Die Situation auf dem Markt für private Photovoltaik-Dachanlagen hat sich in den zurückliegenden zwölf Monaten komplett gewandelt. „Wir sind wieder in einem Käufermarkt angekommen“, sagt Tim Rosengart, Geschäftsführer des Vergleichsportals Selfmade Energy. Er macht das an zwei Faktoren fest, zum einen an der Anzahl der Angebote, die potenzielle Käufer mittlerweile einholen, zum anderen am Preis.
Die Systempreise für Photovoltaik-Dachanlagen sind in den vergangenen zwölf Monaten um bis zu 25 Prozent gesunken, wie Rosengart auf Basis der Auswertung der Angebote in seinem Portal berichtet. Dabei ist jedoch eine große Preisspanne am Markt zu sehen. Die günstigsten Angebote für eine Photovoltaik-Anlage mit zehn Kilowatt Leistung ohne Speicher liegen demnach bei knapp über einem Euro pro Watt, die teuersten bei etwa zwei Euro pro Watt (mehr dazu auch hier).
Indikative Systempreise werden monatlich aktualisiert
pv magazine wertet monatlich die anonymisierten indikativen Angebotspreise aus, die auf der Plattform von Selfmade Energy hinterlegt sind. Dort finden Sie auch Angaben zur Berechnung und eine Einschätzung der Preisdifferenzen.
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Vor allem die Preise am unteren Ende sind in den zurückliegenden Monaten vom Preisverfall betroffen. Die Maximalpreise, die von Installateuren aufgerufen werden, haben sich dagegen nach einer Delle zwischen März und Juli wieder erholt und liegen auf einem ähnlichen Niveau wie vor Jahresfrist.
Aktuell ist eine Insolvenzwelle unter Photovoltaik-Installateuren zu beobachten. Nach Einschätzung von Rosengart haben es besonders die Unternehmen schwer, die nur die einfachen Photovoltaik-Anlagen anbieten und sich nicht durch Mehrwerte von der Konkurrenz differenzieren können. „Es gibt durchaus mittelständische und kleinere Installateursbetriebe mit Komplettlösungen, also etwa einem Energiemanagementsystem oder einer Wärmepumpe, und dazu eine anständige Beratung und gutem Service, bei denen läuft es weiterhin gut“, sagt Rosengart.
Eher schwierig sei es für jene, die in den Boomzeiten nach Ausbruch des Ukrainekriegs 2022 in Erwartung eines weiteren Marktwachstums einen massiven Overhead aufgebaut hätten, der nun finanziert werden müsse. Ähnlich sei die Lage auch bei den sogenannten „Glücksrittern“, die 2022 den Photovoltaik-Markt und die guten Margen für sich entdeckt, jedoch sich kein finanzielles Polster geschaffen hätten, um die aktuell eher schwierigen Zeiten zu überbrücken, sagt der Selfmade-Energy-Gründer weiter.
„Gleichzeitig lässt sich feststellen, dass die Kunden vermehrt Preise vergleichen“, so Rosengart. Sei 2022 und 2023 noch die Lieferbarkeit und Montagezeit der Dachanlagen noch für Kunden das oberste Kriterium gewesen, sei es nun der Preis. „Kunden holen sich jetzt schon mal zehn Angebote ein und schauen nach dem günstigsten Preis. Vor einem Jahr waren es eher ein bis zwei Angebote“, erklärt Rosengart. Auch dies sei schwierig für die Installationsbetriebe, denn die Chance einen Auftrag zu ergattern sei entsprechend niedriger. Zudem sei eine große Zurückhaltung bei den Kunden zu verspüren. „Viele Kunden warten lieber, denn vielleicht wird es doch noch billiger“, so seine Vermutung zu den Gründen. Gerade über Social Media würden viele Kunden aktuell geradezu überschwemmt von sehr günstigen Angeboten. „Viele Kunden spekulieren daher wahrscheinlich noch auf weiter sinkende Preise und warten eher ab“, so Rosengarts Einschätzung.
Die extrem niedrigen Preise erklärt er mit dem „Überlebenskampf“, der aktuell am Markt herrsche. Es gebe Anbieter, die ihre Anlagen vielleicht gerade so noch kostendeckend anbieten würden, da ihre Lager voll seien und sie abverkaufen müssten, auch um ihre Mitarbeiter bezahlen zu können.
Eine Frage, die alle umtreibt, wann entspannt sich die Marktsituation wieder? Tim Rosengart ist wenig optimistisch, dass es schnell besser wird. Der Preisdruck werde erst einmal bleiben und dazu komme noch das kommunikative Desaster seitens der Politik. Die Ankündigung von Förderprogrammen wie das für Wallboxen und Photovoltaik über die KfW würde zusätzlich dazu führen, dass potenzielle Kunden abwarten. „Das Vertrauen vieler Menschen in die Politik ist in vielen Bereichen dahin. Erst wenn es wieder eine verlässliche Politik gibt, dann werden die Menschen auch ihre Investitionsentscheidungen treffen“, so Rosengart. Er glaubt daher auch nicht, dass sich in der laufenden Legislaturperiode die Marktlage noch grundlegend bessern wird.
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„Die günstigsten Angebote für eine Photovoltaik-Anlage mit zehn Kilowatt Leistung ohne Speicher liegen demnach bei knapp über einem Euro pro Kilowatt, die teuersten bei etwa zwei Euro pro Kilowatt.“
Bitte Kilowatt durch Watt austauschen 😉
Abgesehen von der falschen Einheit in der Grafik, die mir auch gleich aufgefallen ist, kann ich diese großen Differenzen zwischen den einzelnen Angeboten aus eigener Erfahrung bestätigen.
Ich habe meine 5,76kWp Anlage im September 2023 bekommen.
Den Zuschlag hat eine Firma nahe der holländischen Grenze bekommen, die mir jemand empfohlen hat, der damit gute Erfahrungen gemacht hat. Am Ende bin ich da bei 1,30 €/Wp gelandet.
Mein teuerstes Angebot lag bei 2,96 €/Wp. Wie ich vor kurzem erfahren habe, ist diese Firma inzwischen insolvent. Man sollte also äußerst vorsichtig sein und keinesfalls in Vorkasse gehen.
Vielen Dank für den Hinweis. Wir haben die Einheit in der Grafik jetzt korrigiert.
Ich frage mich wo die Preise herkommen.
Habe im Oktober 23 schon 15 kWp für unter 15.000€ angeboten bekommen. Damals lag.der Modulpreis bei um die 100 €.
Mittlerweile liegt der Modulpreis um die 50€ und drunter.
Pro Wp sollte der Preis also mittlerweile bei deutlich unter 1€ liegen. Ansonsten ist hier noch lange kein gesunder Wettbewerb und Käufermarkt erreicht.
„Er glaubt daher auch nicht, dass sich in der laufenden Legislaturperiode die Marktlage noch grundlegend bessern wird.“
Der Aussage stimme ich zu und musste doch auch schmunzeln, denn in der kommenden Legislaturperiode könnte die CDU erneut den Kanzler stellen und dann könnte sich die Solarbranche noch nach den aktuellen Zeiten zurück sehnen.
Wählen Installateure eigentlich konservativ? Zuzutrauen ist es ihnen.
Hallo, ein sehr guter Beitrag zur aktuellen Situation aus Sicht der Käufer. Das die Kunden nun endlich auch mal rechts und links schauen, ob preis…oder qualitätsorientiert, ist doch posetiv da es genug Anbieter gab die aus der Not der Verfügbarkeit eines Anbieters Preise verlangt haben die nicht marktgerecht waren.
Nur mit der dauernden Schuldzuweisung auf die Politik bin ich nicht einverstanden. Pv seitig ( Kleinanlagen bis 10kwp )ist alles bestens geregelt…keine Mehrwertsteuer….damit ist man bestens bedient. Die Entscheidung Wärmepumpen mit in die Planung einfließen zu lassen und da auf die Politik zu schimpfen ist für mich sehr populistisch. Und wer nur auf Zeitungsmeldungen reagiert ( Ölheizung sollen verboten werden usw) soll nicht planen. Dazu gehört ein wenig mehr. Meldungen hinterfragen und auch mal das kleingedruckte lesen und sich nicht drängen lassen.
Der Energiemarkt der Versorger ist dermaßen kompliziert geworden…durch die massenhaften PV-Kleineinspeiser….das da nun drastisch drauf reagiert werden muss. Das ist aber kein Versäumnisse der Ampel sondern ein Versäumniss der Regierungen und Energieeirtschaft der letzten mind. 30 Jahre. Um das technisch und politisch ohne blackoutgefahr wieder gerade zu biegen und situatiosangepasst zu entscheiden ist mehr als schwierig. Ich möchte da nicht in den Verantwortungspositionen stecken da notwendige Entscheidungen zum Wohle der Allgemeinheit sehr häufig regierungsseitig selbstmörderisch ausfallen können. Und Respekt an diejenigen die versuchen da das Richtige zu entscheiden. ( leider für viele auch zum Nachteil und sicherlich auch mal ungerecht).
Dies ist meine ganz persönliche Meinung und hat keinen Anspruch auf Richtig-…und Vollständigkeit.
So long
Gerd
Es stimmt dass der Netzausbau hinterher hinkt. Obwohl seit dem Jahr 2000, als das EEG in Kraft getreten ist, eigenlich klar ist wohin die Reise gehen muss.
Die ganzen Diskussionen, die jetzt laufen, lassen befürchten dass den Interessenten, die sich eine PV-Anlage anschaffen möchten, wieder einmal Steine in den Weg gelegt werden sollen und dass noch mehr Installateurbetriebe den Bach runter gehen.
Die Niederlande steht vor dem gleichen Problem. Auch dort erfolgte der Netzausbau zu langsam. Die Regierung rechnet damit, dass die Netze dort erst 2029/2030 stark genug sein werden, um den Strom aus den neuen Solaranlagen, vor allem auf den Privathäusern zu verkraften.
Doch anscheinend hat man dort bereits eine Lösung gefunden.
Nach den Ergebnissen einer Studie kann die Kapazität des Stromnetzes auf das 1,5 fache gesteigert werden indem man den in Spitzenzeiten NICHT eingespeisten Strom besonders vergütet und zudem die Stromverbraucher fördert, die im Falle eines Stromstaus, wie es in den Niederlanden genannt wird, zusätzlich Strom abnehmen.
Ziel des Ganzen ist es, den Photovoltaikzubau nicht abreißen zu lassen.
Wir Deutschen sollten öfter mal über den Zaun zu unseren Nachbarn schauen, anstatt zu glauben, dass wir das Rad neu erfinden müssten.
Wenn mir ein Kunde am Telefon erklärt, er habe schon 5 Angebote und er würde nach dem Preis entscheiden, erspare ich mir jegliche weitere Arbeit. Die „Geiz ist geil Kunden“ sind nicht unser Kundensegment.
Vielleicht siehst du dich schneller nach diesen Kunden als du schauen kannst. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.
@Sonnengott. Wir sind mit dieser Strategie schon 15 Jahre am Markt. Problemkunden kosten ein Unternehmen nur Geld und Zeit.Wer sich nach Kunden sehnt, die 3% Marge bringen ,sollte besser schon heute Insolvenz beantragen
@Sonnengott
Das hat wenig mit Hochmut zu tun. Unternehmen, die sich auf jeden Preis einlassen und nur dadurch auffallen, dass sie „billig“ anbieten, tun das meist nicht nur mit dem Preis, sondern auch in der Qualität. Dann wird auch gerne mal auf Gerüste verzichtet und ungelernte Hilfsarbeiter turnen auf Dächern wie Hochseilartisten herum. Meist fehlen bei diesen Billiganbietern auch schon die Grundlagen betriebswirtschaftlicher Betriebsführung und Service nach Inbetriebnahme findet auch kaum statt. Hauptsache Auftrag, die Anlage aufs Dach klatschen und nach mir die Sindflut. Diese Kunden tun mir auch nicht leid, wenn sie dann nach ein paar Monaten feststellen, dass ihr ach so billiger Anbieter Konkurs anmelden musste und sie jetzt verzweifelt nach einem Fachunternehmen suchen, die ihnen bei einem Problem hilft.