Customcells stellt Insolvenzantrag

Insolvenz, Symbolbild

Teilen

Customcells, ein Unternehmen für Entwicklung und Serienproduktion von speziellen, auf Kundenanforderungen zugeschnittene Lithium-Ionen-Batteriezellen, hat „für die wesentlichen operativen Gesellschaften“ Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Dies teilte am Mittwoch der vom zuständigen Gericht in Kiel als Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Malte Köster, Partner der Kanzlei Willmer Köster, mit.

Hintergrund sei „die Insolvenz und der Zahlungsausfall des Luftfahrtunternehmens Lilium als größtem Kunden von Customcells“. Der Entwickler von Flugtaxis hatte im Oktober 2024 erstmals Insolvenz angemeldet und dann, nach einem gescheiterten Rettungsversuch neuer und bestehender Investoren, im Februar erneut den Gang zum Gericht angetreten.

Für Customcells führte dies den Angaben zufolge zum Ausfall von Zahlungen in zweistelliger Millionenhöhe. In der „aktuell schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage“, so die Mitteilung des Insolvenzverwalters, konnten zum Ausgleich dieser Belastungen kurzfristig keine neuen Investoren gewonnen werden. „Die angespannte Situation bei Wettbewerbern in der Batteriebranche“ habe sich zusätzlich erschwerend ausgewirkt: „Auch Bemühungen, die Insolvenz durch Unterstützung seitens Land, Bund und EU abzuwenden, blieben letztlich ohne Erfolg.“

Erst im März hatte das Unternehmen mit Sitz in Itzehoe (Schleswig-Holstein) eine Förderung von 8 Millionen Euro vom Land Baden-Württemberg erhalten, um in Tübingen eine Pilotproduktion für neuartige Rundzellen aufzubauen. Wissenschaftliche Partner des Projekts sind das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Customcells selbst entstand 2012 als Spin-off der Fraunhofer-Gesellschaft. Mit rund 200 Mitarbeitern ist das Unternehmen einer der wenigen deutschen Batteriehersteller und hat nach eigenen Angaben mit mehr als 500 Kunden kooperiert. Das Spektrum reichte dabei von der Konzeptionierung über die gemeinsame Entwicklung bis zur Serienfertigung von Batteriezellen für besondere Anforderungen vor allem in den Bereichen Automotive, Luftfahrt und Schifffahrt. 2022 hatte Customcells eine 40-prozentige Beteiligung des – seit Februar dieses Jahres ebenfalls insolventen – Anlagenherstellers Manz und ein Joint Venture mit Porsche vereinbart.

„Trotz größter Anstrengungen, herausragender Produkte und einer guten Geschäftsentwicklung müssen wir aufgrund äußerer Umstände, die wir nicht beeinflussen konnten, diesen Schritt gehen“, erklärte Customcells-CEO Dirk Abendroth zur Insolvenzanmeldung. Der Fokus liege nun darauf, „den Betrieb bestmöglich aufrechtzuerhalten und eine Zukunftsperspektive für unser Unternehmen zu schaffen.“ Nach Angaben des Insolvenzverwalters sind Löhne und Gehälter bis einschließlich Juni gesichert. Aktuell sei man dabei, sich „ein vollumfängliches Bild der Situation zu machen.“ In den kommenden Tagen und Wochen würden Perspektiven für eine Sanierung unter dem Schutz des Insolvenzrechts geprüft. „Parallel werden wir gemeinsam mit der Geschäftsführung einen neuen Investorenprozess starten“, so Malte Köster.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Flexibilität Studie Green Planet Energy Enervis
Elektroautos und Wärmepumpen können jährlich 110 Stunden mit negativen Strompreisen vermeiden helfen
15 Mai 2025 Eine Enervis-Studie im Auftrag von Green Planet Energy sieht in der intelligenten Steuerung, insbesondere der Anpassung an die verfügbare Photovoltaik...