Schlechte Umfrageergebnisse geben Pressesprechern zu denken

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Durchaus selbstkritisch betrachteten am Mittwochabend Pressesprecher und Experten für Öffentlichkeitsarbeit der Energiebranche ihre Kommunikation zur Energiewende. So gab der Sprecher des Umweltministers, Dominik Geißler, bei einer Podiumsdiskussion des Bundes deutscher Pressesprecher in Berlin zu: „Ich kämpfe täglich mit der Komplexität der Materie.“ Und Mathias Bucksteeg, Kommunikationsleiter des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sagte: „Wir machen unseren Job, den Leuten die Energiewende zu erklären, nicht schlecht – wir machen ihn gar nicht.“

Der Anlass für diese Eingeständnisse waren die Ergebnisse einerUmfrage, die die PR-Agentur K1 bei der Universität Düsseldorf in Auftrag gegeben hatte. Sie sollte klären, ob zum Beispiel die von der Bundesregierung angekündigte Informationsoffensive, die die Akzeptanz der Bevölkerung für den Netzausbau erhöhen sollte, Früchte trägt. Fördert die Kommunikation zur Energiewende ihre Umsetzung?

Die Umfrage unter Kommunikationsprofis bestätigt, was auch Zeitungsleser täglich feststellen können. Die Intensität, mit der über die Energiewende kommuniziert wird, ist hoch. 58,9 Prozent der Befragten halten die Qualität der Beiträge, ihre Relevanz, Verständlichkeit und die Glaubwürdigkeit jedoch für gering bis sehr gering. Sie glauben, dass die Bevölkerung über Einzelaspekte des Projektes schlecht informiert ist und vermuten, dass die Menschen die Energiewende zwar als sehr wichtig wahrnehmen, die Informationen darüber aber gleichzeitig als kompliziert, unverständlich und abstrakt empfinden. Somit sei die Kommunikation eher schädlich für die Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe.

Die Prämisse der Umfrage, dass alle, die die Energiewende (wenn auch nur verbal) befürworten, mit  ihren Konsequenzen einverstanden sind und für mehr Akzeptanz werben, ist  auch ihre Schwäche. So antworteten 76,7 Prozent der Befragten, dass die Bevölkerung über die Gesamtkosten der Energiewende schlecht informiert wird. Doch diese Aussage lässt je nach Blickwinkel viel Raum für Interpretationen. Halten die Befragten die diskutierten Zahlen, beispielsweise die Billion von Umweltminister Peter Altmaier, für unseriös oder sind sie der Meinung, dass sie noch gar nicht hoch genug veranschlagt werden? Und der geplante Netzausbau ist schließlich auch bei Experten, die für die Energiewende stehen, nicht unumstritten. So werden die Themen, je nachdem, wen man fragt, aufgebauscht oder klein geredet. Trotzdem sind einige der Umfrageergebnisse für die Branche recht interessant.

Schlechte Ergebnisse für Minister

Gefragt nach den wichtigsten Personen in der täglichen Diskussion, rangieren Umweltminister Peter Altmaier, EU-Energiekommissar Günther Oettinger und Wirtschaftsminister Philipp Rösler weit vorn. Gleichzeitig wird Altmaier nur von 40,8 Prozent der Befragten Professionalität bescheinigt, Rösler gar nur von 21,6 Prozent. Weitaus professioneller werden die Vertreter von Verbänden und Unternehmen, wie Hildegard Müller vom BDEW oder Stephan Kohler von der Deutschen Energieagentur(dena) eingeschätzt. Allerdings kann das auch mit der Zusammensetzung der Stichprobe zusammenhängen, die mit 139 Teilnehmern recht klein war und zu 72 Prozent aus Mitarbeitern von Energieversorgern oder Verteilnetzbetreibern bestand. Bucksteeg kommentierte das Ergebnis seiner Chefin Hildegard Müller gut gelaunt mit: „Dabei haben wir gar nichts zu sagen.“ Der Verband sei viel zu breit aufgestellt, um pointiert aufzutreten zu können.

An die 90 Prozent der Befragten verlassen sich auf klassische Pressearbeit. Es sei jedoch schwierig auf diesem Wege komplexe Sachverhalte zu vermitteln, eine Ermüdung der Leser zu verhindern und den „Filter“ der Zeitungsredaktionen zu durchdringen, fasste Dominik Geißler zusammen. Deshalb setzten Altmaier, wie auch knapp 40 Prozent der Befragten, verstärkt auf die direkte Kommunikation über das Internet.

Fazit des Abends war, dass eine Kooperation der Akteure und eine gemeinsame Themensetzung zwar wünschenswert wäre, aber illusorisch ist. Gleichzeitig werden bei den regionalen Versorgern noch Möglichkeiten gesehen, die Kommunikation mit ihren Kunden zur Energiewende zu intensivieren und neue Kanäle zu erschließen. (Cornelia Lichner)

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