Tragische Entwicklung

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Eigentlich sollte diese Ausgabe eine positive Titelgeschichte haben: Wie kommen die Module aufs Dach. Es gibt etliche Möglichkeiten, wie Installateure die schweren Kolosse in die Höhe hieven können, ohne sich und andere zu gefährden (Seite 62). Auch beim Brandschutz gibt es gute Nachrichten. Experimente beim TÜV Rheinland haben gezeigt, welche Situationen für Feuerwehrleute gefährlich sind, wenn das brennende Haus eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat. Den Wasserstrahl können sie nach den Ergebnissen meist sorglos einsetzen (Seite 68). Das dritte der Positivthemen: Trotz Krise gibt es Perspektiven auch für die, die mit am stärksten betroffen sind, nämlich die Händler. Sie können den Installateuren gute Gründe geben, weiter Module bei ihnen zu kaufen und sie sich nicht direkt beim Hersteller zu beschaffen (Seite 38).

Als diese Ausgabe der photovoltaik schon beinahe in Druck gehen soll, holt uns jedoch die derzeitige Krise ein. Am 18. April gegen 14 Uhr meldet das Unternehmen First Solar, dass es seinen Standort in Frankfurt (Oder) schließt. 1.200 Mitarbeiter werden entlassen, weitere Arbeitsplätze sind in Zulieferbetrieben gefährdet – eine Katastrophe für die Kleinstadt und eine neue Erfahrung für eine Branche, die bis letztes Jahr nur eine Entwicklungsrichtung kannte, nämlich Wachstum. First Solar reduziert die Produktionskapazität auf ungefähr die Modulmenge, die das Unternehmen in den Solarkraftwerken braucht, die es selber baut. Es scheint also zumindest kurzfristig nicht mehr konkurrenzfähig produzieren zu können, und es ist nicht bereit, Gewinne aus der Vergangenheit zu investieren, um die Mitarbeiter in Frankfurt bei der Entwicklung der zukünftigen Produkte mitzunehmen. Das war Anlass genug für eine Titelgeschichte über Entlassungen, die es beileibe nicht nur in Frankfurt gibt (Seite 18).Allerdings macht es die deutsche Politik dem einstigen Branchenprimus leicht, ihr die Schuld zu geben. David Brady, bei First Solar für Finanzen und Investor Relations verantwortlich, begründete den drastischen Schritt mit der großen Unsicherheit darüber, wie sich die Solarförderung in Europa entwickeln wird. Er verweist darauf, dass die deutsche Regierung sogar das Ziel hat, den anvisierten Zubaukorridor sukzessive zu senken – ein Solarausstiegsgesetz, das Unternehmer wahrlich nicht anregt, sich auf dem Feld zu betätigen.

Doch wie passt es zusammen, dass dieses Jahr nach Analystenmeinungen eventuell sechs Gigawatt zugebaut werden und trotzdem Entlassungen auf der Tagesordnung stehen? Sechs Gigawatt sind 20 Prozent weniger als letztes Jahr. Gleichzeitig sinken die Einspeisevergütungen innerhalb eines Jahres um bis zu 40 Prozent, kommt es zu der geplanten Absenkung. Das bedeutet 30 bis 50 Prozent weniger Umsatz. Das ist umso dramatischer, da auch eigentlich gesunde Unternehmen Schwierigkeiten haben, sich so schnell dem Markt anzupassen, obwohl sie mittelfristig sehr gute Chancen hätten. Denn über eines sind sich die meisten Solarexperten einig: Photovoltaik ist eine Zukunftstechnologie, die auch wieder rosige Zeiten erleben wird. Es wäre tragisch, würden die vielen Unternehmen mit teilweise hervorragenden Produkten nicht überleben und würde das Know-how der gut ausgebildeten Mitarbeiter verloren gehen.

Am 11. Mai berät der Bundesrat über den Gesetzentwurf, der diesen Umsatzverlust mit verursacht. Da gibt es durchaus noch Chancen, etwas zu ändern (Seite 14).

Michael Fuhs (Chefredakteur) 

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