Großes Wachstum bei gewerblichen Photovoltaik-Dachanlagen

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„Wir ertrinken in Arbeit“, sagt Daniel Brandl. Er hat bisher ein gutes Jahr gehabt. Die Nachfrage nach privaten Dachanlagen sei 2017 stabil mit leicht steigender Tendenz gewesen. Das Kerngeschäft von Orange Solar sind jedoch Gewerbeanlagen zwischen 50 und 750 Kilowatt. „Das ist sehr gut gelaufen und wir haben ähnliche Steigerungsraten wie der Gesamtmarkt erreicht“, sagt der Geschäftsführer des Bönnigheimer Unternehmens. Dieses Segment sei um 60 Prozent in Deutschland in diesem Jahr gewachsen. Orange Solar konnte bereits 2016 viele Gewerbeanlagen verkaufen und geht auch für das kommende Jahr von einem weiteren Wachstum aus.

Gerade mit Blick auf die größeren Projekte hat Brandl auch die Modulknappheit in Deutschland zu spüren bekommen. Er sieht in der Insolvenz von Solarworld einen wesentlichen Grund dafür. Der Modulhersteller mit einem traditionellen hohen Marktanteil in Deutschland hatte im Mai Insolvenz anmelden müssen. „Das kam mitten in der Boomphase“, erzählt Brandl. „Seither müssen wir um jedes Modul kämpfen.“ Er fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber wenn es einfach wäre, könnte es ja jeder machen.“

Orange Solar setzt für seine Projekte vornehmlich auf die Produkte von Astronergy. Zur Preisentwicklung bei Modulen erklärt Brandl, dass diese seit der Intersolar Europe leicht gestiegen seien. Für das Gesamtjahr ergebe sich eine horizontale bis leicht steigende Tendenz. „Für 2018 wage ich keine Prognose. Wenn der Markt wirklich stark wächst, dann kann der Preis relativ hoch bleiben“, sagt Brandl.

Er ist Verfechter von Photovoltaik-Anlagen, deren Solarstrom voll eingespeist oder teilweise zum Eigenverbrauch genutzt wird. Dabei ergebe sich eine Win-win-Situation für Kunden und Installateure. „Die derzeitigen jährlichen Erträge bei Volleinspeisung sind höher als 2012, da man die Berechnung auch immer im aktuellen Finanzumfeld sehen muss“, sagt Brandl. Er beziffert sie mit 10 bis 13 Prozent – dem stünden Zinsen von vielleicht ein bis zwei Prozent gegenüber. Ab einer gewissen Anlagengröße sorge zudem jedes zusätzliche Modul für eine höhere Rendite als alle zuvor installierten Module: Auch die anteilige EEG-Umlage beim Eigenverbrauch falle dabei nicht wirklich ins Gewicht.

Brandl ärgert, dass zur Optimierung auf Speicher und Eigenverbrauch die Photovoltaik-Anlagen zunehmend kleiner gebaut werden. Dies lasse sich auch aus den Zahlen der Bundesnetzagentur ablesen, wenn man die Entwicklung der durchschnittlichen Anlagengröße im Segment bis 20 Kilowatt seit 2012 vergleicht. Sie sei deutlich rückläufig, was mit der Markteinführung von Batteriesystemen korreliere. Weil die Anlagen so klein geplant würden, werde viel Potenzial bei Dachanlagen vergeudet, sagt Brandl.

Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen hält er von Speichern in der aktuellen Marktsituation relativ wenig. Daher habe Orange Solar diese in diesem Jahr auch aus dem Sortiment genommen. „Wir sind kein Spielzeugladen und haben ein durchdachtes Konzept. Mit Speichern verzettelt man sich nur im Vertrieb und noch verteuern sie die Solarenergie sinnlos“, meint Brandl.

Wenn sich er etwas von einer zukünftigen Regierung wünschen dürfte, dann wäre da, den Deckel für die Solarförderung bei 52 Gigawatt zu streichen. Der Zubaukorridor von 2,5 Gigawatt sollte ebenfalls angehoben werden. „Dies wäre ein wichtiges Signal an die Bürger, das auch die Regierung den weiteren Photovoltaik-Ausbau will“, sagt er. Zudem sollten die Volumen für Ausschreibungen deutlich angehoben werden. Dabei macht Brandl einen überlegenswerten Vorschlag. Statt die Mengen zu begrenzen, könnte die Regierung auch ein Jahresbudget aufstellen, das dann je nach Preisen für drei bis fünf Gigawatt an Freiflächenanlagen pro Jahr reichen könnte. Auch wenn die Freifläche gut skalierbar sei, müssten hier auch stärker die Landräte mitgenommen werden. Und auch Brachflächen sollten endlich mit Solar zugepflastert werden. „Denn die Zeit drängt. Deutschland produziert doppelt soviel CO2 wie die anderen Länder im Durchschnitt. Daher muss die Energiewende endlich gelingen“, sagt Brandl.

Die Einführung zu unserer Serie über die Stimmung im Photovoltaik-Handwerk in Deutschland finden Sie unter der Überschrift „Ein gutes Jahr„.  In der Printausgabe vom November haben wir die geführten Einzelinterviews gekürzt veröffentlicht. Online werden sie in voller Länge erscheinen. Weitere Einschätzungen folgen in den kommenden Tagen.

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