DIHK sieht Unternehmen in der Breite durch die aktuelle Energiepolitik gefährdet

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Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat vor wenigen Wochen eine Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Frontier Economics vorgestellt, die vor hohen Kosten bei der Energiewende warnt: Bei Fortführung der aktuellen Energiepolitik würden sie sich von 2025 bis 2049 auf insgesamt 4,8 bis 5,4 Billionen Euro summieren, heißt es in der Studie „Neue Wege für die Energiewende“.

Aufbauend darauf hat die DIHK mit einer ergänzenden Studie untersuchen lassen, wie sich die Energiewende unter den jetzigen Rahmenbedingungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auswirkt, die nicht in energieintensiven Branchen tätig sind.

Zentrales Ergebnis der ebenfalls von Frontier Economics erstellten Zusatzstudie: Die Energiewende belastet die Unternehmen gleich doppelt – direkt über höhere Energiekosten und zusätzliche Ausgaben für Maschinen und Anlagen; indirekt über Mehrausgaben für Vorprodukte, Logistikleistungen, Personal sowie Bürokratie und Verwaltung. Besonders hoch sind diese versteckten Belastungen in der Chemie- und Grundstoffindustrie, in der Bau- und Immobilienwirtschaft, im Handel und im Gastgewerbe. Aber auch Logistikunternehmen, Dienstleister und Maschinenbauer sind der Studie zufolge stark betroffen.

Bereits heute müssen diese Unternehmen in Deutschland weit mehr für Strom zahlen als an Standorten etwa in China, den USA oder Frankreich. Auch bei Erdgaspreisen findet sich die Bundesrepublik im internationalen Vergleich je nach Verbrauchsgruppe an der Spitze oder im obersten Segment. Der DIHK fürchtet, dass die aktuelle Energiepolitik die Kostenschere zwischen Deutschland und anderen Industrieländern noch weiter öffnet.

Netzentgelte als Kostentreiber

Insbesondere die erwarteten Stromkostensteigerungen sehen die Unternehmen als gravierend an, warnt die Studie. Drohen weitere Steigerungen – gemäß den Modellierungen in der Hauptstudie sind bis 2040 Steigerungen bei den Grenzkosten von Strom um 80 Prozent zu erwarten – sind diese nach mehrheitlicher Aussage der befragten Unternehmen nicht mehr aufzufangen. Stattdessen würde der Großteil der Unternehmen Investitionen ins Ausland verlagern.

Ein Treiber sind unter anderem stark steigende Netzentgelte, so die Studie. Die Autoren rechnen bis 2045 mit einem Zuwachs der Stromnetzentgelte um rund 63 Prozent im Bereich Gewerbe und Handel sowie knapp 50 Prozent für die privaten Haushalte. Industriebetriebe müssen mit Kostensteigerungen von 70 Prozent und mehr rechnen, bei industriellen Großverbrauchern sind es fast 130 Prozent.

Zugleich sorgt die zunehmende Elektrifizierung dafür, dass der Gasverbrauch deutlich zurückgeht. Damit verteilen sich die Kosten der Gasnetzinfrastruktur auf immer weniger Schultern. In der Folge erhöhen sich für diese Kunden die Gasnetzentgelte spürbar: Im Gewerbesektor steigen sie laut Frontier-Analyse von 1,6 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2024 auf 4,3 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2040. In der Industrie verdreifachen sie sich im selben Zeitraum nahezu, von 0,6 auf 1,7 Cent pro Kilowattstunde.

DIHK plädiert für umfassenden, sektorübergreifenden Emissionshandel

Die Studie zeigt, dass vor allem die Branchen in ihrer Existenz gefährdet sind, in denen eine hohe Betroffenheit von direkten und indirekten Energiekosten auf einen starken internationalen Wettbewerb trifft. Das betrifft neben der energieintensiven Grundstoff- und Chemieindustrie auch andere, weniger energieintensive Sektoren wie die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die Konsumgüterindustrie und die mittelständisch geprägten Branchen Maschinenbau und Elektrotechnik.

In anderen Branchen wie dem Baugewerbe, der Gastwirtschaft oder dem Handel besteht zwar keine Abwanderungsgefahr. Jedoch wirken sich Kostensteigerungen in diesen Bereichen über steigende Preise unmittelbar auf die Kaufkraft und damit die inländische Nachfrage aus. Auch das bedroht die Existenz von Unternehmen, so die DIHK.

„Um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu schützen, brauchen wir eine Neuausrichtung der Energiepolitik. Sie muss einfacher, flexibler und marktwirtschaftlicher werden“, erklärt Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer. Die Hauptstudie „Neue Wege für die Energiewende“ schlägt hierzu einen umfassenden, sektorübergreifenden Emissionshandel als zentrales Instrument vor. Mit dem in der Studie skizzierten Modell sollen sich die Kosten der Energiewende insgesamt um fast eine Billionen Euro bis 2050 senken lassen.

Um den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiv zu halten, müsse gleichzeitig auch an anderen Stellschauben gedreht werden, so Dercks. Deutschland werde auch künftig kein Niedrigenergiekostenland sein, da die Kosten in den nächsten Jahren weiter steigen. „Umso wichtiger ist es, Unternehmen an anderer Stelle zu entlasten – durch schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, eine verlässliche und praxisnahe Regulierung, den schnelleren Ausbau moderner Infrastrukturen sowie die Förderung von Innovation und die Sicherung von Fachkräften.“

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