Solarpionier und Gründer des Fraunhofer ISE Adolf Goetzberger ist verstorben

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Adolf Goetzberger, der am 24. Februar im Alter von 94 Jahren gestorben ist, ist ein Platz im Geschichtsbuch der deutschen Solarforschung sicher. Der promovierte Experimentalphysiker und Honorarprofessor an der Fakultät für Physik der Universität Freiburg gründete 1981 das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Im gleichen Jahr entwickelte er gemeinsam mit Armin Zastrow die Idee der Agri-Photovoltaik.

Nach seiner Promotion im Jahr 1955 über die Kristallisation aufgedampfter Antimonschichten ging er zunächst in die USA. Dort arbeitete er mit dem Nobelpreisträger William Shockley zusammen. 1968 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm die Leitung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik IAF. 1971 wurde er von der Universität Freiburg zum Honorarprofessor an der Fakultät für Physik ernannt.

1981 gründete er eine Arbeitsgruppe des Fraunhofer IAF zu dem eigenständigen Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE aus und leitete es bis 1993. „Den damaligen Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft konnte ich überzeugen, aber seine Berater sagten, die Solarenergie sei unpraktisch. Man hat sie nur hier und da ein bisschen gefördert, um die ärgste Kritik abzuwehren“, so Goetzberger an seinem 80. Geburtstag über die Widerstände, die er erfuhr. Im gleichen Jahr veröffentlichte er mit  Armin Zastrow in der Zeitschrift „Sonnenenergie“ den Beitrag „Kartoffeln unter dem Kollektor“ und erläuterte dabei mit seinem Co-Autor die Idee einer Agri-Photovoltaik: ein Konzept, das seit einigen Jahren wieder viel Aufmerksamkeit erfährt.

Zahlreiche Patente und Auszeichnungen

Er hielt über 30 Patente und war 1993 bis 1997 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e. V. (DGS). Seine Verdienste für die Solarenergie wurden auf vielfältige Weise gewürdigt: 1983 erhielt er als erster Deutscher den „J. J. Ebers Award“ der amerikanischen „IEEE Electron Devices Society „für die Entwicklung des Silizium-Feldeffekttransistors. 1992 bekm er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. 1993 wurde er mit dem „Achievement through Action Award“ der International Solar Energy Society (ISES) ausgezeichnet.  Adolf Goetzberger war Ehrendoktor der Universität Uppsala. Weitere Auszeichungen waren der „Farrington Daniels Award“ der ISES, die Karl-Boer-Medaille, der Becquerel-Preis und der „William R. Cherry Award“. 2006 verliehen ihm Solarworld den „Einstein Award“ und Eurosolar den „European Solar Award“. Im Jahre 2009 wurde er vom Europäischen Patentamt in der Kategorie „Lebenswerk“ mit dem Europäischen Erfinderpreis ausgezeichnet.

„Wir verneigen uns vor dem Lebenswerk von Adolf Goetzberger und sind ihm für seine Verdienste zur Entwicklung der solaren Energiesysteme und damit seinen großen Beitrag für eine globale Energiewende dankbar“, so Hans-Martin Henning, einer der beiden heutigen Institutsleiter des Fraunhofer ISE in einer Pressemitteilung. Andreas Bett, ebenfalls Institutsleiter, ergänzte: „Die Solarbranche verliert in ihm einen geschätzten Wissenschaftler und visionären Vordenker, der unser Institut bis ins hohe Alter mit regem Interesse begleitet hat.“ Das Institut, das nach eigenen Angaben heute das größte Institut für Solarforschung in Europa ist, hat ein digitales Kondolenzbuch eingerichtet.

Adolf-Goetzberger-Preis

Auf dem derzeit stattfindenden „PV-Symposium“ in Bad Staffelstein kündigten die Veranstalter an, in Zukunft jährlich den „Adolf-Goetzberger-Preis“ zu vergeben. Er soll Personen auszeichnen, die die Photovoltaik technisch weiterentwickeln. „Die Weitsicht von Adolf Goetzberger manifestiert sich im PV-Symposium, das den regelmäßigen und kontinuierlichen Informations- und Gedankenaustausches zwischen Forschung, Industrie und Markt ermöglicht“, so Thomas Nordmann von TNC Consulting, der den Preis mitgestaltet. Die Auszeichnung soll über eine Stiftung und durch Gelder von Unternehmen finanziert werden.

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