Rystad: In europäischen Lagern liegen aktuell mehr als 80 Gigawatt an unverkauften Solarmodulen

Lager voller Kisten

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von pv magazine International

Die Gesamtkapazität aller unverkauften Module, die in europäischen Lagern gelagert werden, ist von etwa 40 Gigawatt Mitte Juli auf etwa 80 Gigawatt Ende August gestiegen, so die neuen Zahlen, die das norwegische Beratungsunternehmen Rystad Energy dem pv magazine zur Verfügung gestellt hat.

„Europa hat in den ersten acht Monaten des Jahres 2023 rund 78 Gigawatt importiert und damit bereits deutlich mehr, als in diesem Jahr installiert werden wird“, sagte Marius Mordal Bakke, Senior Supply Chain Analyst bei Rystad Energy. „Obwohl derzeit keine Importdaten über den August dieses Jahres hinaus verfügbar sind, dürfte der Modulüberschuss im August auf rund 80 Gigawatt angestiegen sein. Wenn es nicht zu einer erheblichen Verlangsamung der Lieferungen nach Europa kommt, könnte diese Zahl bis Ende des Jahres auf über 100 Gigawatt ansteigen.“

Vor einer Woche hat Marius Mordal Bakke gegenüber pv magazine gesagt, dass der Lagerbestand an Modulen in Europa 40 Gigawatt betrage. Die Aussage habe er davon abhängig gemacht, ob die Menge der Module, die aus China in die EU importiert wird, abnimmt. Anhand neuer Zahlen, die dem Analysten erst seit dieser Woche vorliegen, sei dieser angenommene Rückgang nun doch nicht eingetreten. Daher habe sich der Lagerbestand entgegen seiner Erwartung der vergangenen Woche verdoppelt.

Er erläuterte, dass der Anteil der Anlagen für den Energieversorgungssektor und der Photovoltaik-Dachanlagen in Europa im Jahr 2023 zwischen 45 und 55 Prozent liegen dürfte. „Angesichts der bereits hohen Bestände in den Lagern, vor allem für Wohngebäude sowie für Gewerbe und Industrie, dürfte der Großteil der neuen Importe für Kraftwerksprojekte bestimmt sein“, fügte er hinzu. „Bei einem durchschnittlichen Importvolumen von rund 10 Gigawatt pro Monat von März bis August dieses Jahres wird ein großer Teil dieser Module unweigerlich in europäischen Lagern landen.“

Mordal Bakke sagte, dass die meisten der gelagerten Module für die Photovoltaik-Dachanlagen-Segmente und nicht für Großprojekte bestimmt sind, die ihre Solarmodule oft direkt vom Hersteller beziehen. „Der Rückgang der durchschnittlichen Perc- und Topcon-Preise im Vergleich zum Vorjahr ist ziemlich ähnlich, während die niedrigen Perc-Preise in Europa ein Zeichen dafür sein könnten, dass man versucht, die Lagerbestände der weniger gefragten P-Typ-Module abzubauen“, sagte er. „Man kann davon ausgehen, dass sich der Perc/Topcon-Anteil in den europäischen Lagern gegen Ende des Jahres dem Lieferanteil von n/p-Typ annähert.“

Da die Preise fallen und keine Entspannung in Sicht zu sein scheint, verlieren die gekauften und gelagerten Solarmodule täglich an Wert. „Perc-Module, die im März von einem europäischen Händler für 23 US-Dollarcent (21,9 Eurocent) pro Watt gekauft und gelagert wurden, sind heute mit einem durchschnittlichen Spotpreis von 16 US-Dollarcent (15,2 Eurocent) pro Watt konfrontiert, der im nächsten Monat sehr wahrscheinlich bei 15 US-Dollarcent (14,2 Eurocent) pro Watt liegen könnte, was bedeutet, dass man einen Anreiz hätte, niedrigere Gebote zu akzeptieren, um die Lagerbestände zu räumen, bevor sie zu viel von ihrem Wert verlieren“, betonte Mordal Bakke.

Der Analyst merkte an, dass sowohl Händler als auch Hersteller, die ihre eigenen Lager in Europa betreiben, vom Preisdruck betroffen sein könnten. „Beide sind insofern betroffen, als sie ihre Lagerbestände abbauen wollen, bevor die ‚alten‘ Module zu viel an Wert verlieren, und gleichzeitig Platz für n-Typ-Module der neuen Generation schaffen, die stärker nachgefragt werden und preislich rasch mit Perc konkurrenzfähig werden“, sagte er. „Der Preisunterschied zwischen den Modulprodukten der verschiedenen Hersteller hat sich in letzter Zeit vergrößert, was hauptsächlich auf unterschiedliche strategische Entscheidungen zurückzuführen ist. Während sich einige Hersteller angesichts des Überangebots und der sinkenden Preise für eine Verringerung der Produktionsmenge entscheiden, bewerten andere Hersteller ihre jährlichen Liefermengen, senken ihre Angebotspreise und drücken den Bruttogewinn, um ihren Marktanteil zu vergrößern.“

Rystad Energy schätzte den Gesamtwert der Mitte Juli gelagerten 40 Gigawatt an Modulen auf rund 7 Milliarden Euro, so der damals veröffentlichter Bericht. „Beim derzeitigen Preisniveau wären diese jedoch jetzt etwa 6 Milliarden Euro wert“, sagte Mordal Bakke weiter.

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