Wer eine Antwort auf die Frage sucht, wie nachhaltig die drastische Preissenkung bei Solarmodulen ist, kann einen Blick auf die Preis-Erfahrungslernkurve werfen. Die Frage ist nur, auf welche. Denn je nach Interpretation liegen die derzeitigen Preise deutlich darunter oder noch gut darauf.
Nach dem Bloomberg-Preisindex sind die gemittelten Weltmarkt-Modulpreise in den letzten Monaten um mehr als 20 Prozent gefallen. Das liegt zum einen daran, dass der Markt in China nach einer Hausse im ersten Halbjahr zurückgegangen ist, da die Vergütung gekürzt wurde, und zum anderen daran, dass in den USA Projekte auf spätere Zeitpunkte verschoben wurden, da die Steuervergünstigungen (ITC) verlängert wurden.
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pv magazine Webinar zu Future PV: Welche Zell- und Modultechnologien erlauben nachhaltige Preissenkungen?
Dienstag, 15. November, 16:00 bis 17:00 Uhr
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Es sieht so aus, als ob die Überproduktion anhalten wird und dass auch genug Zell- und Modulkapazität außerhalb Chinas zur Verfügung steht, so dass Module ohne Mindestpreis eingeführt werden können. Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Preise vielleicht wieder etwas steigen könnten, mittelfristig aber das niedrige Preisniveau erhalten bleibt oder die Preise sogar eher noch weiter sinken (mehr zu der Marktbetrachtung in der aktuellen pv magazine November Printausgabe, siehe unten).
Eine andere Herangehensweise an die Frage, wie nachhaltig die Preissenkung ist, erlaubt die Preis-Erfahrungskurve. Experten nehmen an, dass für jede Verdopplung der produzierten Menge die Preise um einen bestimmten Prozentsatz fallen. Trägt man die Preise zurück bis 1980 auf, mittelt über alle Photovoltaiktechnologien und lässt den Computer die durchschnittliche Preissenkung berechnen, liegt diese bei circa 20 Prozent (Bild 1). Trägt man dort (näherungsweise) die aktuellen Daten für das vierte Quartal ein, liegen diese deutlich unter der Lernkurve. Das würde bedeuten, dass die Preise jetzt ziemlich lange stagnieren oder sogar steigen müssten.
Bild 1: Preis-Lernkurve zurück bis 1980, aufgezeichnet von PSE, einem Spin-Off de Fraunhofer ISE. pv magazine hat näherungsweise den Datenpunkt der aktuellen Preisentwicklung eingetragen. Beim letzten Datenpunkt wurde nicht berücksichtigt, dass die Daten inflationsbereinigt werden müssen und dass sich durch neue Datenpunkte auch die Ausgleichsgerade leicht verschiebt). Nach dieser Auswertung liegen die derzeitigen Preise deutlich unter der Kurve und müssten zunächst stagnieren oder sogar steigen, wenn man an die Gültigkeit der Kurve glaubt.
„Trägt man allerdings die Daten nur für die kristalline Technologie auf, die bis 2006 zurückreichen, beträgt die vom Computer berechnete Lernrate sogar rund 28 Prozent“, erklärt Werner Warmuth. Er beschäftigt bei sich bei PSE, einem Spin-Off des Fraunhofer ISE, unter anderem mit der Analyse des Solarmarktes und der Analyse der Lernkurve. Zwar liegen noch keine endgültigen Daten für 2016 vor. Doch der von pv magazine näherungsweise eingetragene Datenpunkt liegt sogar noch auf dieser Lernkurve.
Bild 2: Preis-Lernkurve zurück bis 2006, gesplittet nach Technologien. pv magazine hat den Datenpunkt der aktuellen Preisentwicklung auch hier näherungsweise eingetragen. Nach dieser Auswertung liegen die derzeitigen Preise noch auf der Kurve und stellen keine Abweichung von der langfristigen Entwicklung dar, wenn man an die Gültigkeit dieser Kurve glaubt.
Interpretation der Lernkurve
Hier beginnt das Reich der Interpretation. Auch die langfristige Lernkurve lässt sich so lesen, dass sie einen Knick um das Jahr 2006 herum hat, als die Preise weit über der Kurve lagen, und dass die Lernrate seitdem auf 28 Prozent beschleunigt ist. Es könnte aber auch sein, dass sich die letzten zehn Jahre langfristig als kurzzeitige Fluktuation erweisen und demnach die rund 20 Prozent der langfristigen Kurve die richtigen sind.
Die Lern-Erfahrungskurven zeigen Preise, die keinen direkten Schluss auf Produktionskosten zulassen. Selbst wenn aktuelle Preise unter der Kurve liegen, kann es Hersteller geben, die mit Gewinn produzieren, wenn sie effizienter als der Durchschnitt arbeiten. Die langfristige Preisentwicklung kann allerdings nicht funktionieren, wenn die Produktionskosten im Durchschnitt nicht mithalten. IHS hat die Produktionskostenentwicklung der vergangenen Jahre analysiert. „Wir gehen davon aus, dass die Hersteller den Preisrutsch Ende 2017 mit den Produktionskosten wieder aufgeholt haben“, sagt Henning Wicht, Senior Director Consulting bei dem Marktforschungsunternehmen (Siehe ebenfalls pv magazine November Seite 38).
Für Winfried Hoffmann von Applied Solar Expertise (ASE) ist klar, dass es keinen Knick in der Kurve gibt und dass die langfristie Lernrate die Realität besser widerspiegelt als die kurzfristigere. Das zeige die Erfahrung mit anderen Technologien. Langfristig kommen zum Beispiel auch bei Flachbildschirmen die Preise immer auf die langjährigen Lernkurven zurück. Was so aussieht, als ob die Lernrate größer wird, sind dann eher die normalen Fluktuationen durch zeitweise Überkapazitäten. Trotzdem ist auch Hoffmann der Meinung, dass sich die Annährung an die Lernkurve eher horizontal vollzieht, indem Preise zeitweise stagnieren und nicht durch größere Preiserhöhungen. „Märkte mögen keine Preiserhöhung“, sagt er.
Neue Technologien
Es liegt an den Herstellern, die marktgetriebenen Preissenkungen auf der Produktionsseite nachzuvollziehen, unter anderem indem sie neue Technologien einführen. Diese lassen für die Zukunft noch viel Potenzial. Nachdem sich Perc-Solarmodule etablieren, wird man in Zukunft über Pert, Hit und passivierte Kontakte sprechen müssen. Das ISE hat bei diesen gerade einen Wirkungsgradrekord von über 25 Prozent erreicht. Mit einer IBC-Zelle hat Kaneka sogar 26,3 Prozent Wirkungsgrad auf einer industriegroßen Zelle gemeldet. Selbst bei den Perovskit-Zellen, vor zwei Jahren noch ein reines Grundlagenthema, ist inzwischen vorstellbar, dass sie stabil genug sein werden entweder für besonders preisgünstige Solarmodule oder für Hocheffizienzmodule in Kombination mit Silizium (Mehr dazu in unserem Webinar am kommenden Dienstag). (Michael Fuhs)
In der pv magazine Printausgabe November 2016 finden Sie umfangreiche Analysen und Berichterstettung zur Frage, wie sich Preise entwickeln und der Markt darauf reagiert. Unter anderem mit Artikeln zu:
- Hintergrund zum Preisrutschund dessen Nachhaltigkeit
- Marktentwicklung Privatkunden- und Gewerbesegment
- Prognose Renditen große Freiflächenanlagen
- Preise bei Ausschreibungen weltweit
- Analyse Produktionskosten und mögliches Dumping
- Zusammenhang Preisentwicklung und Marktentwicklung in der Vergangenheit
- Stimmen aus der Branche
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