Rekordzubau der Erneuerbaren bei deutlich niedrigeren Investitionskosten

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Wie günstig erneuerbare Energien mittlerweile sind, zeigt der am Donnerstag veröffentlichte Bericht „„Global Trends in Renewable Energy Investment“ des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UN Environment), des Frankfurt School-UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance (Centre) und Bloomberg New Energy Finance (BNEF). Demnach sind die Investitionskosten trotz eines neuen Rekordzubaus bei erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr um 23 Prozent auf 241,6 Milliarden US-Dollar gesunken. Damit sei eine neu installierte Leistung bei Wind, Photovoltaik, Biomasse und Waste-to-Energy, Geothermie, kleinen Wasserkraftwerken und Meerenergie von 138,5 Gigawatt installiert worden – ein Anstieg um neun Prozent gegenüber 2015.

Auch dank der immer weiter sinkenden Technologiekosten hätten die Erneuerbaren mit 55 Prozent einen neuen Rekordanteil bei der gesamten hinzugefügten Energiekapazität erreicht. Der Anteil der erneuerbaren Quellen an der tatsächlichen Stromerzeugung sei binnen Jahresfrist um ein Prozent auf 11,3 Prozent gestiegen. Das Investitionsvolumen in Photovoltaik, Windkraft & Co. sei etwa doppelt so hoch gewesen wie jenes in Kohle und Gas. „Bei den Energieinvestitionen werden Kohle und Gas langsam zum Nebenschauplatz. Die Musik spielt bei den Erneuerbaren. Wind und Sonne sind bereits jetzt in vielen Ländern konkurrenzfähig“ sagt Ulf Moslener, Professor für Sustainable Energy Finance an der Frankfurt School und Mitherausgeber des Global Trends Reports.

Die Investitionen in Erneuerbare in Europa seien im vergangenen Jahr um drei Prozent gestiegen. Dagegen seien sie in China um ein Drittel eingebrochen und in den USA um rund zehn Prozent gesunken, wie es in dem Bericht heißt. Ein Grund für die Entwicklung in Europa sei der Offshore-Boom gewesen. In Deutschland habe dieser allein habe die sinkenden Investitionen in anderen erneuerbaren Energienquellen jedoch nicht ausgleichen können. Hierzulande seien die Investitionen gegenüber 2015 um weitere 14 Prozent gesunken.“Grund für den Rückgang waren im Wesentlichen sinkende Investitionen in Onshore-Windkraft und ein andauernder Rückgang des ohnehin geringen Investitionsvolumens in kleine Photovoltaik (PV), also Solarsysteme von unter einem Megawatt“, heißt es in dem Bericht. Die Investitionen in die Kleinanlagen summiere sich noch auf etwa 2,0 Milliarden US-Dollar – ein Bruchteil im Vergleich zu den 28 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2010.

Die Investitionen in neue Photovoltaik-Anlagen weltweit beliefen sich auf 113,7 Milliarden US-Dollar. Dies seien 34 Prozent weniger als noch 2015 gewesen. Die neu installierte Photovoltaik-Leistung war dagegen erheblich auf 75 Gigawatt gestiegen. Mit 112,5 Milliarden US-Dollar lagen die Investitionen in Windkraft nur leicht unter jeden in Photovoltaik. Mit dem Geld sind offshore und onshore Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 63 Gigawatt installiert worden. In dem Bericht heißt es weiter, dass China nach elf Jahren des Wachstums im vergangenen Jahr erstmals einen Rückgang bei Investitionen in Erneuerbare um 32 Prozent auf 78,3 Milliarden US-Dollar verzeichnete. In den USA seien sie um zehn Prozent auf 46,4 Milliarden US-Dollar gesunken. Der Rückgang in Japan habe 56 Prozent betragen und die Summe bei 14,4 Milliarden US-Dollar gelegen. Noch deutlicher fielen die Investitionen in Mexiko, Chile, Uruguay, Südafrika und Marokko mit 60 Prozent. Als Gründe werden in dem Bericht die Verzögerungen bei Auktionen und Finanzierungen sowie ein langsamer als erwartetes Wachstum der Stromnachfrage genannt.

Volker Quaschning von der HTW Berlin sieht in den Ergebnissen des Berichts einen Widerspruch zu den formulierten Klimaschutzversprechen. „Der Rückgang der Umsätze bei steigender Stromerzeugung zeigt, dass die erneuerbaren Energien in den letzten Jahren signifikante Kostensenkungen aufzuweisen konnten“, sagt er. „Photovoltaik- und Windkraftanlagen gehören in vielen Regionen der Erde inzwischen zu den preiswertesten Möglichkeiten, mit Neuanlagen Strom zu erzeugen. Die vergleichsweise geringen Steigerungen bei der Stromerzeugung zeigen aber auch, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien noch lange nicht das für den Klimaschutz nötige Tempo aufweist“, so Quaschning weiter.

Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende, weist zudem darauf hin, dass bei Photovoltaik und Windkraft nicht allein Investitions-, sondern vielmehr auch die Stromgestehungskosten entscheidend seien. Dabei spielten etwa die Zinsen für die Darlehen, mit denen die Erneuerbaren-Anlagen finanziert würden, eine wichtige Rolle. „So ist bei niedrigen Zinsen Solarstrom in Deutschland billiger als in Spanien, wenn dort die Zinsen hoch sind. Die gute Nachricht ist, dass die Politik überall auf der Welt großen Einfluss auf die Zinshöhe hat: Wenn sie die richtigen Rahmenbedingungen setzt und sich als vertrauenswürdig erweist, dann sinken die Zinsen. Strom aus erneuerbaren Energien wird dann noch viel billiger werden als heute schon“, so Graichens Prognose.

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