Westfalen Weser errichtet 120-Megawatt-Speicher am alten Atomraftwerksstandort Würgassen

Hubertus Grimm, Bürgermeister von Beverungen (l) und Jürgen Noch, Geschäftsführer Westfalen Weser, Übergabe eines Grundstücks für einen Batteriespeicher am Standort des ehemaligen Atomkraftwerks Würgassen

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Die Stadt Beverungen in Nordrhein-Westfalen hat in der vergangenen Woche ein Grundstück an den Netzbetreiber und Energiedienstleister Westfalen Weser übergeben, auf dem dieser den „Speicherpark Würgassen“ errichten will. Geplant ist ein Batteriespeicher mit zunächst 120 Megawatt Leistung und 280 Megawattstunden Kapazität bei einer Investition von 92 Millionen Euro. Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm ist aus mehreren Gründen froh über die Investitionspläne: Die Kommune werde mit einem solchen Projekt „unserer Rolle als einer der vier im Regionalplan NRW genannten Energiestandorte gerecht“. Ebenso wichtig dürfte aber die Erleichterung darüber sein, dass ein anderes Vorhaben an diesem Standort nicht umgesetzt wird: Erst im vergangenen Dezember erfolgte die Entscheidung, die Planung eines zentralen Bereitstellungslagers für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll einzustellen.

Der geplante Batteriespeicher werde eingesetzt, „um die Stabilität der Netzversorgung zu erhöhen“, heißt es in einer Mitteilung von Westfalen Weser. Genaue Angaben zur Verwendung der Anlage, die im zweiten Halbjahr 2026 in Betrieb gehen soll, machte das Unternehmen nicht. Geschäftsführer Jürgen Noch verwies aber auf Studien, denen zufolge sich die Kapazität der Batteriespeicher in Deutschland in den kommenden zehn Jahren auf bis zu 130 Gigawattstunden erhöhen wird und dass allein in der Region Ostwestfallen-Lippe rund eine Gigawattstunde zu erwarten seien – das Zwölffache der heute dort vorhandenen Kapazität. „Perspektivisch“ sehe das Unternehmen neben der Netzstabilisierung auch „eine Vielzahl weiterer Einsatzmöglichkeiten für Energiespeicher, um die Energiewende vor Ort zu gestalten“. Hierzu rechnet Westfalen Weser etwa die direkte Ankopplung lokaler Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen oder den Vor-Ort-Verbrauch der gespeicherten Energie, beispielsweise durch „größere Verbraucher in einem lokal eigenständigen Netz“. Auch die Erzeugung von grünem Wasserstoff ist Teil dieser Überlegungen.

Großes Potenzial für Batteriespeicher an Kraftwerksstandorten

Das Kernkraftwerk Würgassen wurde 1971 eröffnet und 1994 nach der Entdeckung von Haarrissen im Reaktormantel stillgelegt. Der Rückbau dauerte 17 Jahre und kostete eine Milliarde Euro, das Reaktorgebäude steht noch. Für den geplanten Batteriespeicher eignet sich der Standort wegen des noch vorhandenen Umspannwerks und der entsprechenden Leitungen. Auch bietet er Platz für mögliche Erweiterungen.

Im vergangenen Dezember hatte die zum Eon-Konzern gehörende Preussen Elektra, auch in Würgassen ehemals Kraftwerksbetreiberin, für ihren Atomkraftwerksstandort Brokdorf Pläne für einen Batteriespeicher mit 800 Megawatt und 1600 Megawattstundenbekanntgegeben. Für den 2021 stillgelegten Reaktor in Brokdorf fehlt aber noch die Abbaugenehmigung. Die besondere Eignung von ehemaligen deutschen Kraftwerksstandorten für Batteriespeicher hatte bereits 2022 das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in einer Studie untersucht. Demnach ließen sich bis zu 65 Prozent der Anschlussleistung des bis 2030 in Deutschland benötigten Speicherbedarfs an solchen Standorten decken. Einen Großteil sowohl der benötigten Anschlussleistung als auch der benötigten Fläche böten hierbei ehemalige Atomkraftwerke, der Rest sei an nicht mehr benötigten Kohlekraftwerks-Standorten verfügbar.

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