Erneuerbare erreichen dieses Jahr schon die Ziele für 2020

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Die erneuerbaren Energien werden dieses Jahr voraussichtlich über 36 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland decken. Das geht aus einer ersten Schätzung hervor, die das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am Mittwoch veröffentlicht hat. Demnach könnten bis Jahresende fast 217 Milliarden Kilowattstunden (Milliarden Kilowattstunden) Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt werden, das wäre deutlich mehr als 2016 mit 188 Milliarden Kilowattstunden. Im vorangegangenen Jahr lag demnach der Erneuerbaren-Anteil am Bruttostromverbrauch bei 31,6 Prozent. Bei der Photovoltaik steigt die Stromerzeugung voraussichtlich um über vier Prozent auf fast 40 Milliarden Kilowattstunden (2016: 38,1 Milliarden Kilowattstunden). Der relativ geringe Zuwachs im Vergleich zur Windenergie (siehe unten) käme dabei hauptsächlich durch den geringeren Zubau der letzten Jahre zustande, heißt es auf Nachfrage von pv magazine. Zwischen 2015 und 2016 sei allerdings die Stromerzeugung wetterbedingt von 38,7 Milliarden auf 38,1 Milliarden Kilowattstunden zurückgegangen.

„Bereits jetzt haben die Erneuerbaren das von der Bundesregierung im Energiekonzept für 2020 gesteckte Ziel von 35 Prozent Erneuerbaren-Anteil am Bruttostromverbrauch übertroffen“, erklärt BDEW-Chef Stefan Kapferer. Damit dieser Strom umfänglich genutzt werden könne, müsse jedoch der Ausbau der Nord-Süd-Leitungen mit Hochdruck vorangetrieben werden.

ZSW-Chef Frithjof Staiß betont ebenfalls die „Erfolgsgeschichte“ der Erneuerbaren in den vergangenen 15 Jahren. „Hinzu kommt, dass die aktuelle dynamische Entwicklung keine Erhöhung der EEG-Umlage zur Folge hatte – diese konnte für 2018 sogar leicht gesenkt werden. Die Politik müsse jetzt allerdings die Rahmenbedingungen für die nächsten Ausbauziele insbesondere für die beiden anderen Sektoren Wärme und Mobilität entsprechend umgestalten, so Staiß weiter. Dort stagniere der Anteil Erneuerbarer Energien seit Jahren bei 6 Prozent (Verkehr) und 13 Prozent (Wärme).

Am meisten zugelegt hat die Stromerzeugung bei der Offshore-Windkraft, sie steigt voraussichtlich um 49 Prozent auf gut 18 Milliarden Kilowattstunden (2016: 12,3 Milliarden Kilowattstunden). Nach einem leichten Rückgang in der Stromerzeugung im vergangenen Jahr legt die Windkraft an Land 2017 voraussichtlich um 21 Milliarden Kilowattstunden zu und erreicht gut 87 Milliarden Kilowattstunden – das entspricht einem Anstieg von über 31 Prozent (2016: 66,3 Milliarden Kilowattstunden). Mit einem Anteil von über 40 Prozent an der Stromerzeugung aus Erneuerbaren bleibt sie weiterhin mit Abstand die stärkste Erneuerbaren-Quelle. Auf Platz 2 und 3 folgen Biomasse mit fast 24 Prozent und Photovoltaik mit über 18 Prozent.

Wie das Manager Magazin berichtet, steigt die Windenergie dieses Jahr zur zweitwichtigsten Stromquelle hinter der Braunkohle auf. Das Magazin beruft sich dabei auf Zahlen des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Sie überhole demnach erstmals Steinkohle und Kernenergie und gleiche damit das Minus bei der Kernkraft aufgrund des Atomausstiegs mehr als aus.

Grafik: BDEW
Vorläufige Zahlen zum Energiemix in Deutschland 2017. In diesen Zahlen ist Erzeugung für die 54 Milliarden Kilowattstunden Stromexporte enthalten. Zieht man diese ab, erhält man den Stromverbrauch in Deutschland. Er ist dementsprechend kleiner als die Erzeugung. Bezieht man die regenerative Erzugung auf den Stromverbrauch, liegt der Anteil mit 36 Prozent höher als der Anteil an der Erzeugung. Der Strom aus erneuerbaren Energien wird über das EEG gefördert und verbleibt daher bilanzienziell in Deutschland, beziehungsweise dessen „grüne Eigenschaft“, so der BDEW.

Grafik: BDEW

Wie das BDEW ebenfalls am Mittwoch mitteilte, stieg der Beitrag der Erneuerbaren zum Erzeugungsmix 2017 insgesamt um vier Prozentpunkte auf 33,1 Prozent (2016: 29,0 Prozent). Der Anteil der Erneuerbaren ist in diesen Zahlen niedriger, da hier die Stromexporte noch nicht herausgerechnet sind. Der Anteil des in Stein- und Braunkohlekraftwerken erzeugten Stroms hingegen sank demnach auf 37 Prozent (2016: 40,3 Prozent). Erneut gestiegen ist der Einsatz von Erdgas: 13,1 Prozent des erzeugten Stroms stammt aus Gaskraftwerken (2016: 12,5 Prozent). Kernenergie steuerte 11,6 Prozent (2016: 13 Prozent) bei, sonstige Anlagen (unter anderem Pumpspeicher- und Heizölkraftwerke) unverändert 5,1 Prozent.

Laut BDEW-Chef Kapferer würden die Zahlen zeigen, das die Energiewirtschaft mit Blick auf die Energie- und Klimaziele eindeutig auf Kurs sei. Er spricht von einer „beschleunigte Verlagerung hin zu CO2-armen und nahezu CO2-freien Energieträgern statt. „Unsere Branche ist in der Lage, bis 2020 die CO2-Emissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken“, sagt Kapferer. „Wir liefern – im Unterschied zu anderen Sektoren wie insbesondere dem Verkehrsbereich, in dem der Treibhausgas-Ausstoß nicht sinkt.“

Dabei habe der schrittweise Ausstieg aus der Verstromung von Stein- und Braunkohle faktisch längst begonnen. Allein 2017 seien nach aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur sechs Steinkohlekraftwerke vom Netz genommen worden. Kapferer warnt jedoch davor, dass der derzeit noch vorhandene Überschuss an gesicherter Leistung bis 2023 vollständig abgebaut sein wird. Ab 2023 bestehe dann eine massive Unterdeckung, wenn die Politik die Investitionsbedingungen für emissionsarme Gaskraftwerke nicht schnell verbessern würde.

Der Stromverbrauch ist nach ersten BDEW-Schätzungen in diesem Jahr um 0,8 Prozent auf 557,6 Milliarden Kilowattstunden (2016: 552,9 Milliarden Kilowattstunden) gestiegen. Der Erdgasverbrauch in Deutschland nahm 2017 verglichen mit 2016 um gut fünf Prozent auf 985 Milliarden Kilowattstunden zu (2016: 936,3 Milliarden Kilowattstunden).

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