Intersolar: Haus statt Modul

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Ein typisches Setting an den diesjährigen Intersolar-Ständen war ein symbolisiertes Haus. Darin steht typischerweise ein Speicher und ein irgendwie gearteter Energiemanager, manchmal in Form eines mehr oder weniger großen Bildschirms, manchmal in Form eines iPads, das als Interface dient.

Besonders konsequent macht das Solarwatt. „Bei uns finden Sie kein einziges Modul“, sagt Detlev Neuhaus während der Pressekonferenz. Ehemals sah sich das Unternehmen als Modulhersteller, heute sieht es sich als Systemanbieter. Module werden zwar weiter hergestellt, sie werden auch als die „Kernkompetenz“ gesehen, durch die sie hochqualitativ sind, doch die Einbindung ist eben noch wichtiger. Bei SMA sieht es auf dem Stand übrigens ähnlich aus, nur ohne Module, bei Speicherherstellern und Großhändlern, die inzwischen alle einen Speicher anbieten, sowieso.

Interessant dürfte sein, wie sich in dieser Situation die Grenzen zwischen Großhandel und Herstellern entwickeln. In dem Maße, in dem Hersteller Komponenten zukaufen und Systemanbieter werden, verkaufen beide das ähnliche Produkt. Wir sehen das kritisch, sagt zum Beispiel Thomas Rust, Geschäftsführer des Großhändlers AS Solar, der auch Solarwatt-Module im Programm hat. Für sein Geschäftsmodell des dreistufigen Vertriebs muss ihm der Hersteller einen Platz lassen, sonst muss er ihn aus dem Programm nehmen.

Speichersysteme

Auch AS Solar bietet Speichersysteme an, die jetzt auchin unserer Speicherübersicht enthalten sind. Schon seit längerem kooperiert das Unternehmen dazu mit dem Speicherhersteller E3DC.

Bei den Speichersytemen gibt es etliche Unterschiede, einige sichtbar, andere nicht. Prosol hat etwa alle Anschlüsse in einer ausziehbaren Schublade zusammengefasst. Geschäftsführer Torsten Stiefenhofer hät diese Vereinfachung für Installateure für sehr wichtig. Weniger sichtbar ist zum Beispiel, wie gut sich Systeme zur Netzstützung eignen. Laut SMA Technologievorstand Roland Grebe ist es ein wichtiger Parameter, wie schnell ein Speichersystem auf externe Signale reagieren kann.

Auch beim Energiemanagement sieht Grebe Unterschiede zwischen den Systemen. SMA will in die automatisierte Entscheidung, ob etwa die Waschmaschine eingeschaltet wird, Solarstromprognosen mit einbeziehen. Er stellt die Frage, ob das System nicht sogar die Wolke sieht, die von Ferne herangezogen kommt. Im Prinzip kann das zum Beispiel über Überwachungsportale geschehen. Dort lässt sich sofort erkennen, wo in der Nachbarschaft Unwetter oder Wolken bereits den Ertrag reduziert haben. An diesem Punkt haben Hersteller wie SMA natürlich einen Vorteil, da sie einen großen Pool an Anlagen in ihrem Überwachungsportal haben.

Die Energiemanager entwickeln viele Anbieter von Speichersystemen selber. So zum Beispiel auch AS Solar. AS Solar Experte Jens Rahmhorst sieht noch einen Haken daran, Wetterprognosen einzubinden. Diese kosten die Kunden ab 30 Euro im Monat. Die Frage ist, wie viel Gewinn dadurch verloren geht, dass die Prognosen nicht berücksichtigt werden. Er gibt dem System anders vor, wann der Speicher geladen werden soll und wann noch nicht, um später genug freie Kapazität zu haben, wenn auf 60 oder 70 der Nennleistung abgeregelt werden muss. Außerdem kann er dazu eine Wärmepumpe einbinden.

Die meisten Systeme arbeiten zurzeit mit Funksteckdosen, die über WLAN oder Bluetooth vom Energiemanager gesteuert werden. Das könnte sich in Zukunft ändern. SMA kann etwa schon direkt mit Miele Haushaltsgeräten kommunizieren. Damit das auch für Geräte anderer Hersteller geht, diskutieren Experten im Konsortium EEBus jetzt an einem Standard für ein „Vernetzungskonzept von Smart Grid und Smart Home“, das Funksteckdosen dann überflüssig macht, weil die Geräte dann direkt über das Internet gesteuert werden können.

Was die Speichergröße angeht, bieten zwei Hersteller jetzt übrigens ähnliches wie SMA an. Bei Power One hängt ein Speicherwechselrichter, der im Herbst auf den Markt kommen soll, der dem SMA Gerät sehr ähnlich sieht. Das Unternehmen wartet übrigens noch auf das OK der Kartellbehörden, damit die Übernahme durch ABB vollzogen werden kann. Auch Solaredge hat ein Speicher in der Größenordnung entwickelt, der an die eigenen Wechselrichter angeflanscht werden kann.

Wechselrichter

Es gibt jedoch auch immer noch Wechselrichterhersteller, die bewusst keine Speicher anbieten wollen. „Wir glauben, die Lösungen stoßen zwar auf großes Interesse, sind aber noch nicht wirtschaftlich", sagt Dirk Leinweber, Direktor Sales Deutschland bei Danfoss. Er setzt auf einfache Lösungen. So sei es auch möglich, mit dem Wechselrichter ohne zusätzliches Energiemanagement so abzuregeln, dass die 70 Prozent Regel unter Berücksichtigung der Verbraucher eingehalten wird. Das würde auch gehen, wenn in einem System mehrere Stringwechselrichter eingebaut sind, die koordiniert werden müssen.

Sputnik, Hersteller der Solarmax-Wechselrichter, hält für Käufer die Möglichkeit immerhin offen, später auf den Speicherzug aufzuspringen. Das Unternehmen hat einen Wechselrichter vorgestellt, der mit und ohne Management für ein gleichstromgekoppeltes DC-Speichersystem erhältlich ist. Für den Kunden sei dies vorteilhaft, da er das Gerät zunächst in der einfachen Variante kaufen kann. Soll zu einem  späteren Zeitpunkt ein Batteriespeicher nachgerüstet werden, kann der Wechselrichter ohne viel Aufwand um die Komponente für Anschluss und Steuerung des Speichers erweitert werden.

Bei Fronius steht derzeit die Verbesserung der Kommunikation der Wechselrichter im Vordergrund. Hausnetze und intelligente Stromnetze sollen zukünftig besser unterstützt werden. Smart Grid Ready heißt das neuen Konzept. Auch wenn es noch nicht flächendeckend Smart Meter gibt, „wir machen unsere Wechselrichter schon jetzt fit für das Stromnetz der Zukunft“, sagt Experte Martin Heidl.

Trend bei Modulen

Solarwatt ist zwar Systemanbieter. Doch auch bei den Modulen setzt das Unternehmen Maßstäbe. Die wichtige Neuerung ist, dass die beiden Gläser besonders hart und dünner als zwei Millimeter sind. Dadurch wiegen diese Module nicht mehr als klassische Glas-Folie-Module und haben gleichzeitig den Vorteil, dass sie haltbarer sind. Letztes Jahr hatte als erstes Centrosolar ein Prototyp vorgestellt. Jetzt haben unter anderem Solarwatt, Solarworld und Yingli ebenfalls solche Module angekündigt. Solarwatt-Chef Neuhaus rät jedoch zu hinterfragen, ob die Firmen wirklich liefern können.

Solarwatt zeigt zu den Modulen einen Film, bei dem sie mit 9000 Pascal Druck belastet, dass ist fast doppelt soviel wie in der Norm gefordert, und gleichzeitig mit Elektrolumineszenz durchleuchtet wird. In den Elektrolumineszenzaufnahmen zeigen sich keine Risse, während beim konventionellen Glas-Folie-Modul von Solarwatt eine Zelle nach der anderen kaputtgeht.

In der Halle, in der vor allem asiatische Hersteller ausstellen, sieht es dagegen ganz anders aus. Dort dominieren nicht Systeme, sondern Module. Um die beiden Hype-Themen des letzten Jahres – Metal Wrap Through-Zellen und Quasimono-Zellen ist es dieses Jahr still geworden und sie sind nur noch vereinzelt exponiert zu sehen. Bei Quasimono haben sich die Hersteller anscheinend fast alle verschätzt. Es hat sich nach Aussage von Experten gezeigt, dass die erhofften Kosten nicht getroffen werden konnten. Die Kristalle wachsen bei dieser Technologie ähnlich wie polykristalline Kristalle, nur aufbauend auf einem monokristallinen Layer. Ein Problem war, dass dieser öfter ausgetauscht werden musste als gedacht.

Vorne in der Halle befand sich der Stand von Hanwha Q-Cells, neben dem von Hanwha Solarone. Das Unternehmen bietet zwar auch Systeme an, meint damit aber eher Komplettlösungen zur Errichtungen von Photovoltaik-Anlagen. Nach Aussage von Ciro Ahumada, Global Head of Sales, haben sie trotzdem gut verkauft. Die Zelllinie in Malaysia werde sogar von 800 Megawatt Kapazität auf 900 aufgebaut. Etwa 15 Prozent der Verkäufe gingen nach Deutschland, 15 Prozent in den Rest Europas und 30 Prozent nach Japan. Nächstes Jahr solle das Unternehmen wieder schwarze Zahlen schreiben. (Michael Fuhs, Mirco Sieg)

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