Auf Ebay wird derzeit ein 10 Kilowattstunden-Batteriespeicher für 2550 Euro angeboten. Bei dem Produkt handelt es sich im einen Lithium-Eisenphosphat-Speicher des Herstellers FM Solar. Mit dem direkten Vertriebsweg zum Endkunden zeigt sich ein Trend, dass Speicher zur Standard-Handelsware werden, sagt Jan Figgener, Abteilungsleiter Netzintegration und Speichersystemanalayse an der RWTH Aachen, auf Nachfrage von pv magazine. „Neue Hersteller gehen mit aggressiven Preisstrategien in den Markt, müssen jedoch auch zunächst zeigen, dass ihre Systeme sicher sind und eine lange Lebensdauer erreichen. Dazu können wir Stand heute aber noch keine Bewertung abgeben.“
Niederspannung und hohe Entladeleistung
Der Blick in die technische Beschreibung des Produkts zeigt, dass es sich bei dem Speicher um einen Niedervolt-Batteriespeicher handelt, der mit 51,2 Volt Spannung arbeitet. Die maximale Ladespannung soll bei 58,4 Volt liegen. FM Solar empfiehlt mit höchstens 80 Ampere zu laden, wobei auch 150 für einen kurzen Zeitraum möglich wären. Beim Entladen hingegen können es auch problemlos 200 Ampere sein, gibt der Hersteller an.
Die Batterie ist einem Metallgehäuse mit Display und IP65 Schutzklassen untergebracht. Im Temperaturbereich von minus 10 bis plus 60 Grad Celsius kann entladen werden. Von 0 bis 50 Grad Celsius kann geladen werden. Die vom Hersteller angegebene Lebensdauer beträgt 6000 Zyklen.
Die Batterie ist erweiterbar. Bis zu fünf Einheiten können hintereinandergeschaltet werden, um so eine maximale Energiekapazität von 50 Kilowattstunden zu erhalten. Den Angaben des Herstellers zufolge soll der Speicher mit Wechselrichtern der Marken Growatt, Deye, Megarevo, Sofar Solar, Goodwe, Solis, Lux Power, Schneider Electric und Victron kompatibel sein. Laut Beschreibung des Herstellers ist die Batteriesteuerung aller Batteriehersteller „nahezu“ universell. Somit sei die Batterie mit „so gut wie allen“ Niedrigvolt-Invertern, die 48 bis 52 Volt-Batterien ansteuern können, kompatibel. Die verwendete Schnittstelle sei RS232, CAN, und RS485. „Wenn Pylontech Akkus 48V/51,2V akzeptiert werden, dann auch die FM-Solar Akkus“, schreibt der Hersteller auf Ebay.
Degradation durch Inkompatibilität
Ob diese Aussage so pauschal stimmt, sollte von Fachleuten beurteilt werden. Dagegen spricht ein im vergangenen November durch das australische Forschungsinstitut ITP Renewables veröffentlichter Abschlussbericht zu Lebensdauertests von Batterien verschiedener Hersteller. Als Ursache für frühzeitige Alterung einiger Batterien gaben die Wissenschaftler Kompatibilitätsprobleme der Wechselrichter und der Batteriemanagementsysteme an. Es komme vor, dass die Batteriespannung und der Ladezustand dann nicht genau erfasst werden können, was dazu führt, dass die Batterie außerhalb ihres Betriebsfensters gefahren wird und dadurch schneller altert.
Neue Vertriebswege
Der Speicher von FM Solar, der über Ebay vermarktet, reiht sich ein in einen Trend, den Experten am Markt beobachten. „Solche Angebote haben wir in den letzten Monaten schon öfter gesehen und die Preise der Batterien sind wirklich sehr günstig“, sagt Figgener. Obwohl noch Wechselrichter und die Installationsleistung dazu gekauft werden müssen, geht er davon aus, dass Endkunden bei diesem Angebot weniger als der Hälfte des derzeitigen Marktdurchschnitts zahlen müssen.
Der Fakt, dass die Batterie über Ebay und nicht über den Installateur gekauft wird, könnte unter Umständen auch die Suche nach einem Installationsbetrieb schwieriger gestalten. „Insbesondere die Installationsbetriebe, die mit dem Verkauf von Speichersystemen heute noch eine gute Marge erzielen, würden den Verkauf eigener Speicher sicher der reinen Installation eines solchen Speichers vorziehen“, sagt Figgener. „Zudem müssen die Fragen rund um Service und Garantie geklärt sein.“
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Schön dass die Preise von viel zu hohem Niveau auf zu hohes Niveau fallen. Sind noch weit entfernt von dem was orakelt und hochgerechnet (tiefgerechnet) wurde, wie unter $100 pro kWh für Zellen, ein typischer Schwellwert. Den wird der Endkunde kaum sehen, und die 19% MwSt. sind nicht der Hinderungsgrund. Es fehlt weiterhin das ausreichende Angebot durch eine komplette Zellherstellungskette in Europa und Deutschland, obwohl es die früher schon gab, wie bei LiTec in Sachsen für den Smart bis 2015. Wurde von Diesel-Dieter Z. eingestampft.
Die $100 pro kWh war eigentlich immer der erhoffte Schwellenwert in der Herstellung, nicht für den Handel und schon gar nicht für den Endkunden.
Na ja, 100€ pro kWh dürfte erstmal nur der Preis für die nackte Zelle sein. Selbst Autohersteller mit benötigten +20 GWh kämpfen immer noch um die 100$ Grenze. Im obigen Fall kommt noch viel drumherum (Software/ Hardware / Gehäuse…)
Wie schon im Artikel angesprochen ist es eben nicht nur eine Frage des Kaufpreises, sondern auch der Inbetriebnahme.
Ebenso fragt sich, ob es pauschal wünschenswert ist, wenn Speicher „zur einfachen Handelsware“ verkommen.
Ist zwar schön und notwenidig, dass sie preiswerter werden, aber grade im Anbetracht knapper Rohstoffe, wie hier Lithium, sollten diese effektiv eingesetzt werden und nicht für Akkus, die man sich somit ja ohne größere Gedanken ja mal zulegen könnte und dann nach einigen Jahren wieder entsorgen würde.
Bis dahin bleibt auf die Natrium-Ionen-Akkus auf dem Markt zu warten, wo ein Preisverfall ohne Rohstoffknappheit zu erwarten ist.
Ihr Wort in allen Ehren.
Lithium-Akkus sind in vielen Bereichen bereits zu Wegwerf-Artikeln geworden – und das nicht erst seit kurzem. So schlimm kann es daher mit der Ressourcenknappheit und den Herstellkosten nicht sein, wie es die letzten Jahre gebetsmühlenartig gepredigt wurde.
Schauen Sie sich mal um, wo das Zeug über drin steckt. Würde mich stark wundern, wenn davon viel wiederverwertet würde (eher wohl „thermisches Recycling“ -> ich liebe diesen Begriff einfach).
Es ist nur konsequent, dass auch andere Anwendungsformen dieser Technik mehr und mehr zu einfachen Konsumartikeln werden. Vielleicht ähnlich wie beim Kunststoff seinerzeit.
@HD:
Na gut, ob die prognostizierte massive Knappheit schlüßig ist, lässt sich ja anhand der geförderten Menge, neuen Minenprojekten und den Bedarf der geplanten etlichen Gigafactorys berechnen.
Und da gibt es eine enorme Diskrepanz.
Dass die Bundesregierung solche Dinge wie Einweg-E-Zigaretten mit Lithium Ionen Akkus zulässt, die dann immer im Restmüll oder in der Umwelt landen, spottet sowieso jeder Beschreibung.
Hier sollte zumindest eine Bepfandung schnellstens eingeführt werden.
Bei derart sicherheitsempfindlichen Anlagen, wie es Li-Ionen-Akkus darstellen, ist die Frage der Garantie schon sehr wichtig: Ein Hersteller, der auf sich hält, tauscht auch Geräte aus, die aus einer anfälligen Serie stammen und macht Software-Updates. Ein Händler bei Ebay verkauft nach der ersten Negativschlagzeile am nächsten Tag unter einem anderen Namen weiter bei Ebay und hofft, dass der abgebrannte Akku ein Einzelfall war, damit er den Namen nicht so oft wechseln muss.
FM Solar steht drauf.
Oder Titan Solar.
Ab 100 Stück mit „PV Magazine“ Logo 😉
Der „Hersteller“ ist doch also eher Importeur, oder?
Wer ist das?
Wo sind die Datenblätter? Welche Art von BMS wird verwendet? Wo sind die Prozeduren beschrieben? Mit welcher Zentraleinheit kommuniziert der Speicher?
Mir stehen die Haare zu Berge, wenn ich abgeschriebene Daten auf einer Webseite finde.
@Abc – ich sehe das auch so – nie im Leben wurde das von denen entwickelt.
Volle Zustimmung.
Aber wir werden noch ein paar Akkus / Häuser brennen sehen bevor sich das rum spricht, dass Lithium Akkus kein Spielkram sind.
Das krasse ist, dass alle Infos frei verfügbar sind. Jeder kann selbst schlussfolgern was eine Lithium gefüllte Blackbox (!) aus China wohl tut wenn’s Mal nicht soo gut läuft…
Also ich bin mit über 20 Jahren PV-Branchenerfahrung eher skeptisch. Der Preis allein ist doch bei einem Investitionsgut dieser Gefahrenklasse kein allein entscheidendes Thema. Wie sooft im Leben gilt auch hier Vorsicht und die Warnung: billig gekauft ist am Ende teuer, manchmal auch sehr teuer bezahlt. Und wenn dann der Garantiefall eintritt, wer ist dann der Garantiegeber? Der Händler, der Hersteller, der Importeur? Wer muss dann nachweisen, dass der Speicher gem. Installationsanweisungen fehlerfrei und sicher installiert wurde? Hier sehe ich die Gefahr, dass Hobby-Expertenbastler (hatte mal eine solche Kundenanfrage, habe dankend abgesagt) meinen, das sein für sie kein Problem, bis dann schlimmstenfalls die Hütte brennt – nein danke, der Preis allein kann es nicht sein. Das Gesamtkonzept von Technik, Sicherheitsnachweis, Installateur und Garantie / Haftung muss stimmig sein. Das sollte dem Häuslebesitzer den Mehrpreus am Ende wert sein.
@Dieter etc.
… wem ist denn schon mehrfach die Hütte abgebrannt???
Das waren doch keine „Expertenbastler“, sondern gelackmeierte Kunden hochpreisiger, deutscher Hersteller mit TÜV-Gutachten, die von einem zertifizierten Installateur nach Anweisung montiert wurden!!
Es wird einfach höchste Zeit, dass wir uns von unserer Blauäugigkeit hinsichtlich schön viel Papier und hoher Preise verabschieden. Der Rest der Welt ist nicht blöder als wir!
Und was das Preisniveau angeht:
… das ist der untere Rand der derzeit üblichen Speicherpreise. Dafür bekommen Sie allerdings auch z.B. Speichermodule von Pylontech, deren Qualität schon mehrfach in seriösen Tests nachgewiesen wurde.