Ende März wurde innerhalb der Europäischen Union eine bemerkenswerte politische Einigung erzielt, um die Zukunft der Mobilität zu gestalten. Diese Vereinbarung betrifft die Verordnung über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe. Die Wichtigkeit dieser Verordnung wurde weiter unterstrichen, als Mitte Juli eine breite Mehrheit der EU-Parlamentarier in Straßburg ihre Zustimmung dazu gab. Die AFIR-Verordnung wird zweifelsohne einen bedeutenden Einfluss auf die zukünftige Qualität und Quantität der Ladeinfrastruktur in Europa haben.
Die europäische Agenda für Nachhaltigkeit und Umweltschutz, wie sie im europäischen Green Deal verankert ist, verfolgt das ehrgeizige Ziel, die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen bis 2050 um 90 Prozent zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine entscheidende Förderung der Elektromobilität von entscheidender Bedeutung. Bereits im Jahr 2014 legte die Europäische Union den Grundstein dafür, indem sie die Richtlinie zum Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) einführte. Nun, durch die konsolidierte Einigung zwischen der Europäischen Kommission, dem EU-Rat und dem EU-Parlament, wird diese Richtlinie in Form einer verbindlichen Verordnung umgesetzt. Sowohl die EU-Mitgliedstaaten als auch die Betreiber von Ladestationen und Anbieter von E-Mobilitätsdiensten werden verpflichtet sein, konkrete Vorgaben zu erfüllen.
Verpflichtung zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur
Die wichtigsten Vorgaben zum Ausbau der Ladeinfrastruktur:
- Bis 2025 soll für PKW alle 60 Kilometer eine Ladestation entlang der Fernstraßen und Autobahnen des transeuropäischen Verkehrsnetzes verfügbar sein.
- Für schwere E-Nutzfahrzeuge soll es alle 120 Kilometer einen Ladepunkt und zwei LKW-Ladestationen auf sicheren Parkplätzen im transeuropäischen Verkehrsnetz geben.
- Für jedes Elektrofahrzeug und jedes Plug-in-Hybridfahrzeug müssen die europäischen Länder eine Leistung von 1,3 respektive 0,8 Kilowatt bereitstellen.
- An jeder Ladestation soll eine kontaktlose Zahlung oder die Verwendung von Zahlkartenlesegeräten möglich sein.
- Alle Ladepunkte müssen Ad-hoc-Laden ermöglichen, das heißt die Fahrer müssen sich nicht anmelden oder vorregistrieren. Der Ad-hoc Preis pro Kilowattstunde muss angezeigt werden.
Das Ziel dieser Initiative ist es, das Vertrauen der Fahrer in die Elektromobilität zu stärken und die Reichweitenangst zu nehmen. Die nationalen Ladenetze sollen proportional zur Größe des Fahrzeugbestands wachsen. So können heutige und künftige Fahrer Elektrofahrzeuge mit der Garantie kaufen, dass die europäische Infrastruktur leicht zugänglich ist und einwandfrei funktioniert. Sie können mit der Zahlungsmethode ihrer Wahl bezahlen und haben die Gewissheit, dass der Sektor weiter reift. Das bedeutet, dass der Umstieg auf E-Mobilität für Fahrer und Flottenbetreiber immer einfacher und attraktiver wird.
Langfristige Auswirkungen
Die langfristige Auswirkung der AFIR-Verordnung reicht über die bloße Infrastruktur hinaus. Sie schafft Rechtssicherheit und Vertrauen für Elektroautofahrer, da sie sicher sein können, dass sie mit ihren Elektrofahrzeugen uneingeschränkt reisen können. Die Verordnung ebnet außerdem den Weg für Regionen mit geringerer Elektrofahrzeug-Verbreitung, sich auf elektrifizierte Schwerlastflotten vorzubereiten. Für Unternehmen, die in die Elektromobilität investieren wollen, stellt die AFIR sicher, dass ausreichende Infrastruktur vorhanden ist und Fahrer ihre Fahrzeuge überall und mit verschiedenen Zahlungsmethoden aufladen können.
Die Verordnung wird auch einen direkten Einfluss auf die Schaffung von Arbeitsplätzen haben. Aufgrund der Zuverlässigkeitsanforderungen für Ladestationsbetreiber wird der Bedarf an qualifizierten Technikern steigen. Es wird erwartet, dass bis 2030 mehr als 280.000 Arbeitsplätze im Bereich der Elektromobilität geschaffen werden könnten.
Umsetzung der EU-Länder
Die Umsetzung der AFIR-Verordnung in den EU-Ländern ist ebenfalls von großer Bedeutung. In Deutschland beispielsweise wird die AFIR direkte Auswirkungen auf die bereits bestehende nationale Ladesäulenverordnung (LSV) haben. Die jüngsten Änderungen an dieser Verordnung ermöglichen eine harmonisierte Regelung für ein einheitliches Bezahlsystem, wie es die AFIR vorsieht.
Wir bei Charge Point gehen sogar noch über die Anforderungen der AFIR hinaus, indem wir Roaming-Vereinbarungen mit verschiedenen Netzen in ganz Europa eingehen. Dadurch wird das Netzwerk an Ladestationen erheblich erweitert und den Fahrern auf dem gesamten Kontinent ein nahtloses Laden ermöglicht. Über eine einzige mobile App haben die Elektroautofahrer Zugang zu einer großen Anzahl von Ladestationen. Wir tragen somit zur Vereinfachung, Sicherheit und Umweltfreundlichkeit der Elektromobilität in Europa bei.
Mit der AFIR-Verordnung zeigt die Europäische Union einen klaren Weg in Richtung einer nachhaltigen und emissionsfreien Mobilität. Die umfassenden Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität und zum Ausbau der Ladeinfrastruktur unterstreichen das Engagement der EU für eine grüne Zukunft auf unseren Straßen.

Foto: Charge Point
— Die Autorin Adriana Fricke ist Senior Manager Public Policy DACH bei Charge Point und arbeitet als Expertin an der Schnittstelle zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor der Elektromobilität. —
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Die einzige technische Vorgabe 1,3 kW öffentliches Ladeleistungsangebot pro Elektroauto ist unsachgemäß, von der Fossillobby eingefädelt, um die Energiewende zu sabotieren.
Denn diese dümmliche Vorgabe kann auch mit einem einzigen 2 GW-Ladepunkt beispielsweise in Frankfurt/Main erreicht werden, zu dem alle Elektroautos in Deutschland zum Laden fahren müssten, an dem aber immer nur 1 Elektroauto gleichzeitig laden kann. Wenn Solar+Wind stundenweise große Überschüsse produzieren, können die anderen 1.499.999 Elektroautos diesen Überschussstrom nicht abnehmen, sondern müssen iin der Ladeschlange Däumchen drehen.
Die Kreditkartenterminalpflicht ist den Lobbyintressen der Banken geschuldet. Anstatt dass seit Jahrzehnten bewährt Ladekartenkonzept zu erlauben, möchten die Bandenkriminellen natürlich gerne die Kunden mit hohen Gebühren abzocken. Daraus wird allerdings nichts, da diese Kreditkartenterminals so teuer bei Installation und Betrieb sind, dass keine Ladeinfrastruktur mittlerer Leistung mehr installiert wird. Die Fossilmafia hat gewonnen.
Ich fahre inzwischen seit 7 Jahren Elektroauto und mir erscheint die geforderte Zahlfunktion mit Kreditkarte vollkommen sinnlos ja sogar kontraproduktiv. Die Kosten steigen deutlich und der Nutzen geht gegen Null.
Sowas können sich nur Leute ausdenken, die keine Ahnung vom Leben mit Elektroauto haben !
Da kann man nur von Glück sagen, das über 90% der E-Auto-Fahrer zu Hause oder beim Arbeitgeber laden und die Ladepunkte beim Einzelhandel und im Hotelbereich immer mehr werden. Damit ist es nicht ganz so wichtig, wie sich das öffentliche Laden von außen steuern lässt. Wenn ein Markt da ist, werden sich schon Anbieter finden.
Zum Wohl dem, der fit genug ist ein E-Bike zu fahren und den ÖPNV nutzt. Das ist klimaverträglich und schädigt der Fossilmafia. Braucht nur einmal den Willen zum umgewöhnen.