In einer Ebene

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„Aus meiner Sicht muss das Gesamtsystem in erster Linie dicht sein“, sagt Dachdeckermeister Marc Reinhardt, „das muss der Hersteller über entsprechende Zertifikate nachweisen.“ Was eine photovoltaische Dacheindeckung optisch hermacht, wie die Konstruktion im Detail aufgebaut ist, das betrachtet Reinhardt als zweitrangig. „Der Kunde wählt das Produkt aus, wir bauen es ein“, sagt der Dachdeckermeister aus dem nordrheinwestfälischen Herscheid. Dabei vertraut Reinhardt auf die Qualität zertifizierter Produkte. Im letzten Jahr haben seine Mitarbeiter zehn unterschiedliche Indachsysteme auf Einfamilienhausdächern verbaut.

Obwohl bereits viele technisch ausgereifte und ästhetisch ansprechende Produkte auf dem Markt sind – die Marktübersicht zählt 74 Produkte –, feilen Modul- und Montagesystemhersteller weiter an ihren Indachlösungen. Welchen Schwerpunkt setzen die Entwickler? Sind die neuen Produkte eher auf die Integration der günstigeren Standardmodule ausgerichtet, die mithilfe von schlauen Unterkonstruktionen zur Dacheindeckung werden, oder geht die Reise in Richtung Sondermodule, deren Form und Eigenschaften speziell auf den Einsatz im Dach zugeschnitten sind?

Ganz eindeutig lässt sich die Frage nicht beantworten. Auf der einen Seite entwickeln viele Hersteller ästhetisch immer anspruchsvollere Indachlösungen. Ein Ziel dabei ist, dass die Moduloberfläche möglichst in einer Ebene mit der Dacheindeckung abschließt. Zudem liegt bei mehreren neuen Produkten in der Marktübersicht der größere Anteil des Modulrahmens unterhalb der Solarzellen, so dass die Module fertig montiert fast rahmenlos wirken.

Der Rahmen schließt dann bündig mit der Frontscheibe ab. Das sorgt für ein homogeneres Gesamtbild der Anlage und macht es gleichzeitig möglich, noch mehr Leistung auf kleinen Dächern unterzubringen. Auf der anderen Seite wollen die Anbieter die Kosten reduzieren. Zum Beispiel durch Module, die vielseitig einsetzbar sind, wie bei den Systemen von Centrosolar und CSS. Das senkt sowohl Herstellungs- als auch Lagerpreise. Manche Neuerscheinungen können beide Belange erfüllen. Wir haben unsvier Neuentwicklungen im Folgenden genauer angeschaut.

Für sehr flach geneigte Dächer

Die Schweiz soll schöner werden – dafür lanciert Megasol sein Produkt Nicer. Mit dieser Eigenentwicklung bietet der Modulhersteller eine Alternative zu den Megasol-Modulen mit Solrif-Rahmung. Mit schwarzen Montageschienen und Modulrahmen in Kombination mit monokristallinen Zellen erzeugt das System eine farblich homogene Fläche. Die Module können ohne Werkzeug flächig in die Querstreben der Profile eingehakt werden. In der Horizontalen überlappen sich zwei Stege an den Rahmenprofilen, in der Vertikalen greift der Rahmen über die Montageschiene, die das Regen- und Schmelzwasser vom Dach herunterführt. Durch den stabilen, fünf Zentimeter hohen Rahmen können die Module laut Herstellerangaben hohen Schneelasten von bis zu 8.000 Pascal pro Quadratmeter widerstehen und damit alpinen Wintern mit großem Schneeaufkommen zuverlässig trotzen.

Ein weiteres Entwicklungsziel war der mögliche Einsatz auf flach geneigten Dächern. „Unsere Indachlösung ist 100-prozentig regendicht bei Dachneigungen ab drei Grad“, sagt Sibylle Forster von Megasol. Dabei kommt das Nicer laut Forster ohne Dichtungsgummis aus. Die Regensicherheit werde rein über die Geometrie der ineinandergreifenden Bauteile hergestellt. Das Nicer ist komplett aus Aluminium gefertigt und bieteteinen großzügigen Hinterlüftungsraum von neun Zentimetern Höhe oberhalb der Dachlattung.

Ob mit oder ohne Dichtungsgummi, daran scheiden sich die Geister. Das seit Jahren bewährte Indax von Schott, das jetzt von Monier übernommen wurde, funktioniert auch ohne Dichtungsgummis. Schließlich ist ein Ziegeldach auch nicht komplett wasserdicht, sondern regensicher. Wolfgang Tebart, Geschäftsführer des Qualitätsverbandes Solar- und Dachtechnik, weist darauf hin, dass immer sehr genau hingeschaut werden muss, welche Art von Dachdeckung vorliegt und wie die Regeldachneigung definiert ist. So gibt es im Bereich Dachziegel und Dachsteine überhaupt keine Systeme, die für weniger als 22 Grad – beziehungsweise 14 Grad mit speziellen Verfalzungen oder Zusatzmaßnahmen – zugelassen sind. „Alles, was unter zehn Grad Dachneigung fällt, sind Deckungssysteme wie zum Beispiel Faserzement-Wellplatten, Bitumenwellplatten oder Stehfalzdeckungen“, sagt Tebart. „Die benötigen dann in der Regel ein wasserdichtes Unterdach. Also sind Kombination und Übergänge vom Indachsystem zur Dachdeckung die entscheidenden Kriterien zur Festlegung der Anforderungen zur Regensicherheit.“

Regensicher wie Fenster

Donauer arbeitet bei der Entwicklung seines ersten Indachsystems Inroof ebenfalls mit einer vertikalen Entwässerung über Montageschienen. Allerdings kommen hier Dichtungsgummi-Profile in der Horizontalen zum Einsatz. Das Inroof wurde nach einer DIN für Fensterelemente auf Regensicherheit getestet und ist laut Donauer so dicht wie ein Glasdach oder ein Wintergarten.

Dass die Regensicherheit ein wichtiges Thema für solare Dacheindeckungen ist, zeigt auch die Marktübersicht. 30 Hersteller haben bereits über genormte Tests nachgewiesen, dass ihre Systeme es mit Ziegeldächern aufnehmen können, oder befinden sich in der Phase der Zertifizierung.

„Wir befinden uns gerade in einem Prozess, in dem die Modulhersteller lernen, welche Regeln auf dem Dach wichtig sind“, sagt Wolfgang Tebart. „Regensicherheit gemäß dem Regelwerk des Dachdeckerhandwerks muss gegeben sein, denn diese Vorgabe ist Bestandteil der anerkannten Regeln der Technik.“ Jetzt sehen die Hersteller, dass sie beim Kunden ambesten punkten können, wenn in dieser Hinsicht Klarheit besteht. Das Einhalten und Nachweisen der Regeln ist im Schadensfall auch für die Versicherungen wichtig, meint Konrad Krötzinger von Donauer. „Wir wollen zeigen, dass wir alles getan haben, was möglich ist für die Sicherheit des Systems.“

Modulrahmen mit Montagenut

Auch das Top-Clean von CSS hat den Test zur Regensicherheit nach eigenen Angaben bestanden. Mit Unterkonstruktionen von VM-Edelstahl lassen sich die Modulrahmen mit der umlaufenden Montagenut auf dem Dach befestigen. Dabei bietet CSS die besondere Rahmung für beliebige Standardlaminate an. Das System ist laut Herstellerangaben für alle Montagearten auf Dächern geeignet. Für die Indachmontage wird zusätzlich eine umlaufende EPDM-Dichtung in den Rahmen eingeschoben.

Neben den vertikal verlaufenden Montageschienen, die auf den Sparren verschraubt werden, benötigt der Installateur vertikale und horizontale Dichtungsschienen, die jeweils zwischen zwei Module gesteckt werden. Das macht das System in der Montage etwas aufwendiger als die Produkte seiner Mitbewerber. Wie für CSS war auch für Centrosolar das Ziel, ein vielseitig einsetzbares Produkt zu schaffen. Herausgekommen ist das S-Class Vision, ein rahmenloses Glas-Glas-Modul, das sowohl als Aufdach- als auch als Indachmodul eingesetzt werden kann.

Mit nur 2 mal 2,3 Millimeter Glasstärke ist es leicht und stabil zugleich. Die Ingenieure von Centrosolar wollten ein Gesamtsystem mit möglichst wenig Aluminiumanteil entwickeln. Deshalb sind die Montageböcke, auf denen die Module an den Seiten flächig aufgelegt werden, aus Kunststoff gefertigt. Lediglich die flachen Abdeckleisten bestehen aus Aluminium. Das System erreicht eine Stabilität bei Druckbelastung von bis zu 7.700 Pascal pro Quadratmeter.

In der Horizontalen hält eine EPDM-Dichtung das Wasser außen. „Die Dichtungslippe, die die Module vertikal verbindet, sorgt außerdem dafür, dass kein Kondenswasser in die Unterkonstruktion tropfen kann“, sagt Tim Schoppe, Produktmanager bei Centrosolar. Möglichst schlicht und gleichmäßig schwarz soll die Anlage nach Einbau wirken.

Bei Sanierung Indach

Die Kunden des Dachdeckerbetriebs Reinhardt interessieren sich für optisch gut integrierte Solaranlagen. „Wenn ein Dach sowieso saniert wird, dann kommt die Indachlösung in Frage“, sagt der Dachdeckermeister. Indachsysteme seien immer noch etwa 20 Prozent teurer als Aufdachanlagen. Doch wenn sich die Anlage gut in die Dachfläche einfügt, seien seine Kunden durchaus bereit, die Mehrkosten aufzubringen.

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