Heizungschaos in Deutschland: Wieso sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe immer lohnt

Warmepumpe, Luft-Wasser-Wärmepumpe

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Nachdem die Nachfrage nach Wärmepumpen nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine zunächst schlagartig stieg, macht sich nun Verunsicherung breit. Die Gaspreise sanken wieder und die politische Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, zog sich über Monate hin. Die Berichterstattung über Wärmepumpen ist teilweise irreführend, wie die falsche Behauptung, es käme eine „Wärmepumpen-Pflicht“ (siehe Deutschlandfunk, 07.06.2023). All dies und dass wichtige Fragen zu Heizungsregelungen und Fördermitteländerungen so lange unbeantwortet bleiben, hat scheinbar viele Eigentümer und Eigentümerinnen verunsichert. So ist die Nachfrage nach Wärmepumpen aktuell rückläufig, während stattdessen wieder mehr klimaschädliche Gasheizungen eingebaut werden. Wegen der Unklarheit in Bezug auf den Wärmepumpenmarkt und der vielen Desinformationen fällt die Wahl scheinbar doch wieder auf altbekannte Heizungsarten, die die Umwelt belasten – ein Schritt in die falsche Richtung.

Fehlende Klarheit setzt Boom vorerst ein Ende

Die Heizung ist der Klimakiller Nummer eins im privaten Sektor. Denn die meiste Energie eines Haushalts wird verbraucht, um Räume zu beheizen – und knapp 85 Prozent dieser Energie stammen immer noch aus klimaschädlichen Öl- und Gasheizungen, wie eine Auswertung von uns zeigt. Das ergibt jährlich mehr als 150 Millionen Tonnen CO2, die allein durch die Wärmeversorgung in Deutschland verursacht werden. Um diesem umweltschädlichen Kurs gegenzusteuern, hat die Bundesregierung eine Wärmewende geplant. Stück für Stück soll die Beheizungsstruktur klimafreundlich umgerüstet werden. Dafür wurden nicht nur neue Gesetze in die Wege geleitet, sondern auch attraktive Förderprogramme geschaffen. Hausbesitzer und Hausbesitzerinnen sollen so dazu motiviert werden, sich für CO2-arme Heizungsarten wie Wärmepumpen zu entscheiden.

Umrüsten ist notwendig, damit Deutschland in Zukunft klimafreundlich heizt

Im ersten Halbjahr 2023 ist die Nachfrage nach Wärmepumpen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Bisher wurden in diesem Jahr 48.804 Förderungsanträge für Wärmepumpen beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt – letztes Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt noch 97.766 Anträge. Doch Wärmepumpen sind weder zum „Ladenhüter“ geworden, wie der Spiegel im Juli berichtete, noch befindet sich die Wärmepumpen-Branche in einer „Schockstarre“, wie es in einer Tagesschau-Reportage vom Juni hieß.

Richtig ist, dass sich die Zahlen wieder dem Niveau vor dem Ukraine-Konflikt annähern. Der Wärmepumpenmarkt ist also nicht eingebrochen, er normalisiert sich lediglich. Nach unserer Experteneinschätzung ist davon auszugehen, dass die meisten Hersteller bei einer kurzen Nachfrageschwäche eher keine Probleme haben werden. Denn die Lieferzeit für Wärmepumpen beträgt immer noch mindestens sechs Monate und meistens handelt es sich um große, international tätige Unternehmen, die nicht allein vom deutschen Markt abhängig sind. So gehört auch die Wärmepumpensparte von Viessmann inzwischen zu dem US-Unternehmen Carrier. Viele Hersteller spekulieren auf einen erneuten Nachfrageboom, sofern ab 2024 die neuen Heizungsregelungen gelten. Dann wird ein weiteres Hauptproblem die Personalsituation in Bezug auf die Installationskapazitäten sein.

Normalität statt Flaute: Aktuelle Zahlen im Branchenfokus 

Mit der geplanten Änderung des GEGs soll der Förderhöchstsatz für Wärmepumpen ab.2024 von aktuell 40 Prozent bis 70 Prozent steigen, sofern gewisse Voraussetzungen erfüllt werden. Damit könnten die teilweise hohen Anschaffungskosten für Wärmepumpen erheblich sinken. Für eine Wärmepumpe im Wert von zum Beispiel 22.000 Euro läge der Selbstkostenanteil im besten Fall nur noch bei 6.600 Euro. Zum Vergleich: Eine neue Gasheizung kostet etwa 10.000 Euro. Doch auch mit dem niedrigsten Fördersatz lohnt sich die Investition in eine Wärmepumpe langfristig mehr, als sich jetzt eine neue Gasheizung zu kaufen.

Selbst bei einem Haus mit schlechter Dämmung würde eine Wärmepumpe bei einer Laufzeit von 15 Jahren eine Kostenersparnis zwischen 400 und 1100 Euro im Jahr bringen, wie eine Studie der Umweltorganisation WWF nun zeigte. Besonders empfehlen wir die Kombination der Wärmepumpe mit einer Photovoltaik-Anlage und einem Heimspeicher, da sich die Betriebskosten so massiv reduzieren lassen. Wird der Strom aus regenerativen Quellen gewonnen, arbeitet die Wärmepumpe komplett CO2-neutral. Eigentümer und Eigentümerinnen sollten auch die enorme Wertsteigerung nicht außer Acht lassen, die eine Immobilie durch den Einbau einer zukunftsfähigen Heizungsart wie der Wärmepumpe erfährt. Laut einem Tagesschau-Bericht wirken alte Heizungen auf Immobilieninteressenten nämlich so abschreckend, dass sie den Kauf aus Sorge vor hohen Folgeinvestitionen verhindern können.

Sicher investieren: Wärmepumpen lohnen sich auch weiterhin

Die Wärmepumpe ist eine sehr gute Möglichkeit, mit gutem Gewissen nachhaltig und kosteneffizient zu heizen. Nicht umsonst waren Wärmepumpen im vergangenen Jahr erstmals die beliebteste Heizungsart in Neubauten und die mit Abstand am meisten nachgefragte Heizungsart auf unserer Plattform. Knapp 70 Prozent aller Anfragen von Kunden und Kundinnen zum Thema Heizung waren zur Wärmepumpe. Klimaschädliche Öl- und Gasheizungen werden dagegen zum Auslaufmodell. Denn mit den geplanten Gesetzesänderungen soll ab 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Gleichzeitig werden die CO2-Preise wieder deutlich steigen, wie eine  Untersuchung des Klima- und Wirtschaftsforschungsinstituts MCC Berlin zeigt. Wir raten daher, genauso wie der Bundesverband der Verbraucherzentralen, dringend davon ab, jetzt noch eine neue Gasheizung einzubauen. Langfristig rechnet sich eine Gasheizung nicht – die Wärmepumpe wird dagegen tendenziell immer günstiger werden bei effizienterer Technologie. Die Bundesregierung rechnet mit einem zunehmenden Wettbewerb der Branche, so dass die Preise langfristig sogar sinken werden.

Über die Autorin und den Autor: 

Lina Strauss von AroundhomeLina Strauss ist Redakteurin bei Aroundhome mit Schwerpunkt auf dem Energie- und Immobiliensektor. Jannis Mischke, Category Manager, verantwortet bei Aroundhome das Segment „Energieeffizientes Wohnen“. Aroundhome ist Deutschlands führende Empfehlungsplattform für Eigenheimbesitzer und -besitzerinnen. Ein Team von 300 spezialisierten Mitarbeitenden hilft bei der Durchführung von großen Investitionsprojekten rund um die eigenen vier Wände. Dabei bietet Aroundhome Orientierung, individuelle Beratung und die Vermittlung passender Fachfirmen.

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