Erst ging die schwedische Modulgesellschaft in Konkurs, nun musste auch die norwegische Mutter Insolvenz anmelden. Auch die deutschen Tochtergesellschaften des skandinavischen Photovoltaik-Herstellers sind davon betroffen. Die ITS Innotech Solar Module GmbH und die ITS Halle Cell GmbH haben am Mittwoch beim Amtsgericht Halle einen vorläufigen Insolvenzantrag gestellt, die Energiebau Solar Power GmbH beim Amtsgericht Köln.
Insgesamt sind laut Unternehmen 120 Mitarbeiter von der Insolvenz der drei deutschen Tochtergesellschaften der Innotech Gruppe betroffen. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind bis einschließlich Mai 2015 über das Insolvenzgeld abgesichert. In Halle wurde Rüdiger Bauch von Schultze & Braun zum vorläufigen Insolvenzverwalter von ITS Innotech Solar Module und ITS Halle Cell bestellt. Er soll das Verfahren im Interesse der Gläubiger beaufsichtigen und den Sanierungskurs begleiten. Für Energiebau Solar Power wurde in Köln noch kein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt.
Häufige Konzeptwechsel der Politik
„Obwohl wir über einen einzigartigen Optimierungsprozess für Solarzellen verfügen und ausgezeichnete Mitarbeiter und Investoren uns lange unterstützt haben, ist uns der Aufbau der nötigen finanziellen Stabilität nicht gelungen“, erklärt Jerry Stokes, CEO von Innotech Solar AS. Diese Stabilität sei jedoch in den stürmischen Zeiten in der Photovoltaik-Industrie unverzichtbar. „Nach meiner Einschätzung ist nicht unser Geschäftsmodell für das Scheitern verantwortlich, sondern die generelle Unsicherheit im europäischen PV-Markt sowie die häufigen Konzeptwechsel der Politik.“
Auch das bis vor kurzem wenig harte Durchgreifen der Europäischen Union bezüglich des Minimum Import Preises für Module aus China und der saisonbedingte Nachfragerückgang in den vergangenen Monaten hätten ihren Teil zur finanziellen Destabilisierung beigetragen. „Wir sind davon überzeugt, dass führende Zellunternehmen großes Interesse an unserem Optimierungsprozess haben werden. Wenn sie dieses patentierte Verfahren in ihren eigenen Produktionslinien einsetzen, können sie große Profite erwirtschaften“, so Stokes weiter.
Energiebau hatte sich erst vor zwölf Wochen der Innotech Gruppe angeschlossen. „In dieser schwierigen Marktsituation Innotech Solar als Investor zu finden, war für uns ein wichtiger Schritt für das Fortbestehen von Energiebau. Die Kombination Photovoltaik-Großhandel und Herstellervertrieb hatte bereits erste Erfolge erzielt, die Verbindung von Innotech und Energiebau schien perfekt“, erklärt Michael Schäfer, Geschäftsführer von Energiebau Solar Power. Nun müsse man der Realität ins Auge sehen. „In jedem Fall möchte ich den alten und selbstverständlich auch den neuen Kollegen für ihre Unterstützung und kooperative Zusammenarbeit danken”, sagt Schäfer.
Weitere Herausforderungen für Innotec
Innotech Solar verfolgt einen sehr einzigartigen Ansatz in der Solarindustrie – es bereitet Ausschussware anderer Zellhersteller auf und fertigt aus den Zellen dann Solarmodule. Als erstes hatte die schwedische Modultocher Swemodule AB vor rund zwei Wochen Insolvenz anmelden müssen. Dort soll die Produktion bereits seit Mitte Dezember stillgestanden haben.
Der Analyst Götz Fischbeck von Smart Solar Consulting vermutet verschiedene Gründe hinter den Schwierigkeiten von Innotech. Zum einen hätten dem Photovoltaik-Hersteller die Skaleneffekte in der Produktion gefehlt. Zum anderen sei der kommerzielle Dach- und Großanlagenmarkt in Deutschland und Europa in den vergangenen Monaten stark eingebrochen. „Hinzu kommt, dass viele Solarzellen-Hersteller in Europa in den vergangenen Jahren vom Markt verschwunden sind“, sagt Fischbeck. Zuletzt hatte Hanwha-Q-Cells, ein wichtiger Partner von Innotech Solar, seine Zellproduktion in Deutschland beendet, um sie an den kostengünstigeren Standort Malaysia zu verlagern. Damit sei es für Innotech Solar aufwändiger und wahrscheinlich auch teurer geworden, an die benötigten Ausschusszellen zu kommen. (Mirco Sieg/Sandra Enkhardt)
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