Wie wir die Energiewende meistern (Teil I): Die entscheidende Rolle der Projektentwicklung

Solarpark mit Windrädern im Hintergrund und bei Sonnenuntergang

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Auf der Suche nach schnellen und effizienten Methoden, den Klimawandel und seine Folgen aufzuhalten, kommen wir um eines nicht umhin – die Energiewende: der Wechsel von traditionellen, meist fossilen, Energiequellen hin zu erneuerbaren, wie Wasserkraft, Sonnenlicht und Wind. Weltweit sind wir fern von der in den globalen Nachhaltigkeitszielen angestrebten „bezahlbaren und sauberen Energie für alle“. Wie also können wir diesen Wandel rechtzeitig vorantreiben? Ein maßgeblicher Hebel liegt in der Projektentwicklung – oder anders gesprochen: Sie gilt derzeit als eines der größten Hindernisse. Bevor Windturbinen errichtet und Solarmodule installiert werden, stehen Projektentwickler vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Von bürokratischen Hürden wie dem Erlangen von dutzenden behördlichen Genehmigungen über komplexe Projektrechte bis hin zu lokalen Besonderheiten, die sorgfältig navigiert werden müssen – ohne Sicherheit alle erforderlichen Genehmigungen letztendlich zu erhalten. All diese Schritte erfordern viel Arbeit, Ressourcen und vor allem Zeit – Zeit, die angesichts der Dringlichkeit eines neuen Energiesystems nicht verschwendet werden sollte.

Die Energiewende im Überblick: Engpässe und Hürden

Bevor wir die Rolle der Projektentwicklung näher betrachten, müssen wir einen Blick auf die Herausforderungen werfen, die die Energiewende begleiten: finanzielle Hindernisse, politische Barrieren, Fragen der gesellschaftlichen Akzeptanz und komplexe technische Probleme. Es gibt etliche Hürden, die genommen werden müssen, ehe eine Photovoltaik-Anlage damit beginnen kann, Licht in Strom umzuwandeln. Die Projektentwicklung spielt eine Schlüsselrolle beim Überwinden dieser Engpässe. Sie bildet die Brücke zwischen Ideen und Umsetzung und verwandelt ehrgeizige Ziele für erneuerbare Energien in konkrete, funktionierende Projekte.

Alles beginnt mit der Planung erneuerbarer Energieanlagen. Hierfür müssen sich Entwickler auf die Suche nach einem geeigneten Standort machen, Vereinbarungen mit Grundstückseigentümern treffen, Netzanschlüsse beantragen, lokale Faktoren wie Umweltschutz oder rechtliche Anforderungen verstehen und berücksichtigen, sowie Vereinbarungen mit örtlichen Gemeinschaften und politischen Institutionen treffen. Ohne effektive Projektentwicklung bleiben selbst vielversprechende Konzepte für erneuerbare Energien in der Schublade liegen. Und: All diese Schritte erfordern eine tiefe Fachkenntnis der erneuerbaren Energietechnik nebst der Genehmigungsverfahren, sowie erhebliche finanzielle Ressourcen.

Mut zum Risiko: Die Struktur einer Investition im Laufe der Zeit

Die Finanzierung eines Photovoltaik-Projekts birgt zu Beginn ein hohes Realisierungsrisiko, das sich allmählich, in der Betriebsphase, verringert.

Im Umkehrschluss bedeutet dies für Projektentwickler ein hohes finanzielles Risiko – das mitunter vor der Aufnahme weiterer Projekte oder gar dem Einstieg in die Projektentwicklung abschreckt, da Kosten für die Entwicklung vorgestreckt werden müssen. Sie sind daher auf Investoren angewiesen, die diesen essenziellen Schritt in Richtung Energiewende finanzieren und ermöglichen – insbesondere weil Einnahmen aus dem Verkauf von Projektrechten erst zwei bis fünf Jahre später erwartet werden können.

Die Risikolandschaft ist komplex und geprägt von einem dichten Netz aus regulatorischen Feinheiten, administrativen Anforderungen, dem Mangel an spezialisiertem Planungswissen, lokalen Meinungen und der Einzigartigkeit des Kontexts. All diese Faktoren tragen dazu bei, den Prozess erheblich zu verlangsamen. Im Schnitt beträgt die Entwicklungsphase von Photovoltaik-Projekten und Batteriespeichersystemen  zwei Jahre, für Windprojekte sind es gar bis zu fünf Jahre. Branchenbeobachtungen zeigen, dass nach der ersten Suche nach möglichen Standorten nur ein Bruchteil aller Projekte alle nötigen Genehmigungen erhält und schließlich die Baureife (in Fachkreisen als „Ready-to-Build“ bezeichnet) erreicht. Folglich werden beträchtliche Ressourcen während dieses Prozesses verschwendet.

Grafik: Risikoentwicklung eines Projekts im Laufe der Zeit
Grafik: Risikoentwicklung eines Projekts im Laufe der Zeit

Quelle: Pelion Green Future

Die Grafik zeigt die Entwicklung des Investitionsrisikos im Laufe der Zeit und die Vorhersagbarkeit des Cashflows. Das Risiko ist während der Projektentwicklung am höchsten und nimmt im Laufe der Zeit ab. Umgekehrt steigt die Vorhersagbarkeit des Cashflows, je weiter das Projekt fortschreitet. Während viele Investoren erst dann in die physische Energieinfrastruktur investieren, wenn Projekte den Status „Ready-to-Build“ erreicht haben, liegt ein massiver Erfolgsfaktor der Energiewende im Bereich der Projektentwicklung und deren Finanzierung.

In Teil 2 werden wir tiefer eintauchen in das besondere Verhältnis zwischen Investoren und Projektentwicklern. Wir sprechen darüber, was es für eine erfolgreiche Zusammenarbeit braucht und wie wir gemeinsam mit unseren Entwicklungspartnern Hindernisse überwinden.

Über die Autoren:

Martin Körner, Foto: Pelion Green FutureMartin Körner und Florian Steffen sind Senior Investment Associates bei Pelion Green Future und treiben zusammen mit unserenFlorian Steffen, Pelion Green Future Entwicklungspartnern die Entwicklung von erneuerbaren Energieprojekten voran. https://www.peliongreenfuture.com/

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