„Solon ist alles andere als tot“

Teilen

Die Ankündigung kam am Donnerstagabend: Die Solon Gruppe verlegt ihren Hauptsitz von Berlin nach Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Die Entscheidung kam überraschend und auch wieder nicht – denn vor fast genau zwei Jahren hatte das indisch-arabische Unternehmen Microsol den damals insolventen Berliner Photovoltaik-Hersteller übernommen. Danach baute Microsol in Fudschaira eine Fabrik – auch mit Know-how-Unterstützung aus Berlin – mit eine Kapazität von 300 Megawatt auf. In dem Berliner Werk lief es hingegen mehr schlecht als recht. Es gab in den vergangenen Monaten immer wieder Meldungen von Linienstilllegungen und Materialengpässen. Nun am gestrigen Abend die Quitting: Der Berliner Standort wird komplett abgewickelt.

„Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen und ist eine große Enttäuschung für alle“, sagte der Berliner Betriebsstättenleiter und ehemalige Solon-Vorstand Lars Podlowski in einem Pressegespräch am Freitag. Dies gelte auch für ihn persönlich, da er immerhin seit 15 Jahren für Solon tätig sei. Doch das Berliner Werk sei defizitär gewesen und eine Rückkehr zur Profitabilität schien nicht in Sicht, begründet Podlowski. Er konnte allerdings zunächst die Verluste nicht konkret beziffern. Die Entscheidung für die Stilllegung zu Ende April sei nun sehr kurzfristig gefallen. „Doch Solon ist alles andere als tot, sondern wird eher erwachsen“, sagt Podlowski weiter. Zwar werde Solon auch künftig weiter auf dem deutschen Markt aktiv sein, zugleich sei das Unternehmen mit der Verlagerung näher an den neuen internationalen Photovoltaik-Wachstumsmärkten sein. Zugleich gehe mit dem Abschied aus Berlin auch eine Ära zu Ende, die Podlowski aber lieber als Aufbruch in eine neue Ära verkaufen will.

Die rund 230 Mitarbeiter in Berlin, die von der Schließung des Standorts betroffen sind, seien am Donnerstagnachmittag informiert worden, sagt Podlowski weiter. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat sollen noch am heutigen Freitag beginnen. Es werde eine „geordnete Schließung“ geben. Alle Kündigungsfristen sollen gewahrt werden und die Verbindlichkeiten beglichen werden. „Wir werden keine Scherben hinterlassen“, wie er betont. Ihm liege die Zukunft der Mitarbeiter sehr am Herzen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass einige Mitarbeiter mit in die Vereinigten Arabischen Emirate gingen. Aber den Verhandlungen mit dem Betriebsrat wollte Podlowski nicht vorgreifen. Ebensowenig wollte er sich zu seiner persönlichen Zukunft bei Solon äußern. Eine Transfergesellschaft wird es aller Voraussicht nach für die Mitarbeiter in Berlin nicht geben.

Was bleibt von Solon? Künftig sollen im Werk in Greifswald weiter über den Partner ML&S Solon-Module gefertigt werden. Derzeit seien dies je nach Nachfrage zwischen drei und fünf Megawatt im Monat, sagt Podlowski. Zudem wird derzeit über weitere Forschung in Berlin nachgedacht. Doch die genaue Ausgestaltung stehe noch nicht fest. In Italien wird zudem eine europäische Vertriebstochter von Microsol ihren Sitz haben, die dann auch Kunden auf dem deutschen Markt mit bedienen wird, wie er weiter sagt. Alles andere wird sich künftig in Fudschaira abspielen, das nahe Dubai liegt. Dort steht eine Fabrik mit einer Kapazität von 300 Megawatt, die maßgeblich mit Unterstützung der Berliner Mitarbeiter aufgebaut wurde. Die Auslastung und Profitabilität des Werks – in dem die Marke Solon künftig weiterleben soll – sind gut, wie Podlowski bekräftigt. (Sandra Enkhardt)

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Teilen

Ähnlicher Inhalt

An anderer Stelle auf pv magazine...

Schreibe einen Kommentar

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit dem Absenden dieses Formulars stimmen Sie zu, dass das pv magazine Ihre Daten für die Veröffentlichung Ihres Kommentars verwendet.

Ihre persönlichen Daten werden nur zum Zwecke der Spam-Filterung an Dritte weitergegeben oder wenn dies für die technische Wartung der Website notwendig ist. Eine darüber hinausgehende Weitergabe an Dritte findet nicht statt, es sei denn, dies ist aufgrund anwendbarer Datenschutzbestimmungen gerechtfertigt oder ist die pv magazine gesetzlich dazu verpflichtet.

Sie können diese Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. In diesem Fall werden Ihre personenbezogenen Daten unverzüglich gelöscht. Andernfalls werden Ihre Daten gelöscht, wenn das pv magazine Ihre Anfrage bearbeitet oder der Zweck der Datenspeicherung erfüllt ist.

Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.