Photovoltaik kaum für Netzausbau verantwortlich

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Bis 2022 müssen rund 3.800 Kilometer neue Übertragungsnetze gebaut werden. Dies ist das Ergebnis des Netzentwicklungsplans 2012, den die vier Übertragungsnetzbetreiber heute in Berlin vorstellten. Zusätzlich sollen 4.400 Kilometer der bestehenden Netze so optimiert werden, dass sie die zunehmende Einspeisung von Ökostrom aufnehmen können. Kernstück sind vier neue Stromautobahnen vom Norden Deutschlands nach Bayern und Baden-Württemberg. Die genaue Trassenführung wurde von den Übertragungsnetzbetreibern allerdings nicht festgelegt.

Die Netzbetreiber 50Hertz, Tennet, Amprion und TransnetBW bezifferten die Kosten des Ausbaus auf rund 20 Milliarden Euro. Darin sind die Kosten für den Anschluss der Offshore-Windkraftanlagen auf See noch nicht enthalten.

„Der größte Treiber des überregionalen Netzausbaubedarfs“, so resümieren die Übertragungsnetzbetreiber, sei „das prognostizierte Wachstum der küstennahen Windenergieerzeugung an Land und See in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen“. Je nach Szenario sollen dort zwischen 27 und 44 Gigawatt Windstromkapazität zugebaut werden. Damit würde in „in naher Zukunft voraussichtlich ein Drittel bis zur Hälfte des deutschen Energiebedarfs von Windkraftwerken in Norddeutschland produziert werden“, schreiben die Übertragungsnetzbetreiber. Bei einem weiteren Zubau küstennaher Windenergieerzeugung bis zu 54 Gigawatt bis 2032 ist nach ihrer Auffassung ein zusätzlicher Trassenneubau von rund 1.000 Kilometern erforderlich. Der Zubau von Photovoltaikanlagen ist demgegenüber kaum für den Netzausbaubedarf verantwortlich.

Auftraggeber für den Netzentwicklungsplan ist die Bundesnetzagentur. Deren Vorgaben beinhalteten lediglich, den Netzausbaubedarf für den geplanten Zubau an Anlagen der erneuerbaren Energien zu ermitteln. Die Prüfung eines Alternativszenarios für einen möglichst geringen Netzausbau, wie von einigen Umweltverbänden gefordert, lehnte die Bundesnetzagentur ab. „Bei einem anderen Eingangsszenario würden auch die Ergebnisse anders aussehen“, sagte Tennet-Geschäftsführer Martin Fuchs heute in Berlin.

Um die Szenarien ist Streit zwischen den Bundesländern entbrannt. Die nord- und ostdeutschen Länder setzen auf den Export von Strom. Schleswig-Holstein plant etwa die Verdreifachung seines Onshore-Windanteils auf 9.000 Megawatt bis 2015 und will zukünftig acht bis zehn Prozent des bundesdeutschen Energiebedarfs liefern. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) arbeitet dagegen an einem Konzept zur Selbstversorgung mit Strom.

Der Ausbau der Übertragungsnetze gilt als Nadelöhr der Energiewende. In vielen Regionen protestieren Bürgerinitiativen gegen neue Hochspannungsleitungen. Bis zum 10. Juli haben Bürger und Verbände die Möglichkeit, Stellungnahmen zum Netzentwicklungsplan abzugeben. Bis Ende 2012 soll der Bundestag dann über den Bundesbedarfsplan für neue Übertragungsnetze abstimmen. (Martin Reeh)

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