Preise für Solarmodule könnten bis Ende 2024 auf 0,10 US-Dollar pro Watt fallen

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von pv magazine Global

Nach Aussage von Tim Buckley, Direktor der australischen Denkfabrik Climate Energy Finance (CEF), könnten die Preise für Solarmodule bis Ende 2024 oder eventuell 2025 die Schwelle von 0,10 US-Dollar pro Watt erreichen. „Das wäre deutlich mehr als die von Dr. Martin Green vor drei Jahren prognostizierten 0,10 US-Dollar pro Watt bis 2030“, sagte er dem pv magazine und fügte hinzu, dass er zu diesem Schluss gekommen sei, nachdem er geschätzt hatte, dass der jährliche Zubau von Photovoltaik-Anlagen bereits bis zum Ende dieses Jahrzehnts zwischen 600 Gigawatt und 1 Terawatt liegen könnte.

„Ich bin sehr optimistisch, was das weltweite Wachstum der Photovoltaik-Installationen in den nächsten Jahren angeht. Putins Einmarsch in der Ukraine hat allen vor Augen geführt, wie wichtig die Sicherheit der Lieferkette und der Energieversorgung ist, insbesondere im Hinblick auf die Abhängigkeit von Energieimporten.“ Buckley wies auch darauf hin, dass das wahrscheinliche neue Klimaabkommen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping und des US-Präsidenten Joe Biden eine formelle Forderung nach einer Verdreifachung der weltweit installierten Leistung an erneuerbaren Energien bis 2030 beinhalten könnte. „In einer Zeit, in der die Investitionskosten massiv in die Höhe schießen, ist die Möglichkeit, in die deflationäre Solarenergie zu investieren, ein enormer globaler Segen, der den Druck auf die Lebenshaltungskosten verringert und die Energiesicherheit verbessert“, sagte er.

Probleme mit Überkapazitäten

Buckley sagte, dass der Preisdruck aufgrund der von der Solarindustrie angekündigten schwindelerregenden Kapazitätssteigerungen auf globaler Ebene zunehmen wird, obwohl er eine jüngste Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) in ihrem World Energy Outlook 2023 in Frage stellte. Die IEA erwartet demnach, dass die kumulative installierte Photovoltaik-Leistung bis 2025 weltweit 2 Terawatt erreichen könnte. „Ich halte die Annahme der IEA, dass die Chinesen ihre brandneuen Fabriken nur 35 Prozent der Zeit betreiben werden, für lächerlich“, fügte er hinzu. „Wenn diese neuen Kapazitäten für ein ganzes Jahr in Betrieb genommen werden, würde ich erwarten, dass die IEA-Zahlen in Bezug auf die weltweiten jährlichen Photovoltaik-Installationen um über 50 Prozent zu niedrig angesetzt sind.

pv magazine Roundtables Europe 2023

Session 10 | Diskussion über Modulpreise, europäische Produktion, Zölle und Verhinderung von Zwangsarbeit:

Am 6. Dezember um 12:30 Uhr diskutieren wir mit Analysten, Verbänden und Industrievertretern darüber, wie tief die Modulpreise noch fallen werden, wie der Stand der Skalierung europäischer Photovoltaikproduktion ist, ob jemand Zölle fordert, ob diese sinnvoll sind und welche Ansätze in Brüssel entwickelt werden, um ethische akzeptable Arbeitsbedingungen sicherzustellen.

Experten:

  • Jenny Chase, BloombergNEF
  • Richard Chen,  InfoLink 
  • Marius Mordal Bakke, Rystad Energy
  • Jochen Hauff, Director of Corporate Strategy, Energy Policy & Sustainability | BayWa r.e.
  • Johan Lindahl, European Solar Manufacturing Council
  • Alexia Ruvoletto, SolarPower Europe
  • Elisabeth Schellmann, European Commission 

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Buckley schätzt, dass die Preise für Solarmodule in diesem Jahr um 40 Prozent sinken werden. „Dies wird vielen Investoren in den USA, Indien, der EU und China gute Gründe geben, innezuhalten oder ihre finanziellen Annahmen zu überdenken, auf denen ihre Ankündigungen massiver Kapazitätserweiterungen beruhten“, sagte er. „Im Gegensatz dazu haben sowohl die USA als auch Indien Einfuhrzölle von 40 Prozent auf Solarmodule gegenüber chinesischen Produkten, so dass sie von einem übermäßigen Preiswettbewerb weitgehend abgeschirmt sind und auch von den Kosteneinsparungen durch den 70-prozentigen Preisrückgang bei Polysilizium im vergangenen Jahr profitieren.

Eine rasche Deflation und ein übermäßiger Preisdruck könnten dagegen sowohl in China als auch weltweit bald zur Schließung von Photovoltaik-Fabriken mit alter Technologie und untergeordnetem Umfang führen. „Alte Anlagen können einfach nicht mit den Größenvorteilen und den Investitionen in neue Technologien der weltweit führenden Unternehmen in diesem Sektor konkurrieren, von denen fast alle Chinesen sind“, so Buckley.

Neuer Zyklus

Buckley sieht einen neuen Industriezyklus für die Photovoltaik-Technologie. Dieser unterscheide sich von früheren Zyklen, da Solarstrom jetzt der billigste Strom sei, was die etablierten Konkurrenten der Branche aus dem Gleichgewicht bringe. „Das bedeutet, dass die Finanzwelt schnell vor Investitionen in neue thermische Stromkapazitäten im Elektrizitätssektor weltweit fliehen wird“, sagte er. Der Analyst ist davon überzeugt, dass die Finanzwelt nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes, der sozialen Verantwortung und der Unternehmensführung (ESG) oder aus moralischen oder klimapolitischen Gründen aus dem Sektor gehen werde, sondern auch, weil sie keine neuen Finanzmittel für zwangsläufig gestrandete Anlagen bereitstellen wird, insbesondere angesichts der gleichzeitigen schnellen Verbreitung von Batteriespeichern und Elektrofahrzeugen. „Diesmal ist es anders, weil die Märkte für Energie, Industrie und Verkehr zusammenwachsen“, so Buckley.

Tim Buckley ist der Hauptautor von dem Bericht „Solar pivot: A massive global solar boom is disrupting energy markets and speeding the transition“, den die Denkfabrik CEF im Juni veröffentlichte. Darin gehen Buckley und seine Kollegen davon aus, dass die Kosten für Solarstrom bis zum Ende dieses Jahrzehnts jährlich um zehn Prozent sinken und sich bis 2030 halbieren werden. Der Bericht enthält auch detaillierte Informationen über die operative und geplante Kapazität der globalen Photovoltaik-Lieferkette.

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