Wie genau soll es sein?

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Chefredakteur Michael Fuhs: Herr Lohse, Sie sind mit Ihrem mobilen Testlabor ziemlich viel unterwegs, und Sie sagen: Kunden wollen oft die Leistungsmessung. Was wollen die Kunden mit den Daten machen, die Sie mit Ihrem mobilen Testgerät messen?

Erik Lohse: In der Tat haben wir mit unseren Partnern im vergangenen Jahr einige zehntausend Module geprüft. Viele Kunden schauen sich automatisch erst einmal die Leistungswerte an, die wir messen. Wir machen allerdings grundsätzlich immer eine kombinierte Messung aus Kennlinienmessung und Elektrolumineszenz. Die Elektrolumineszenz ist für uns, gerade im Hinblick auf die Leistung des Moduls nach einigen Jahren, sehr wichtig.

Fuhs: Bleiben wir trotzdem zunächst bei der Leistungsmessung. Was machen die Kunden mit den Daten?

Lohse: Wir haben Kunden, die wissen wollen, ob die Leistungsdaten bei neuen Modulen mit den Angaben des Herstellers übereinstimmen. Zum anderen haben wir Kunden, die gebrauchte Module gemessen haben wollen. Das ist der Fall bei Anlagen mit Problemen und bei der Bewertung von Anlagen.

Fuhs: Wollen die Kunden mit den Ergebnissen dann auch zu den Modulherstellern gehen und die Daten dafür nutzen, Garantien in Anspruch zu nehmen?

Lohse: Im Prinzip ja. Bei den vielen fabrikneuen Modulen, die wir gemessen haben, haben wir bisher nur sehr wenige Module gefunden, bei denen nur der Leistungswert zu niedrig war. Der Vorteil ist, wenn wir Minderleistung feststellen, können wir über die kombinierte Messung oft gleich die Ursache für die Minderleistung eingrenzen und dokumentieren, was die Reklamation deutlich vereinfacht.

Fuhs: Herr Vaaßen, sehen Sie das auch so?

Willi Vaaßen: Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass die Hauptursache für festgestellte Minderleistungen bei neuen PV-Modulen nach unserer Erfahrung oft überhöhte Typenschildangaben im Vergleich zur tatsächlichen Leistung der Module sind. Bevor sich Mikrorisse auf die Leistung auswirken, müssen nach unseren Untersuchungen schon erhebliche Schädigungen vorliegen, die natürlich auch vorkommen. Für eine Reklamation wegen Minderleistung eines Moduls ist eine genaue STC-Messung zwingend erforderlich, da sich die Garantiebedingungen des Herstellers darauf beziehen. EL ist zwar ein gutes Analyseverfahren, aber EL-Bilder sind nicht belastbar, da keine Korrelation zwischen Zellbrüchen und Leistung besteht. Zwischen Zellteilen kann es immer noch einen elektrischen Kontakt geben. Zellbrüche sind in der Regel nicht Bestandteil der Garantiebedingungen. Qualitätsmängel durch Zellbrüche gehen auch nicht automatisch zu Lasten des Herstellers, da unklar ist, ob sie in der Produktion, auf dem Transport oder, sofern die Feldmessung nach der Deinstallation der gegebenenfalls schon installierten Module durchgeführt wurde, auch bei der Installation entstanden sein könnten.

Fuhs: Herr Lohse, Sie haben einen LED-Flasher. Der hat ein anderes Lichtspektrum als ein deutlich größerer Xenon-Flasher in einem Prüflabor. Das hat Auswirkungen auf den spektralen Mismatch und damit auf die Messunsicherheit, die Sie haben. Wie groß ist Ihre Messunsicherheit?

Lohse: Unsere Messunsicherheit bestimmt sich unter anderem daraus, was wir als Referenz verwenden. Für die gute Grundgenauigkeit verwenden wir die eingebauten Referenzzellen. Wir haben hier eine Poly- und eine Monozelle. Damit erreichen wir unter den von uns empfohlenen Testbedingungen für normale Poly-/Monomodule eine Genauigkeit von plus/minus fünf Prozent. Die Genauigkeit lässt sich steigern, wenn wir als Referenz eines der Module nehmen, das wir im Feld vermessen haben. Dieses wird nach unserer Messung mit einem stationären AAA-Flasher unter Laborbedingungen erneut vermessen und dann zur nachträglichen Referenzierung der Messung verwendet. Wir können damit unter geeigneten Bedingungen im Feld reproduzierbar eine Genauigkeit von plus/minus ein Prozent gegen diese Referenz erreichen. Ein LED-Flasher hat mehrere Vorteile gegenüber einem Xenon-Flasher: Er ist vor allen Dingen zeitlich stabil. Damit erreicht man eine hervorragende Wiederholgenauigkeit der Messung, was die Basis für eine vernünftige Referenzierung ist.

Fuhs: Was für ein Lichtspektrum haben Sie?

Lohse: Unser LED-Flasher, wie auch die der meisten Mitbewerber im Bereich der mobilen Labore, hat nicht das volle AM-1,5-Spektrum, sondern ein warmweißes Spektrum. Der Fokus der Entwicklung war es nicht, die Labormessung in einer Form, wie sie zum Beispiel der TÜV Rheinland derzeit macht, mit Messgenauigkeiten von plus/minus zwei Prozent ins Feld zu bringen. Er ist vor allem dazu gemacht, große Volumen zu günstigen Preisen mit im Feld bestmöglichen Messgenauigkeiten – besser plus/minus fünf Prozent – zu vermessen. Die Messgenauigkeit ist in vielen Fällen besser und reproduzierbarer als bei einer Leistungsmessung im Feld mit einem Kennlinienmessgerät.

Fuhs: Sagen wir mal, der TÜV misst die Referenz auf zwei Prozent genau. Sie messen dann auf ein Prozent genau gegenüber der Referenz. Dann müsste Ihre Messunsicherheit bei drei Prozent liegen.

Lohse: Prinzipiell ja. Praktisch halte ich plus/minus drei Prozent Messunsicherheit nur unter sehr geeigneten Bedingungen für erreichbar.

Fuhs: Herr Vaaßen, halten Sie plus/minus fünf Prozent mit den internen Referenzzellen und plus/minus drei Prozent mit nachgemessener Referenz für machbar?

Vaaßen: Ich halte beides für wesentlich zu optimistisch und möchte es zunächst mit unseren kalkulierten Messunsicherheiten im Labor vergleichen. Der Messunsicherheitsbeitrag durch unsere verwendete Primärreferenz beträgt 0,5 Prozent, unsere Gesamtmessunsicherheit 2 bis 2,5 Prozent, das ist abhängig vom Messaufwand. Der Messunsicherheitsbeitrag über die Lichtquelle, das Messverfahren und die äußeren Bedingungen im Labor beträgt also 1,5 bis 2 Prozent. Es liegt also auf der Hand, dass man im Feld nicht mit einem Prozent auskommen kann, sondern einen wesentlich höheren Messunsicherheitsbeitrag haben muss. Im Gegensatz zur Labormessung, bei der die Testbedingungen kontrolliert werden können, gibt es bei der Feldmessung Einflussfaktoren, die sich gravierend auf die Messunsicherheit auswirken können. Zum Beispiel der spektrale Mismatchfehler, Messfehler infolge von Temperaturgradienten im Modul bei punktueller Temperaturmessung, eine niedrige Modultemperatur, die eine große Korrektur der Messung auf 25 Grad Celsius erforderlich macht, und nicht zuletzt Messfehler, die durch den hohen diffusen Lichtanteil auftreten, wenn der optische Aufbau des Testmoduls von dem der Referenzzelle abweicht.

Lohse: Sie haben schon recht, dass die Bedingungen vor Ort nicht mit dem stationären Labor vergleichbar sind. Natürlich haben wir kein klimatisiertes Labor, aber wir wollen am Ende ja auch nicht um ein Prozent Messgenauigkeit feilschen. Wir wollen vor allem die Fehler finden, die Sie im Labor nicht finden, weil die Stichprobe zu klein ist.

Fuhs: Herr Vaaßen, reicht denn eine Genauigkeit von plus/minus fünf Prozent ohne Referenz aus, um zu entscheiden, welches Modul mit anderen Methoden weiter untersucht wird, um Fehler zu finden?

Vaaßen: Wie gesagt, ich bezweifle, dass plus/minus fünf Prozent über die gesamte Bandbreite der kristallinen Modultechnologien erreicht werden können. Aus meiner Sicht gibt es heute keine ausreichende Datenbasis, um eine generelle Aussage hierzu treffen zu können. Ich würde eher einen Kriterienkatalog für Auffälligkeiten in der Leistungskennlinie infolge Zellbruch, potenzialinduzierter Degradation oder defekter Bypassdiode festlegen. Die Messung kommt dann eher einer Funktionskontrolle gleich, und die Messunsicherheit spielt eine untergeordnete Rolle. Die kombinierte EL-Untersuchung gibt sicherlich weitere Hinweise über mögliche Qualitätsmängel des Moduls.

Fuhs: Herr Lohse, sehen Sie das auch so?

Lohse: Unsere Erfahrung zeigt, dass das mobile MBJ-Testcenter mittlerweile ein anerkanntes System für Reklamationsansprüche hinsichtlich der gemessenen Modulleistung im Rahmen unserer Messgenauigkeit und in Kombination mit den Elektrolumineszenzaufnahmen, also zur Bewertung der Modulqualität, ist. Sicherlich gibt es Hersteller, die haben da kein großes Interesse und verwehren sich gegen alles. Aber das sind die Hersteller, die morgen vielleicht auch nicht mehr am Markt sind. Wir haben eine sehr gute Akzeptanz der Ergebnisse unseres mobilen Testcenters bei nahezu allen Akteuren in der Solarbranche – Banken, Versicherungen, Hersteller, EPCs als auch Endkunden – im Rahmen der Untersuchung von Neu- und Bestandsmodulen.

Fuhs: Was müsste Herr Lohse jetzt noch machen, damit er Sie, Herr Vaaßen, von dem geringen Wert für die Messunsicherheit überzeugt.

Vaaßen: Es müsste eine sehr detaillierte Messunsicherheitsbetrachtung geben, bei der alle diese Messfehler, die man bei diesen Messungen im Feld macht, berücksichtigt werden und dann eine Gesamtmessunsicherheit errechnet wird. Diese Gesamtmessunsicherheit muss zwingend jeder gemessenen Leistungsangabe zugefügt werden und ist somit Teil des Leistungsmesswertes. Wenn ich das einmal mit den Berechnungen bei uns im Prüflabor vergleiche: Wir haben mittlerweile einiges getan, auch um die zwei Prozent Messunsicherheit wirklich zu erreichen. Die erreichen wir nur, wenn wir auch die spektrale Empfindlichkeit des Produktes feststellen. Sie sagen, Sie messen auf drei Prozent genau, wie tiefgehend haben Sie das hinterleuchtet?

Lohse: Wir messen auf plus/minus fünf Prozent genau, unter, wie schon gesagt, sehr geeigneten Bedingungen könnten wir prinzipiell plus/minus drei Prozent erreichen. Wir haben dazu im Rahmen der mehr als einjährigen Erprobungsphase unseres Systems ausführliche Untersuchungen gemacht. Wenn wir den spektralen Mismatch korrigieren, halten wir uns an eine entsprechende Norm dazu. Die sagt, der Referenzsensor muss im Aufbau gleich sein wie der zu messende Prüfling. Moderne polykristalline Module und moderne monokristalline Module sind zwar nie vollständig identisch mit den Referenzsensoren, die wir einsetzen. Aber wir machen eine Grundangleichung des spektralen Mismatches auf aktuelle Zelltypen. Wenn Sie neue polykristalline Module von Hersteller A, B oder C nehmen, dann sind die in der spektralen Empfindlichkeit relativ gleich.

Vaaßen: Dem kann ich nicht zustimmen. Unsere Erfahrung mit spektraler Empfindlichkeitsmessung zeigt sehr wohl, dass es deutliche Unterschiede in den Empfindlichkeitskurven kommerzieller Solarmodule gibt, die unter anderem vom Wirkungsgrad bestimmt sind. Auch muss bedacht werden, dass sich Temperatureffekte in der Empfindlichkeitskurve im Wellenlängenbereich oberhalb von 800 Nanometern abspielen, der von weißem LED-Licht nicht abgedeckt wird. Das macht es zwingend erforderlich, dass Referenz und Prüfmuster bei der gleichen Temperatur gemessen werden, um spektrale Mismatchfehler zu minimieren. Sie haben außerdem den Begriff „normentsprechende Vorgehensweise“ genannt. Die kann es bei diesem System nicht geben. Ein LED-Flashersystem mit warmweißem Spektrum ist in keiner Weise normmäßig zu greifen, es ist im Hinblick auf das Spektrum kein Flasher der Klasse A oder B oder C.

Lohse: Dass Referenzmodul und Prüfmuster möglichst bei gleicher Temperatur gemessen werden, versteht sich von selbst. Und dass beide idealerweise vom gleichen Typ sein sollten, ebenso. Es gibt eine Norm zur Korrektur des Spektral-Mismatches, die IEC 60904-7. Und diese Norm beschreibt auch, wie man eine Korrektur über eine vergleichende Messung machen kann.

Vaaßen: Im Prinzip ja. Aber da LED-Flasher über weite Lichtbereiche überhaupt keine spektralen Anteile haben, können die Unterschiede in der spektralen Empfindlichkeit, zum Beispiel im Wellenlängenbereich von 300 bis 400 Nanometer und 800 bis 1.200 Nanometer, zwischen dem Referenzmodul und dem Prüfling nicht festgestellt und korrigiert werden.

Lohse: Die Norm beschreibt Wellenlängen von 400 bis 1.100 Nanometer. Wenn Sie darauf hinauswollen, dass es Modultypen gibt, die beispielsweise ausschließlich in einem Wellenlängenbereich, wo ein warmweißer LED-Flasher kein Licht emittiert, einen Defekt aufweisen, da gebe ich Ihnen recht. Aber das sind eher exotische Modultypen. Ein polykristallines Standardmodul oder ein monokristallines Standardmodul können wir ohne Probleme mit dieser IEC-Norm korrigieren.

Fuhs: Da scheinen die Meinungen ja auseinanderzugehen. Verstehe ich richtig, dass sich hinter der Diskussion die Frage verbirgt, ob man mit einem Flasher, der nicht ein ähnliches Spektrum hat wie ein Xenon-Flasher aus einem Prüflabor, normgerecht messen kann? Beim LED-Flasher auf Basis warmweißer LEDs fehlen ja leider manche Bereiche im Lichtspektrum.

Lohse: Richtig.

Fuhs: Das sind aber Bereiche, wo das polykristalline Modul überhaupt nicht empfindlich ist?

Lohse: Sicherlich ist es dort auch empfindlich, aber eben nur zu einem gewissen Anteil, der sich in etwa proportional zum restlichen Anteil verhält.

Vaaßen: Das sind signifikante Bereiche, die dort fehlen. Normen, die sich mit dem Messen von Solarmodulen beschäftigen, sind die IEC 60904 Teil 1, die IEC 61853 Teil 1 und auch die IEC 61215. Diese schreiben alle vor, dass es zur Leistungsmessung mindestens ein BBB-Flasher sein muss. Dabei steht das eine B für die Klassifizierung des Lichtspektrums. Dieser LED-Flasher ist im Hinblick auf das Lichtspektrum so nicht zu qualifizieren.

Fuhs: Ist das so, Herr Lohse?

Lohse: Das Spektrum ist bei unserem Flasher laut IEC-Norm nicht zu qualifizieren, das ist so. Aber auch ohne das volle Spektrum zu emittieren, messen wir in der Reihenmessung gleiche Module relativ zueinander sehr genau. Und wenn wir einen Abgleich gegen extern kalibrierte Referenzmodule machen, die in ihrer spektralen Empfindlichkeit sehr ähnlich oder gleich den Prüflingen sind, messen wir auch absolut genau.

Fuhs: Ihre Aussage ist, dass das LED-Spektrum zwar Lücken hat und es einen spektralen Mismatch gibt. Wenn ich aber wirklich Module der gleichen Bauart habe, kommt dieser spektrale Mismatch nicht zum Tragen.

Lohse: Genau. In der Vergleichsmessung von Modulen gleicher Bauart ist er nicht relevant.

Fuhs: Sehen Sie das auch so, Herr Vaaßen?

Vaaßen: Nein, ich hatte ja unter anderem bereits auf den spektralen Einfluss durch die Modultemperatur hingewiesen. Sie hatten aber auch gesagt, dass Sie Untersuchungen von gebrauchten oder länger in Betrieb befindlichen Modulen durchführen. Da ist es ja so, dass die Veränderungen, zum Beispiel im Einbettungsmaterial, im Bereich unterhalb von 400 Nanometer stattfinden. Hier messen Sie nicht. Diese Veränderungen können Sie mit Ihrem System prinzipiell nicht sehen.

Fuhs: Das ist jetzt aber schon wieder ein schwierigerer Fall. Erst einmal geht es um den Fall, dass Herr Lohse ganz neue polykristalline Module, 50 oder 100 Stück, durchmisst. Und da sagt Herr Lohse, dass der spektrale Mismatch nicht zum Tragen kommt. Die Frage ist: Wenn Herr Lohse keine Differenz sieht größer als plus/minus ein Prozent, würde man dann auch im Prüflabor beim TÜV Rheinland keine Differenz sehen, die größer ist als plus/minus ein Prozent?

Lohse: In etwa ja, wir bleiben auf jeden Fall innerhalb der kombinierten Toleranzen. Das haben wir an mehreren Fallbeispielen verifizieren lassen. Das Ergebnis war, dass die Abweichungen deutlich innerhalb dieser Toleranzen lagen.

Fuhs: Okay, gehen Sie da mit, Herr Vaaßen?

Vaaßen: Nein. Das kann unter idealen Bedingungen vorkommen, muss es aber nicht und wird es in der Regel auch nicht. Unser Problem ist, dass im Einzelfall die Randbedingungen so stimmen mögen, wie Sie sie eben beschrieben haben. Wenn sie aber, wie in der Realität zu erwarten ist, nicht stimmen und auch niemand die spektralen Empfindlichkeiten der verschiedenen Testmodule kennt, dann ist es problematisch und wird zu wesentlich höheren Abweichungen führen.

Fuhs: Das heißt, Herr Lohse müsste Ihnen im Prinzip eine Studie machen, in der er zeigt, dass das auch mit dem spektralen Verhalten von verschiedenen Fehlerfällen bei einer Reihe von Modulen funktionieren kann?

Vaaßen: Genau. Und das im gesamten Anwendungsbereich des mobilen Messgerätes. Also, wenn Herr Lohse sagt: „Wir messen oberhalb von fünf oder zehn Grad Umgebungstemperatur“, dann eben für diesen Bereich. Sonst eben für einen anderen.

Fuhs: Haben Sie solch eine Studie gemacht, Herr Lohse?

Lohse: Wir haben dazu, wie gesagt, eine Reihe von Untersuchungen gemacht.

Fuhs: Können Sie mir etwas dazu schicken?

Lohse: Ich würde einen anderen Vorschlag machen: Wir sind derzeit dabei, eines unserer Geräte in einem zertifizierten Labor komplett vermessen zu lassen inklusive einer Reihe von Vergleichsmessungen. Die Ergebnisse dieser Prüfung kann ich Ihnen gerne zusenden. Lassen Sie uns bitte wieder die Kurve zurück zum Ausgangspunkt der Diskussion kriegen: Es geht uns im Moment wirklich nicht darum, und da muss ich Herrn Vaaßen etwas widersprechen, immer deutlich besser als auf fünf Prozent genau die Leistung messen zu können. Uns geht es vor allen Dingen darum, die signifikanten Schäden aufzudecken. Und diese sind leider sehr zahlreich zu finden. Die Alternative ist, dass man nicht vor Ort prüft. Dann wird man viele Fehler, die wir heute finden, nicht mehr aufdecken. Da es logistisch und wirtschaftlich wenig Sinn macht, 1.000 Module in ein stationäres Labor zu bringen, gibt es in vielen Fällen zum mobilen Testen keine Alternative.

Fuhs: Wir lange dauert es, 1.000 Module durchzumessen?

Lohse: Dafür brauchen wir mit einem System ungefähr drei Tage. Wenn man zwei Systeme nimmt, schafft man es in ein bis zwei Tagen.

Fuhs: Wenn ich zusammenzähle, was Sie gesagt haben, stellt sich das doch so dar: Gehen wir mal davon aus, Sie finden die ganzen Fehler, die Sie aufgezählt haben – dann brauchen Sie die Leistungsmessung dazu doch nicht.

Lohse: Das stimmt so nicht, denn unsere Kennlinienmessung ist ja nicht eine reine Messung der absoluten Leistung. Wir nehmen während des Flashens eine hochauflösende Stromspannungskennlinie mit über 10.000 Messpunkten auf. Dass das geht, ist einer der Vorzüge des LED-Flashers, der eine sehr lange Belichtungsdauer ermöglicht. Wir sehen dadurch viele Effekte, die wichtiger für die Erkennung von Schädigungen sind als die reine Bestimmung der Leistung. Wir können einen Füllfaktor sehr genau bestimmen, wir sehen eben kleinste Treppen, hervorgerufen durch Inhomogenitäten zwischen den Substrings im Modul. Wir sehen eine Menge durch die hochauflösende Kennlinie, die man mit den konventionellen Xenon-Flashern nur schwer sehen kann.

Fuhs: Dahinter steht das Argument, dass Ihr LED-Blitz länger anhält als der Blitz eines Xenon-Flashers im Prüflabor.

Lohse: Genau. Der LED-Blitz hält 200 Millisekunden an. Ein Xenon-Blitz im Mittel 10 Millisekunden. Wir müssen wesentlich weniger Aufwand in die Aufbereitung der Messdaten stecken und haben eine hohe zeitliche Auflösung. Dadurch können wir sehr viel aus diesen Daten herauslesen.

Fuhs: Sehen Sie das auch so, Herr Vaaßen?

Vaaßen: Es gibt einzelne Module auf dem Markt, wo das gewünscht oder notwendig ist. Das ist der Fall, wenn Sie Module haben, die sehr hoch kapazitiv belastet sind. Da braucht man längere Messzeiten. Man benötigt das aber längst nicht bei allen Modulen. Diejenigen, die kürzere Messzeiten haben, also auch unsere Flashersysteme, können sich damit behelfen, dass die Kennlinie in Abschnitte unterteilt wird und man dann diese Kennlinie sehr präzise messen kann. Das steht dem anderen Verfahren nicht nach. Aber mir fällt einfach zu oft das Wort „hochpräzise“ oder Ähnliches. Ich habe gerade vor kurzem 220 Module geliefert bekommen aus dem Feld. Die sind von zwei verschiedenen mobilen Messinstitutionen, nicht von MBJ oder MBJ-Partnern, vor Ort gemessen worden. Wir haben sie im Labor dann nachgemessen. Es waren fünf verschiedene Produkte. Die Abweichung im Vergleich zu unseren Daten reichte von minus zwei Prozent bis zu plus zehn Prozent. 40 Module lagen im Bereich plus/minus zwei Prozent. Da könnte man sagen, ist die Welt noch irgendwie in Ordnung. Beim Rest der Module war die Abweichung linear verteilt. Es gab genauso viele Module, die bei plus zehn Prozent in der Messung lagen, wie es Module gab, die in einem Bereich von plus vier Prozent lagen. Ganz klar: Es waren keine Module, die Herr Lohse oder einer seiner Partner gemessen hatte. Aber diese Messwerte wurden von Dienstleistern im Feld so eingefahren. Da frage ich mich: Was kann man damit tun? Da ist eine String-Messung, die bei gutem Wetter gemacht wird, genauso aussagefähig wie eine Messung mit einem mobilen Bus, die an sich als hochpräzise verkauft wird, aber absolut nicht ist.

Lohse: Die String-Messung kann sogar aussagekräftiger sein, weil sie bei normalen Betriebsbedingungen gemacht wird. Da gebe ich Ihnen auch recht. Allerdings beziehen Sie sich auf Messungen, die nicht wir gemacht haben. Für mich zeigt das, dass es sehr wichtig ist, dass der Dienstleister und auch das verwendete Gerät für die mobile Prüfung ausreichend qualifiziert sein müssen. Diese beiden Punkte nehmen wir bei MBJ sehr ernst, das sind auch wesentliche Ziele bei unserer Kooperation zur mobilen Vor-Ort-Prüfung mit dem TÜV Süd.

Fuhs: Wir sind jetzt aber wieder einen Schritt zurückgegangen und haben wieder nur über die Leistungsmessung gesprochen. Kommen wir zurück auf die Kennlinienmessung. Mir geht es ja gar nicht darum, womit man die Kennlinie und den Füllfaktor am besten bestimmen kann. Ich frage nur: Kann man diese Werte mit dem LED-Flasher im Feld gut genug bestimmen?

Vaaßen: Es hängt sehr davon ab, was man damit will. Wenn man damit eine Analyse machen will, ob die Produkte möglicherweise geschädigt sind, wie es Herr Lohse ausgeführt hat, dann ist das aus meiner Sicht gut genug. Aber wenn man mit dieser Leistungsmessung irgendetwas bezwecken will, wenn man zum Beispiel den Hersteller dazu bringen will, Minderleistungen anzuerkennen und auszugleichen, dann hat man keine Chance.

Fuhs: Aber wenn Herr Lohse durch die Kennlinienmessung einen schlechten Füllfaktor oder Fehler in der Kennlinie sieht, dann braucht er ja die Leistung nicht mehr, um zum Hersteller zu gehen.

Lohse: Ich brauche dann vor allen Dingen noch die Elektrolumineszenz. Die Ergebnisse der MBJ-Leistungsmessung vor Ort werden von mehreren renommierten Modulherstellern schon jetzt anerkannt, gerade auch in der Kombination mit den EL-Aufnahmen. In sehr speziellen Fällen, wenn es zum Beispiel bis vor ein Gericht geht, um die Reklamationsansprüche beim Hersteller zu erzwingen, mag es notwendig sein, einen Stempel eines anerkannten Prüflabors vorweisen zu können. Da stimme ich Herrn Vaaßen zu. Aber das liegt eher an den Leistungsgarantien, so wie sie in der Vergangenheit und heutzutage leider immer noch abgegeben werden. Diese beziehen sich in der Regel nur auf die STC-Leistungswerte. Solche Garantien sind wohl mehr als Marketinginstrumente gedacht, und die sollen für den Endkunden die Hürden hoch legen, etwas zu reklamieren.

Fuhs: Warum?

Lohse: Die STC-Leistungsmessung ist schön, denn sie ist vergleichbar, sie ist nachvollziehbar. Jedes Labor auf der Welt kann sie unter gleichen Bedingungen machen. Nur leider hat sie ja mit dem tatsächlichen Einsatz der Module auf einem Dach bei oft geringerer Einstrahlung und bei in der Regel deutlich höheren Temperaturen wenig zu tun. Und das ist genau der Punkt: Bei Modulen, die eine hohe Anzahl von aktiven Microcracks zeigen, eignet sich der STC-Leistungsmesswert nach unserer Erfahrung oft überhaupt nicht, um eine Aussage zur tatsächlichen Leistung unter realen Bedingungen zu machen. Deswegen macht es wenig Sinn, darüber zu diskutieren, ob ich auf ein, zwei oder drei Prozent genau unter STC-Bedingungen die Leistung messen kann. Viel wichtiger wäre es, und das ist mein Fazit, dass man einen Test formuliert, der unter weitgehend realen Bedingungen läuft.

Vaaßen: Natürlich wäre es schön, wenn wir so was Ähnliches wie eine Energy-Yield-Messung machen und daraus ableiten könnten, was die besseren Module sind. Das ist teilweise zeitaufwendig und teilweise teuer. Aber man kann im Generellen auch sagen: Module, deren Leistung von vornherein fünf Prozent unter ihrer Typenschildangabe liegen, die werden auch im Energy Yield keine Weltmeister sein. Diesen Nachweis mit der Messung der Leistung zu erbringen ist die Grundlage, um das, was Sie eben genannt haben, zu machen. Also, ich hätte ja gerne, dass wir differenzieren zwischen den verschiedenen Ansätzen und die auch nach außen darstellen und dann auch nicht die hochpräzisen Messwerte, so haben Sie sie ja eben genannt …

Lohse: … Ich habe hochauflösend gesagt, nicht hochpräzise. Das würde ich auch nicht tun.

Vaaßen: Es wäre wichtig, dass man die Abgrenzung vornimmt, was will man mit diesen Daten aus der mobilen Messung machen und wozu sind sie geeignet?

Lohse: Um es noch mal auf die erste Frage zurückzubringen: Unsere Kunden wollen vor allen Dingen eine Aussage haben: Taugen diese Module, um in den nächsten 10 bis 20 Jahren die versprochene Rendite einzubringen? Da sind gerade die Cracks, die man mit Elektrolumineszenz sieht, nach wie vor das rote Tuch. Zum Glück sind die Hersteller deutlich besser in der Vermeidung von Cracks geworden. Aber was da in der Vergangenheit passiert ist, ist unglaublich.

Fuhs: Herr Vaaßen, glauben Sie, dass man mit dem mobilen Gerät Elektrolumineszenzbilder machen kann, die dafür gut genug sind?

Vaaßen: Da würde ich ganz klar sagen: Ja, das kann man.

Fuhs: Ich danke Ihnen für das Gespräch.

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