Analyse: SMA und Solarworld mit vielversprechenden Ausblicken für 2016

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Auf seinem Capital Markets Day wagte der Vorstand der SMA Solar Technology AG vor Analysten und Fondsmanagern einen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Dabei ging der Blick auch zurück. „Aus finanzieller Sicht muss man zugeben, dass die erreichte Trendwende bei SMA im Jahr 2015 beeindruckend ist“, so die Einschätzung von Götz Fischbeck, CEO von Smart Solar Consulting, der bei der Veranstaltung am vergangenen Freitag in Niestetal dabei war.

Demnach hatte SMA seit dem 4. Quartal 2012 in elf aufeinanderfolgenden Quartalen einen operativen Verlust vermelden müssen. Die kumulierten Verluste in dieser Zeit beliefen sich Fischbeck zufolge auf insgesamt 283 Millionen Euro. Das vierte Quartal 2015 sei nun das zweite in Folge gewesen, in dem der Hersteller von Photovoltaik-Wechselrichtern wieder einen Gewinn verbuchen konnte. Zudem konnte SMA seine Profitabilität gegenüber dem Vorquartal weiter erhöhen. Nach knapp sieben Prozent operativer Marge im 3. Quartal 2015 waren es etwa zehn Prozent im 4. Quartal. Dabei hätte diese nach Fischbecks Analyse sogar bei 13 Prozent liegen können, was allerdings Belastungen durch Einmaleffekte in Höhe von 11 Millionen Euro verhinderten.

In puncto EBIT-Gewinn schaffte auch Solarworld im 4. Quartal 2015 die Wende. Götz Fischbeck sieht darin einen „historischen Meilenstein“ – immerhin hatte der Bonner Photovoltaik-Konzern zuvor in 14 aufeinanderfolgenden Quartalen keinen operativen Gewinn mehr ausweisen können. Im Oktober 2015, bei der Vorlage seiner vorläufigen Zahlen für das 3. Quartal 2015, rühmte sich Solarworld damit, dass im September des abgelaufenen Jahres erstmals seit Anfang 2012 immerhin auf monatlicher Basis wieder ein positives Betriebsergebnis erzielt werden konnte, wie Fischbeck anmerkt. Allerdings habe dies noch nicht ausgereicht, um auch auf Quartalsbasis einen Gewinn zu erzielen. Daher musste der Solarworld-Vorstand auch sein ursprüngliches Ziel aufgegeben, für das Gesamtjahr 2015 ein ausgeglichenes operatives Ergebnis zu erreichen. Nach den ersten neun Monaten 2015 betrug der operative Verlust bei Solarworld immerhin mehr als 18 Millionen Euro. Allerdings schaffte der Hersteller im 4. Quartal 2015 mit der Auslieferung von mehr als 350 Megawatt seiner Solarmodule und Photovoltaik-Kits einen neuen Rekord, wie Fischbeck analysiert. Dabei habe das Unternehmen einen operativen Gewinn von 8,0 Millionen Euro erzielen können, was einer operativen Marge von 3,5 Prozent entspreche.

Durchschnittlicher Verkaufspreis für Wechselrichter fällt weiter

Beim Umsatz für 2016 liegen die Erwartungen bei SMA in einem ähnlichen Bereich wie im vergangenen Jahr und damit bei etwa einer Milliarde Euro. „Trotz des weiter anhaltenden Rückgangs der durchschnittlichen Verkaufspreise pro Watt im Jahr 2016 in einem zweistelligen Prozentbereich, erwartet das Unternehmen in diesem Jahr eine operative Marge von acht bis zwölf Prozent zu erreichen“, so Fischbeck. Bereits seit 2009 habe SMA jährlich einen zweistelligen prozentualen Rückgang der durchschnittlichen Verkaufspreise je Watt Wechselrichterleistung zu verzeichnen gehabt. 2015 lag die Preiserosion bei SMA mit -15,5 Prozent nur knapp unter dem bisherigen Höchstwert in der Unternehmensgeschichte von -16,7 Prozent, welcher in 2013 zu verkraften war.

Neben dem Preisdruck sieht Fischbeck aber noch einen zweiten wichtigen Faktor, der die Geschäftszahlen von SMA beeinflusst. So habe das hessische Photovoltaik-Unternehmen das stärkste Umsatzwachstum mit 48 Prozent im Segment der Photovoltaik-Kraftwerke verzeichnen können. Im Bereich der gewerblichen Photovoltaik-Dachanlagen sei der Umsatz im Vergleich zu 2014 um etwa 30 Prozent gestiegen, während er im Privatkundensegment nahezu stabil geblieben sei. Die höchsten Preise je Watt Wechselrichterleistung ließen sich aber eben bei Photovoltaik-Wechselrichtern für private Dachanlagen erzielen. Rund 25 Prozent seines Umsatzes habe SMA damit 2015 erreichen können, so Fischbecks Analyse. Die Zentralwechselrichter für die Solarparks trugen hingegen fast 42 Prozent bei. Gegenüber 2014 war der Anteil der Umsätze, die SMA mit Photovoltaik-Wechselrichtern für private Dachanlagen erzielt hat, damit um sechs Prozentpunkte niedriger, wohingegen der Anteil der Umsätze mit Zentralwechselrichtern am Gesamtunternehmensumsatz um fast sieben Prozentpunkte angestiegen ist.

Hohe Marktanteile für SMA und Solarworld in den USA

Dennoch bedeutet ein niedrigerer Durchschnittspreis pro Watt Wechselrichterleistung nicht automatisch eine geringere Profitabilität des Geschäfts mit Zentralwechselrichtern im Vergleich zu den Strangwechselrichtern für Dachanlagen, wie Fischbeck erklärt. Das Gegenteil sei bei SMA der Fall: Wenn es nach den Margen geht, war das Kraftwerkssegment bislang immer lukrativer als das Geschäft mit Strangwechselrichtern. Die starke Positionierung im Kraftwerksgeschäft in den USA habe dem deutschen Unternehmen daher auch zu der schnellen Rückkehr zur Profitabilität verholfen. Fischbeck schätzt den SMA-Marktanteil an dem dortigen Geschäft auf mehr als 40 Prozent. Die höheren Absatzmengen in den US-Markt allein hätten nach seiner Ansicht allerdings noch nicht für die Rückkehr in die Gewinnzone ausgereicht.

Ähnlich wie SMA ist auch Solarworld stark auf dem US-Photovoltaik-Markt positioniert. Im vergangenen Jahr habe der Hersteller eine Steigerung von 33 Prozent bei seinen ausgelieferten Photovoltaik-Komponenten verzeichnen können. Etwa die Hälfte der 1,16 Gigawatt gingen dabei in die USA. Damit komme Solarworld auf einen „beeindruckenden Marktanteil“ von 18 bis 20 Prozent bei privaten und gewerblichen Dachanlagen in den USA, sagt Fischbeck. Angesichts des hohen Auftragsbestands zum Jahreswechsel geht der Vorstand von einem weiteren Anstieg des Absatzes um 20 bis 30 Prozent in diesem Jahr aus. Resultierend aus dieser Steigerung könnte sich für den Fall, dass das obere Ende der Prognose erreicht wird, der Umsatz wieder auf eine Milliarden Euro erhöhen. Fischbeck hält angesichts der besseren Auslastung der Produktionskapazitäten, welche sich aus den höheren Absatzmengen ergibt, das Ziel von Solarworld, in diesem Jahr ein positives EBIT-Ergebnis im zweistelligen Millionenbereich zu erzielen, für „nicht zu ehrgeizig“.
Der Schlüssel für den Erfolg von SMA ist nach Ansicht von Fischbeck, dass der Wechselrichter-Hersteller aus dem hessischen Niestetal sowohl den Kraftwerks- als auch den Dachanlagenmarkt „mit maßgeschneiderten Lösungen“ bedienen kann. Erstmals seit 2010 habe der Hersteller wieder einen Anstieg seiner jährlichen Auslieferungen verzeichnen können. Mit einem Wachstum von 44 Prozent auf 7,26 Gigawatt Wechselrichter-Leistung kann sich dieser sehen lassen, so die Einschätzung von Fischbeck. Diese Leistung sei umso bemerkenswerter, da SMA im vergangenen Jahr seine Mitarbeiterzahl um rund 30 Prozent reduziert habe – von rund 5000 auf 3600 –, um seine Fixkosten zu senken. Mit einem Abbau von 40 Prozent seien von den Stellenkürzungen besonders die Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie die Verwaltung betroffen gewesen. Im Bereich Vertrieb und Marketing habe das Unternehmen etwa ein Viertel der Mitarbeiter eingespart.

Mit seinem optimistischen Ausblick für 2016 scheint SMA das Schlimmste hinter sich zu haben. Trotz des anhaltenden Preisdrucks im Wechselrichtermarkt ist der Hersteller derzeit gut positioniert, um seine Marktanteile gerade in den lukrativen Segmenten wieder auszubauen, so die Einschätzung von Götz Fischbeck. Hierzu trägt insbesondere das für 2016 erwartete starke Wachstum der Photovoltaik-Installationen in den USA bei.

Mittelfristige Prognose für Solarworld „weniger klar“

Die mittelfristigen Aussichten für Solarworld sind Fischbeck zufolge dagegen „weniger klar“. Einerseits werde das Unternehmen von der Verlängerung der Steuervergünstigungen (ITC) in den USA für weitere fünf Jahre profitieren können. Diese Entscheidung des US-Kongresses Ende vergangenen Jahres habe den Grundstein für ein weiteres Wachstum des privaten und gewerblichen Dachanlagen-Marktes in den kommenden Jahren gelegt. Dies sei klar positiv für Solarworld, sagt Fischbeck. Auf der anderen Seite machen die Märkte in den USA und Europa etwa 90 Prozent des Umsatzes des Bonner Solarkonzerns aus. In beiden Regionen hat eine von Solarworld-geführte Allianz lokaler Hersteller die Verhängung von Importzöllen oder Mindestimportpreisen für Zellen und Solarmodule aus China und Taiwan durchsetzen können. Momentan sei aber unklar, ob diese Regelungen über das Jahr 2016 hinaus verlängert würden. Jede Lockerung der Zölle oder Mindestimportpreise hätte für Solarworld einen höheren Preisdruck in seinen Schlüsselmärkten zu Folge, analysiert Fischbeck. Als Ergebnis könnte dies zu einem Verlust an Marktanteilen oder einer geringeren Profitabilität infolge sinkender Verkaufspreise für Solarworld führen. Dies ist Fischbeck zufolge zugleich die „größte Bedrohung“ für eine weitere wirtschaftliche Erholung des Unternehmens.

Die Original-Analysen von Götz Fischbeck finden Sie aufwww.pv-magazine.com. In der Märzausgabe des englischsprachigen pv magazine wird er eine noch ausführliche Betrachtung der Geschäftsentwicklung von SMA veröffentlichen.

Links zu den Original-Anlysen:Back in black: SolarWorld provides optimistic outlook for 2016Is SMA out of the woods? Outlook for 2016 is promisingÜbersetzt und bearbeitet von Sandra Enkhardt.

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