Öko-Institut: Deutschland hat mehr als genug Platz für Photovoltaik-Freiflächenanlagen

Teilen

Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, die installierte Photovoltaik-Leistung bis 2030 auf kumuliert 215 Gigawatt und bis 2040 auf 400 Gigawatt zu erhöhen. Dabei soll der Ausbau möglichst hälftig auf Dach- und Freiflächen erfolgen. Bereits ab 2025 müssen nach den Plänen jährlich etwa zehn Gigawatt an Photovoltaik-Freiflächenanlagen zugebaut werden.

Potenzial, Photovoltaik-Freiflächenanlagen, Öko-Institut
zum Vergrößern bitte anklicken

Quelle: Öko-Institut/flickr

In einem dicht besiedelten Land wie Deutschland wirft das immer wieder die Frage auf: Haben wir überhaupt genug Platz, um so viele Photovoltaik-Freiflächenanlagen zu errichten? Eine Überblicksstudie des Öko-Instituts, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, gibt eine klare Antwort: Allein an Seitenrandstreifen entlang von Autobahnen und Schienenwegen, über Parkplätzen sowie auf Industrie- und Gewerbeflächen könnten Photovoltaik-Anlagen mit 287 Gigawatt Gesamtleistung installiert werden (siehe Grafik, blauen Balken). Das Ziel bis 2040 ließe sich also schon damit erreichen, und landwirtschaftliche Flächen mit geringen Bodenwerten müssten dafür nur minimal in Anspruch genommen werden, so die Forscher.

Kommen noch landwirtschaftlich hochwertige Flächen, Moorgebiete und Gewässer hinzu, liege das technische Potenzial bei knapp 5000 Gigawatt Photovoltaik-Leistung (siehe Grafik, grüner Balken rechts), wie die Studie ergab. Die landwirtschaftlich ertragreichen Flächen wurden dabei als Agri-Photovoltaik-Anlagen berechnet, die eine gleichzeitige Nutzung der Ackerfläche für die Landwirtschaft sowie zur Solarstromerzeugung ermöglichen. Die Solarmodule können dabei sogar von Vorteil für die Landwirtschaft sein, was aber nicht in jedem Fall so ist. Speziell bei Dauerkulturen wie Trauben oder Obstbäumen würden die Photovoltaik-Anlagen gleichzeitig einen Schutz vor Hagel oder Sonnenbrand ermöglichen und damit anderweitige, oftmals teure und wartungsintensive Schutzvorrichtungen wie Sonnen- oder Hagelnetze überflüssig machen, so die Forscher des Öko-Instituts.

Sie gehen in einer zweiten Studie explizit auf Agri-Photovoltaik ein. Die Analyse zeigt, dass insgesamt etwa 13 Millionen Hektar an geeigneten Flächen für Agri-Photovoltaik-Anlagen theoretisch zu Verfügung stünden. Dies seien 37 Prozent der Landesfläche der Bundesrepublik. Das Öko-Institut geht auch auf Untersuchungen zu Wachstumsveränderungen von Nutzpflanzen unter Beschattung ein. Positiv wirke sich diese bei Kartoffeln, Salat oder Spinat aus. Dagegen habe die Verschattung bei Mais, Weizen oder Gartenzucht eher negativen Einfluss auf das Pflanzenwachstum.

Als Schlussfolgerung schreibt das Öko-Institut, dass sich aufgrund der guten Kombination mit bestimmten landwirtschaftlichen Kulturen rund 4,3 Millionen Hektar besonders gut für die Photovoltaik-Nutzung eignen würden. Etwa 3,9 Millionen Hektar davon wären Flächen mit geringer und mittlerer Bodenqualität und weitere 400.000 Hektar ließen sich in Kombination mit Dauerkulturen realisieren.

Allerdings ist die Flächenfindung nur eine Herausforderung beim weiteren Photovoltaik-Ausbau. Weitere sind unter anderem die Finanzierung und Akzeptanzfragen. Bei letzterem hat die Photovoltaik immer noch einen höheren Stellenwert in der Bevölkerung als die Windkraft, doch die Akzeptanz könnte mit dem zunehmenden Bau großer Photovoltaik-Kraftwerke sinken, gerade wenn dazu furchtbare Ackerböden oder touristisch wertvolle Flächen genutzt werden. Das Öko-Institut zeigt in seiner Studie Ansätze zur Konfliktlösung auf. Einer davon sei, die Bürger und Kommunen an den Erträgen der Erneuerbaren-Anlagen zu beteiligen. Hinsichtlich der Finanzierung plädieren die Forscher für zusätzliche Finanzierungselemente wie direkte Stromlieferverträge. Diese könnten angesichts der schwankenden Preise für Photovoltaik-Anlagen sowie den zu erwartenden sinkenden Erlösen an der Strombörse notwendig werden, um den Ausbau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen zu sichern.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.