Ein massiver Preissturz läutet einen Photovoltaik-Wachstumssprung ein

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Der Photovoltaik-Markt in der EU ist im Jahr 2022 um sagenhafte 47 Prozent gewachsen.

Mal kurz innehalten: 47 Prozent und das auf Basis eines bereits großen Marktes. Wie in der Photovoltaik-Branche typisch findet man die Zahl des großen Erfolges allerdings erst auf den zweiten Blick. Und so will ich sie nochmal wiederholen: 47 Prozent – das ist doch „einfach geil“, oder?

Und es kommt noch besser: Auch global ist der Photovoltaik-Markt über 50 Prozent auf rund 270 Gigawatt gewachsen.

Wow, wow, wow, oder?

Es hat sich bewahrheitet, dass die überall massiv spürbaren Knappheiten nebst hoher Preise nicht nur von der Corona-Pandemie und dem Krieg in Ukraine herrührten, sondern auf einem massiven Wachstum des globalen Marktes.

In der Hektik des Tagesgeschäfts wurde gleichzeitig aus den Augen verloren, dass vor allem China trotz Corona-Pandemie die Produktionskapazitäten massiv ausgebaut hat. Es vergeht fast kein Tag an dem keine „20/30/50“-Gigawatt-Produktionserweiterung auf allen Stufen der Wertschöpfungskette bekannt gegeben werden.

Und so werden für das Jahr 2023 Wafer- Zell- Modul Kapazitäten von über 800 Gigawattpeak/Jahr und beim Silizium bis 2024 sogar über 900 Gigawattpeak/Jahr erwartet. Dabei sei angemerkt, dass der Silizium-Verbrauch pro Watt Modulleistung rekordverdächtige 33 Prozent binnen drei Jahren, im Mittel von 3,7 auf 2,45 Gramm gesunken ist. Gut für die Kosten, sehr gut für die Umwelt.

Mal Luft holen und so geht dann der Preissturz: Im 4. Quartal 2022 fielen quasi über Nacht die Containerfrachtraten auf das Niveau vor der Corona-Krise und somit natürlich die Preise für den Modultransport. Gleichzeitig begannen früher und stärer als erwartet die Preise zu fallen.

PV Infolink geht daher von 19 bis 20 US-Dollarcent pro Wattpeak als Modulpreis für Ende 2023 aus, andere sind sicher, dass diese Zahl noch deutlich vorher erreicht wird. Denn auch das seit 2019 massiv teurer gewordene Silizium wird dramatisch günstiger: Erwartet werden 13 US-Dollar pro Kilogramm Ende 2023, also weit weg von den kürzlich noch gesehenen Notierungen über 30 US-Dollar. Verbunden mit der Senkung des spezifischen Verbrauchs pro Wattpeak eine ganz deutliche Reduktion.

2023 wird nun von Bloomberg New Energy Finance und PVInfolink ein Weltmarkt von 315 bis 350 Gigawatt erwartet. Die 300 Gigawatt-Marke wird zwei Jahre früher, als 2012 von uns noch als „Burning Ambition“ für 2025 genannt, erreicht (und überrannt). Und das ist eventuell sogar zu konservativ.

Ich würde mich nicht wundern, wenn es auf über 400 Gigawatt springt (eine Zahl wie der große chinesische Anbieter JA Solar vergangene Woche in einem Webinar der Analysten von Roth Capital nannte, auch PV Infolink nennt die Zahl als obere Markterwartung).

Warum dieses Wachstum von knapp 50 Prozent + x realistisch ist?

Nun, es wird schlicht Material verfügbar sein und das zu Preise von vor der Corona-Krise. Und das ist ein gewaltiger Antreiber: Günstiger grüner Strom und zwar massenverfügbar. Und genau diese Fakten werden den globalen Wachstumssprung ermöglichen. Was weiteres schnelles Wachstum induzieren wird – und darauf weiteres Wachstum. Anders formuliert: Immer günstigere, effizientere und massenverfügbare Photovoltaik erschließt immer weitere Märkte. Die überragenden Eigenschaften von Photovoltaik sprechen sich zudem global immer weiter herum und führen massiven Investitionsentscheidungen.

Das Ziel von 3000 Gigawatt + pro Jahr Zubau für die Zeit ab 2035 erscheint mir angesichts dessen einmal mehr als erreichbar. Darüber mehr in einem anderen Blogbeitrag.

Und auch mehr in Kürze, warum das ein Ansporn ist, in der EU 600 Gigawatt jährlich an vollständiger industrieller Wertschöpfung auszubauen – die Nachfrage ist da.

— Der Autor Karl- Heinz Remmers ist seit 1992 als Solarunternehmer tätig. Zu Beginn mit der Planung und Montage von Solaranlagen sowie der Produktion von Solarthermie-Kollektoren. Seit 1996 dann parallel unter dem Namen Solarpraxis mit eigenen Fachartikeln, Buch- und Zeitschriftenverlag und dem bis heute aktivem Solarpraxis Engineering. Zu den erfolgreichen Gründungen zählen auch die nun von namhaften Partnern gemachte pv- magazine Group und die Konferenzserie „Forum Neue Energiewelt“. Neben Solarpraxis Engineering sind heute Entwicklung, Planung, Errichtung und Betrieb von Solaranlagen als „IPP“ im Fokus der Aktivität. Zudem betreibt er aktive politische Arbeit im Rahmen des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (bne). Mehr hier: https://www.remmers.solar/ueber-mich/ —

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