Desertec: Billigstrom aus der Wüste

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Das Wüstenstromprojekt Desertec lohnt sich nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch – das ist die zentrale Botschaft der Studie „Desert Power 2050“, die die Desertec-Industrieinitiative Dii am Vormittag in München vorgestellt hat. Etwa 33 Milliarden Euro könnte Europa jährlich einsparen, wenn sie 20 Prozent ihres Strombedarfs aus Windenergie- und Solaranlagen beziehen, die in Nordafrika und dem Nahen Osten (MENA) installiert sind. Dafür seien Investitionen von 400 Milliarden Euro nötig. Von denen profitieren auch die Lieferländer: Sie erzielen Exporterlöse von 63 Milliarden Euro im Jahr. Zugleich bleibt genug Energie übrig, um den gesamten Bedarf der Region zu decken. „Es entstehen neue Wirtschaftszweige, Wachstums- und Beschäftigungseffekte in den MENA-Staaten“, erklärte Dii-Geschäftsführerin Aglaia Wieland.

Die Industrieinitiative Dii wurde vor drei Jahren von Konzernen wie RWE, Eon, Siemens ABB und der Deutschen Bank ins Leben gerufen. Mit der Studie hat sie jetzt erste Zahlen und Daten vorgelegt, die Investoren, Technologiepartnern und Politikern eine Grundlage für die weiteren Schritte bietet. Die Studie entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung (ISI).

Während die Initiative anfangs vor allem auf solarthermische Kraftwerke setzte, so geht sie in ihrer Studie jetzt davon aus, dass die Windenergie den Strommix dominieren wird. In Algerien, Marokko und Tunesien könnten Onshore-Windräder etwa sechzig Prozent der Energie liefern, Photovoltaik-Großanlagen rund ein Viertel und solarthermische Kraftwerke zwanzig Prozent. In Libyen und Ägypten liegt der Windenergie-Anteil sogar bei über siebzig Prozent. Anders dagegen im Nahen Osten: Hier ist die Photovoltaik mit einem Anteil von etwa vierzig Prozent wichtigste Energiequelle, die Windenergie liegt bei rund einem Drittel. Allerdings sind diese Prognosen mit Vorsicht zu genießen, wie die Dii einräumt: „Angesichts des langen Zeitraums von vierzig Jahren ist es schwer, genau vorherzusagen, wie viel Strom tatsächlich in Windenergie- und wie viel in Solaranlagen erzeugt werden wird“, sagte Florian Zickfeld von der Dii. Eines sei aber klar: Alle Erneuerbare-Energien-Technologien haben bei Desertec ihre Bedeutung.

Verbund spart Kosten

Ökostrom aus der Wüste wird 2050 etwa vierzig Prozent billiger sein als die Energie, die in Europa produziert wird. Die Studie geht davon aus, dass sich in der MENA-Region Wind- und Solarstrom für 43 Euro pro Megawattstunde erzeugen lässt. Zudem entstehen Kosten für die Stromübertragung in Höhe von 15 Euro pro Megawattstunde. In Europa liegen die Kosten dagegen bei 73 Euro pro Megawattstunde. Dazu kommt allerdings eine Ersparnis von 15 Euro pro Megawattstunde, da sich durch den Aufbau eines Verbundsystems mit den MENA-Staaten Last und Erzeugung im Gesamtnetz besser ausbalancieren lassen. „Die Vorteile liegen dabei nicht nur in der Kostenersparnis, sondern auch in der Stabilisierung des Systems“, erklärte Wieland.

In einer weiteren Studie erarbeitet die Dii zurzeit konkrete Empfehlungen, mit welchen regulatorischen Schritten das Wüstenstromprojekt vorangebracht werden könnte. Zudem laufen die Vorbereitungen für den Bau erster Referenzanlagen mit insgesamt 250 Megawatt Leistung in Marokko, Tunesien und Algerien. (Ralph Diermann)

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