HTW Berlin will Wallbox-Score als Qualitätsbewertung erstellen

Labormessung PV-Überschussladen

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An die zehn Wallboxen verschiedener Hersteller werden im „Digital Lab“ des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme ISE getestet. Im Fokus stehen dabei der Energieverbrauch im Betrieb und im Stand-by-Modus sowie die Regelgüte und die typischen Betriebseffekte, die beim solaren Laden eine zentrale Rolle spielen. Die Freiburger Forscher haben in einem Konsortium mit der HTW Berlin und dem ADAC erstmals Prüfverfahren für gesteuertes solaroptimiertes Laden entwickelt, wie es in einer Mitteilung des Fraunhofer ISE heißt. „Eine schnelle Regelgeschwindigkeit bei hoher Regelgüte ist entscheidend für das solargesteuerte Laden. Die Steuerung durch die Wallbox muss dem solaren Überschuss möglichst genau folgen“, sagt Bernhard Wille-Haussmann, Projektleiter „Wallbox-Inspektion“ am Fraunhofer ISE auf Nachfrage von pv magazine. Die Forscher haben zudem untersucht, wie zuverlässig der Solarstromüberschuss in das Fahrzeug eingespeist wird und wie gut die Ladestationen bei niedrigen Leistungen zwischen ein- und dreiphasigem Laden umschalten – ein entscheidender Punkt für eine hohe solare Eigennutzung.

Die getesteten Wallboxen unterscheiden sich deutlich in ihrem Verhalten: Manche Geräte passen die Ladeleistung nahezu in Echtzeit an das Solarstromangebot an, andere reagieren verzögert – mit Zeitfenstern von 5 bis 90 Sekunden. Das kann zur Folge haben, dass Haushalte Netzstrom beziehen müssen, obwohl die Sonne längst schon wieder scheint. Im Stand-by-Betrieb zeigen die getesteten Wallboxen ebenfalls Unterschiede: Manche Modelle schalten in einen reduzierten Betrieb (Deep-Stand-by), um Strom zu sparen, andere bleiben im höheren Bereitschaftsbetrieb. Namen der getesteten Wallboxen will das Fraunhofer ISE zunächst nicht nennen, wird aber den entwickelten Testleitfaden auf der The smarter E Europe in München vorstellen.

Die Tests machen deutlich, dass eine präzise Regelung oft nur gelingt, wenn das Energiemanagementsystem passend zur Wallbox konfiguriert ist. Die Forscher empfehlen daher, Gerät, Fahrzeug und individuelle Ladebedürfnisse bestmöglich aufeinander abzustimmen. „Hier ist ein wesentlicher Punkt, dass manche Hersteller die Reaktionsgeschwindigkeit als Parameter im Energiemanagementsystem durch den Benutzer oder den Installateur frei einstellen lassen“, sagt Wille-Haussmann. So lässt sich die Regelgüte optimieren und der Eigenverbrauch an Solarstrom deutlich erhöhen.

Die HTW Berlin will nun die Qualitätsunterschiede der getesteten Ladestationen in einem sogenannten Wallbox-Score erfassen. Er soll Endkunden und Installateuren eine Orientierung bieten, wie smart die Ladesteuerung ist und wie effizient die Versorgung mit Solarstrom in der Praxis funktioniert. „Ein Kriterium wird sein, wie schnell die Steuerung durch die Wallbox dem solaren Überschuss folgt“, sagt Wille-Haussmann. Der Stand-by-Verbrauch sei ebenfalls Bestandteil der Bewertung.

Gemeinsam mit einem Industriebeirat erstellte das Forschungskonsortium einen Prüfleitfaden für unidirektionales, solares Laden. Die Messergebnisse fließen in den neuen Score ein, dienen aber auch dazu Wallbox-Herstellern konkrete Optimierungspotenziale hinsichtlich Qualität und Energieeffizienz ihrer uni- und bidirektionalen Ladelösungen aufzeigen.

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