geschäftsmodellen der PV-Betreiber

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Der Smart-Meter-Rollout steht vor der Tür, ist aber für die Photovoltaik-Branche weiterhin eine große Unbekannte. „Da kommt was auf uns zu. Aber was es genau bedeutet und wie es funktioniert, das weiß ich nicht“, solche Aussagen hörte Fabian Zuber oft während seiner Gespräche auf der Smarter E in München. Sie kamen nicht nur von Betreibern, die mit ihren Photovoltaik-Anlagen seit Jahren Solarstrom produzieren, sondern auch von Installateuren und anderen Branchenexperten. Dass der Messeeindruck von der Smarter E keine Momentaufnahme ist, zeigt auch eine Umfrage auf Nutzerplattform „photovoltaikforum.com“ unter rund 5000 Anlagenbetreibern: Zwei-Drittel der Befragten gaben hier an, nichts oder wenig über den Smart-Meter-Rollout zu wissen.

Die Ergebnisse der Umfrage waren auch der Impuls für die Gründung der ComMetering, einem gemeinschaftlichen Messstellenbetreiber von Anlagenbetreibern für Anlagenbetreiber. Fabian Zuber ist einer der drei Initiatoren der ComMetering und wundert sich nach wie vor darüber, dass sich die Branche so wenig mit dem Thema Smart-Meter-Rollout auseinandersetzt. „Dies ist umso verblüffender, als dass der Rollout gesetzlich beschlossene Sache ist. Er kommt nicht eventuell vielleicht, sondern auf jeden Fall. Die einzige Frage ist nur, ob der Start der schon Ende 2018 oder erst Anfang 2019 sein wird“, sagt Zuber. Ab diesem Zeitpunkt muss jeder Anlagenbetreiber damit rechnen, von seinem Netzbetreiber angeschrieben und aufgefordert zu werden, einen Smart Meter einzubauen. ComMetering bietet dafür heute schon freie Messsysteme mit acht Jahren Bestandsschutz an. Zu den wichtigsten Fragen und Antworten hat ComMetering auch einen Leitfaden verfasst.

Preis für gute Ideen – in der Junirunde zeichnet pv magazine drei Einreichungen aus. Das sagt die Jury zu ComMetering:

ComMetering: Jetzt schnell das Beste draus machen

Die Digitalisierung wird in vielen Bereichen helfen, die Energiewende voranzubringen. Doch viele, vor allem kleinere Photovoltaik-Anlagenbetreiber kostet sie zunächst vor allem Geld, ohnen einen Zusatznutzen zu versprechen. Denn bald startet der Smart-Meter-Rollout. ComMetering will das Beste daraus machen. Dafür verdient die Entwicklung das Prädikat „top business model“.

pv magazine vergibt die Prädikate „top business model“ und „top innovation“ seit vier Jahren vierteljärlich.

Die Gewinner werden automatisch Kandidaten für den allumfassenden internationalen pv magazine award, den wir Ende des Jahres vergeben.

Mehr Infos, bisherige Preisträger und alles zur Bewerbung hier

Die Juroren für „top business model“ und „top innovation“: Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Hans Urban, Experte und Berater für Photovoltaik, Speichertechnik und E-Mobilität. Er berät Schletter, Maxsolar und Smart Power. Winfried Wahl, Solarexperte und Leiter des Produktmanagements bei Longi Solar in Deutschland.

Der Einsendeschluss für die nächste Runde ist am 10. August 2018 (bitte unformal per Email an awards@pv-magazine.com)

„Das Problem an der ganzen Sache: Die Zeche für die Zwangsbeglückung zahlt der Betreiber“, so Zuber. Grundsätzlich bieten die neuen Smart Meter aus Sicht der Solarbetreiber allerdings nur wenige Vorteile. Aktuell ist hier vor allem die Visualisierung zu nennen, die für viele Betreiber heute aber ohnehin bereits vorhanden ist. Die Kosten für den Messstellenbetrieb werden dennoch im Zuge der Digitalisierung je nach Anbieter und Zeitpunkt um mindestens 80 Euro pro Jahr steigen. Dabei ist davon auszugehen, dass die gesetzlich vorgegebene Preisobergrenze für die Smart Meter den Standardpreis vorgeben wird, den die meisten Messstellenbetreiber verlangen werden. ComMetering bildet daher eine Einkaufsgemeinschaft der PV-Betreiber, um allen, die mitmachen, einen mindestens 20 Prozent günstigeren Preis anbieten zu können: „Je größer die Community wird, desto besser werden unsere Einkaufskonditionen, wovon die gesamte Community profitiert.“

Smart Meter als digitale Schnittstelle für künftige Geschäftsmodelle

Die Zwangsbeglückung aus Betreibersicht so günstig wie möglich zu machen, ist aber nur der erste Schritt der ComMetering. „Aus unserer Sicht wird das intelligente Messsystem als digitale Schnittstelle in die neue Energiewelt der Zukunft eine hohe Bedeutung erlangen,“ prognostiziert Zuber. Beispielsweise wurde eben erst die Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU geeinigt, die vorsieht, Eigenerzeuger und Energiegemeinschaften stärker im Energiesystem einzubinden. „Bürgerstromhandel und Peer-to-Peer-Modelle werden auf diesem Wege zu möglichen Geschäftsmodellen für Betreiber von Photovoltaik-Anlagen. Und zwar spätestens dann, wenn ihre Anlagen aus der EEG-Vergütung fallen. Und da der Rollout beschlossen ist, spricht nun vieles dafür, dass die Smart-Meter-Gateways dafür der zentrale Datenhub werden,“ sagt Zuber weiter.

Eine der Schlüsselfragen der Zukunft wird daher aus Sicht der Initiatoren von ComMetering sein, ob die Betreiber selbst Zugang zu dieser digitalen Schnittstelle erlangen, oder ob sie sich vom Rollout durch die alte Energiewirtschaft überrollen lassen. Dabei ist gesetzlich geregelt, dass sie frei entscheiden können, wer den Messstellenbetrieb übernimmt.

„Jeder kann heute schon wechseln. Wir haben in der Kürze der Zeit schon über 100 Zähler im Feld. Die positive Resonanz von neuen Community-Mitgliedern und Partnern zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und einen wichtigen Stein ins Rollen gebracht haben“, berichtet Zuber. Die freie Wahlmöglichkeit von wettbewerblichen Messstellenbetreibern ist bislang aber noch wenig bekannt. ComMetering ist auch gerade vor diesem Hintergrund mit der Überzeugung angetreten, dass es sich lohnt, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass der Smart-Meter-Rollout auch eine Chance für die Energiewende in Bürgerhand ist und Photovoltaik-Betreiber selbst aktiv werden können. Mit einer gemeinsamen Stimme der Photovoltaik-Betreiber will man so die Wege in die Geschäftsmodelle der Zukunft mit beschreiten. Das Motto dafür: „Gemeinsam mehr Leistung“.

 

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