Grüne wollen solare Radwege in Berlin

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Solare Fahrradwege könnten in Berlin bald Wirklichkeit werden. Mitte des Monats haben Bündnis 90/Die Grünen einen entsprechenden Antrag zur Prüfung im Bezirksparlament Berlin-Lichtenberg eingebracht. Er wurde er in zwei Ausschüsse überwiesen. „Die Überweisung zeigt, dass die meisten Fraktionen Diskussionsbedarf haben, was bei diesem Thema nicht verwundert“, sagte der Grünen-Kreisvorsitzende Philipp Ahrens pv magazine. „Solare Radwege sind ein neues Thema und es bedarf sicher einiger Überzeugungsarbeit, um andere Fraktionen für den Antrag zu gewinnen.“ So hat zum Beispiel die FDP dem „Tagesspiegel“ zufolge die Initiative der Grünen als „rein ideologisch motiviert und völlig an der Realität vorbei“ abgetan.

Die Vorstellungen über die künftige Nutzung des Solarstroms sind vielfältig: Mit der gewonnenen Energie könnten Laternen beleuchtet, die Wege schneefrei gehalten oder Ladesäulen für Elektroautos gespeist werden. Die Frage der Kosten und Wirtschaftlichkeit werde dabei im Fokus der Diskussion in den Ausschüssen stehen, sagt Ahrens. „Der weltweit erste Solarradweg im niederländischen Krommenie produziert mehr Strom als erwartet.“ Die Grünen wollten auf Nachfrage zunächst keine konkreten Angaben über die geplanten Ausmaße, also wieviel Kilometer der Radwege im Bezirk, mit Photovoltaik-Technik ausgestattet werden sollen.

Sie haben in ihrem Antrag dafür aber direkt einen Anbieter und nötigen Ansprechpartner für das Lichtenberger Bezirksamt genannt – das Potsdamer Start-up Solmove. „Da sich die Solarmodule des Potsdamer Herstellers auf bestehende Radwege aufkleben lassen, können wir weiter die Radverkehrsinfrastruktur ausbauen, ohne den Ausgang der Diskussion zu Solarradwegen abwarten zu müssen“, sagt der Grünen-Kommunalpolitiker. Das entschärft ein Stück weit die Kritik der FDP, wonach Radwege in Lichtenberg zuerst an sich verbessert werden müssten, bevor über Photovoltaik-Modulen überhaupt nachgedacht werden könne. Realistisch sind Ahrens zufolge Tests an ausgewählten Stellen, bevor die Technologie flächendeckend eingesetzt wird.

Bei Solmove freut man sich über die Initiative der Grünen in Lichtenberg – Gespräche mit der Bezirksverwaltung seien bis dato allerdings noch nicht geführt worden. Unabhängig davon sammelt das Start-up ohnehin Ideen für Testanlagen in der Hauptstadt – zum Beispiel für den Radweg am Gleisdreieckpark oder auf dem Euref-Campus in Schöneberg, wo Solmove selbst ein Büro hat. Die ersten Tests sind jedoch in Nordrhein-Westfalen geplant, so soll noch im Frühjahr auf einem Radweg in Erftstadt auf 240 Quadratmetern Solarmodule installiert werden.

Für Projekte wie diese bleibt der Preis am Ende entscheidend. „Derzeit sind wir bei der Entwicklung noch am Anfang, vieles wird noch in Handarbeit gefertigt. Die Preise sind dementsprechend noch vergleichsweise hoch“, sagt Annemarie Botzki, zuständig für die Geschäftsentwicklung bei Solmove im Gespräch mit pv magazine. „Unser Zielpreis liegt bei 250 Euro pro Quadratmeter.“ Das Unternehmen verspricht dabei auf seiner Website einen jährlichen Stromertrag von 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Der Belag soll nach Unternehmensangaben rund 25 Jahre halten. Damit ließen sich nach Abzug der Investitionskosten fünf bis acht Euro pro Jahr verdienen, wie es auf der eigenen Website heißt. Solmove sieht für den Solarstrom künftig vor allem die Einspeisung ins Netz vor, denkbar seien aber auch Insellösung zum Beispiel für die Beleuchtung des Radweges.

Das Start-up entwickelt Botzki zufolge sein Produkt derzeit mit einem Team von vier Personen sowie externen Mitarbeitern. Dabei müssen auch feste Standards für öffentliche Straßen erfüllt werden, zum Beispiel im Hinblick auf die Rutschfestigkeit des Belags, wofür bestimmte Mineralien und Strukturen in die Oberfläche eingearbeitet werden. „Den Zertifizierungsprozess haben wir inzwischen eingeleitet“, sagt Botzki. Am Anfang will sich das Start-up dabei vor allem auf Fahrradwege fokussieren, da hier die Belastungen im Vergleich zu Autostraßen noch relativ gering sind.

Um die Entwicklungen weiter voranzutreiben, ist Solmove derzeit auf der Suche nach Investoren. „In den kommenden Wochen steht hierzu eine kleine Investorenrunde an, eine größere wird es im Sommer geben“, sagt Botzki. Weltweit gebe es vier Anbieter, mit denen Solmove im Wettbewerb steht – die Anbieter aus China, Frankreich und den Niederlanden hätten dabei jedoch die finanziellen Mittel von Bauunternehmen im Rücken.

Den bisherigen Prototyp hat Solmove mit Geldern der Zukunftsagentur Brandenburg und von mehreren Business Angels finanziert. Das Unternehmen benötigt für die Markteinführung nach eigenen Angaben zwei Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre.

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