Wir haben viel über die vielen Netzanschlussanfragen für Großspeicher in Deutschland berichtet. Ist die Dynamik, die sich in diesen zeigt, bei ihnen schon angekommen?
Marcus Starke: Man muss unterscheiden, welche Projekte sich noch im frühen Planungsstatus befinden und welche bereits realisierbar sind. Die Anzahl wirklich konkreter Projekte ist deutlich geringer, steigt in den letzten Monaten aber an.
Was ist Ihnen besonders wichtig, wenn die Entwickler bei Ihnen anklopfen?
Florian Hock: Für die Projektfinanzierung ist uns eine Stimmigkeit des Gesamtkonzepts wichtig. Zum Beispiel, dass man Beteiligte hat, die man als Bank gerne unterstützen will. Damit sind alle mitgemeint, also wer sind die Lieferanten für das Projekt, wer sind die Kommunen, in denen das Projekt stattfindet, wer sind die Hersteller, welche Region betrifft es und natürlich wer ist der Kunde? Außerdem muss man die Stimmigkeit mit Dokumenten unterlegen können. Dazu gehören Verträge, die für eine Finanzierung geeignet sind. Es darf keine ungedeckten Risiken geben. Die Risiken müssen gut verteilt sein. Die Beteiligten dürfen nur Verpflichtungen eingehen, die sie incentivieren, das Projekt auch wirklich durchzuführen.
Was bedeutet das?
Florian Hock: Wenn man zum Beispiel einen Vertrag mit einem Bauunternehmer abgeschlossen hat, der aus Sicht unseres Kunden sehr günstig ist, dann ist der vielleicht sehr schlecht für den Bauunternehmer. Dieser würde den Vertrag dann vielleicht gar nicht erfüllen wollen. Hier gäbe es keine Stimmigkeit. Auch die Stabilität der Einnahmen ist für eine Bank sehr wichtig, damit der Schuldendienst geleistet werden kann.
Wann beurteilen Sie die Einkommensseite als stabil?
Florian Hock: Zumindest ein Teil der Einnahmen muss in irgendeiner Form abgesichert sein. Bei Batterien gibt es dafür verschiedene Arten von Abnahmeverträgen. In manchen Ländern, zum Beispiel in Italien oder Großbritannien, gibt es zudem Einnahmen aus der Beteiligung am Kapazitätsmarkt. Es gibt typischerweise zwei Arten von Off-Take-Vereinbarungen: Einerseits mit einem Floor, der ein gewisses Mindesteinkommen garantiert und bei dem ein Upside-Sharing zugesichert ist, wenn am Markt mehr als der Floor erwirtschaftet werden kann. Andererseits gibt es Tolling-Vereinbarungen. Diese sichern ein festes Einkommen ohne Upside zu. Projekte mit Vermarktung über eine der drei genannten Varianten sind Projekte, die wir gerne finanzieren.
Großspeicher-Veranstaltungen im Mai und Juli
An Tag 2 der Intersolar machen wir für die Messebesucher in der zwei-stündigen ersten Session des pv magazine Focus einen Ritt durch die wichtigsten Aspekte des Großspeichermarktes. Von technischen und finanziellen Aspekten bis zu Vermarktungsmodellen und Finanzierung (auf Englisch mit europäischer Perspektive) Mehr Infos und kostenfreie Anmeldung
Wir laden ein zum Batterey Bussiness & Development Forum BBDF am 16. Juli in Frankfurt. Sie planen Batteriegroßspeicher und wollen mehr wissen über Netzanschluss, Baugenehmigung, technische Planung, Vermarktung oder Finanzierung? In einem kompakten Tag behandeln wir die wichtigsten Aspekte mit Fokus auf Deutschland und Italien sowie mit Ausblick auf andere europäische Länder. Bereits am Vorabend können Sie auf der Networking-Reception Projektentwickler und Kapitalgeber treffen. Mehr Infos und zur Anmeldung
Es gibt in Deutschland ja noch nicht so viele Tolling Verträge. Wie gehen Sie damit um?
Florian Hock: Es gibt bisher eine veröffentlichte Finanzierung mit Tolling-Vertrag, an der wir gearbeitet haben, das ist ein Batterie-Projekt in Stendal. Wir sehen aber, dass alle Beteiligten in dem Sektor sehr aktiv mit potenziellen Anbietern von Tolling-Vereinbarungen reden und wir vermuten, dass viele der nächsten Finanzierungen einen Aspekt haben werden, der in die Richtung geht.
Marcus Starke: Der Markt hat im letzten halben Jahr deutlich an Fahrt aufgenommen und es sind immer mehr Anbieter für fixierte Abnahmevereinbarungen vorhanden. Auch auf Investorenseite ist das Interesse an kontrahierten Cashflows deutlich gestiegen, was wir sehr begrüßen.
Pexapark hat auf der E World veröffentlicht, dass in aus ihrer Sicht in Deutschland die Erwartungen von Investoren und Tolling-Abnehmern deutlich auseinanderklaffen. Das sei ein Problem. Sehen Sie das auch?
Florian Hock: Das ist schwierig zu beurteilen, weil wir natürlich nicht jedes Projekt sehen und nicht alle Diskussionen verfolgen, die im Markt stattfinden. Es ist auch nicht so, dass man sich einen Tolling-Vertrag wünscht und man dann sofort einen für das Projekt passenden Vertrag bekommt. Man muss die Tolling-Anbieter überzeugen, dass man mit seinem Projekt ausreichend fortgeschritten ist. Für den Tolling-Anbieter muss das Projekt genauso stimmen wie für eine Bank. Alle Beteiligten wollen Planungssicherheit und eine ausreichende Deckung ihrer jeweiligen Kosten und Risiken. Einem Tolling-Vertrag geht eine langwierige Verhandlungsphase voraus.
Es gibt Banken, die auch Fully-Merchant-Projekte finanzieren, wo der Speicherbetreiber direkt an den Markterlösen beteiligt wird, ohne weitere Absicherung. Wie erklären sich die Unterschiede?
Florian Hock: Wir finanzieren Projekte in ganz Europa, in verschiedenen Märkten. Wir müssen unser Risiko über so ein globales Portfolio steuern. Daher haben wir den klaren Ansatz, dass wir Batterieprojekte, die nicht zumindest über eine teilweise Absicherung der Einnahmeseite verfügen, nicht finanzieren wollen.
Sie haben gesagt, die Kommune spielt eine Rolle. Wenn die Genehmigungen alle da sind, warum ist das wichtig?
Florian Hock: Man hat in der Projektfinanzierung immer ein Genehmigungsrisiko, bei dem die Kommune auch dann noch eine Rolle spielen kann. Man muss abprüfen, ob es Planungsauflagen gibt, die schwierig zu erfüllen sind.
Welche Anforderungen haben Sie in Bezug auf die Bankability bei den Komponenten?
Florian Hock: Es ist wichtig, dass ein technischer Berater die Möglichkeit hat, zu bestätigen, dass es sich um eine Technologie handelt, die erprobt ist. Das ist bei allen Erneuerbaren so.
Marcus Starke: Für eine langfristige Finanzierung sind aus Bankensicht darüber hinaus auch insbesondere langfristige Garantiepakete entscheidend.
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