CO₂-Emissionen 2022 in Deutschland kaum gesunken

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Die Rückkehr der Kohle macht Energiespareffekte zunichte und gefährde Klimaziele, so Agora Energiewende in seiner Studie „Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2022“. Mit 761 Millionen Tonnen lag Deutschlands Treibhausgasausstoß nur marginal unter den 766 Millionen des Vorjahres. Die Bundesregierung müsse dringend strukturelle Maßnahmen umsetzen, um sowohl Klimaziele als auch Energiesicherheit zu erreichen, so der Thinktank.

Deutschlands Treibhausgasausstoß lag im vergangenen Jahr mit 761 Millionen Tonnen nur marginal unter den 766 Millionen von 2021.

Grafik: Agora Energiewende

„Die CO₂-Emissionen stagnieren auf hohem Niveau, und das trotz eines deutlich niedrigeren Energieverbrauchs von Haushalten und Industrie. Das ist ein Alarmsignal im Hinblick auf die Klimaziele“, sagt Simon Müller, Direktor Deutschland bei Agora Energiewende. Die Emissionsminderung 2022 lag im Vergleich zum Referenzjahr 1990 bei knapp 39 Prozent. Das Treibhausgasminderungsziel der Bundesregierung für das Jahr 2030 liegt bei minus 65 Prozent gegenüber 1990.

„2022 sind die Klimaziele aufgrund kurzfristiger Maßnahmen für die Energiesicherheit ins Hintertreffen geraten. Auch das im Koalitionsvertrag für 2022 angekündigte Klimaschutzsofortprogramm ist die Regierung schuldig geblieben“, so Müller.

Wegen gestiegener Preise bei Erdgas und Strom sowie einer milden Witterung sei der Energieverbrauch in Deutschland um 4,7 Prozent gegenüber 2021 zurückgegangen. Das entspricht 162 Terawattstunden – der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung Deutschlands. Dennoch wurde das Reduktionsziel für 2022 von 756 Millionen Tonnen CO₂ nicht erreicht, das sich aus den Vorgaben für die Bereiche Energiewirtschaft, Gebäude, Verkehr, Industrie, Land- und Abfallwirtschaft ergibt. Der Grund sei die Rückkehr zur Kohle und Öl.

Konventionelle Kraftwerke erzeugten im vergangenen Jahr 302 Terawattstunden Strom, davon Braunkohlekraftwerke 109 Terawattstunden, was ein Plus von 7 Prozent im Vergleich zu 2021 bedeutet. Aus Steinkohlekraftwerken kamen 60 Terawattstunden und damit 20 Prozent mehr.

Erneuerbaren Energien mit Rekordhoch

Der Agora-Auswertung zufolge produzierten 2022 erneuerbare Energien 248 Terawattstunden, so viel Strom wie nie zuvor: ein Plus von 22 Terawattstunden beziehungsweise 10 Prozent gegenüber 2021. Die Stromproduktion aus Photovoltaik-Anlagen erhöhte sich dank eines überdurchschnittlich guten Sonnenjahrs auf 60 Terawattstunden und damit um 23 Prozent gegenüber 2021.* Der Zubau lag bei 7,2 Gigawatt. Insgesamt betrug die Erneuerbaren-Energien-Kapazität am Jahresende 148 Gigawatt und damit 9,6 Gigawatt mehr als 2021.

„Das Rekordjahr für die erneuerbaren Energien ist wetterbedingt und damit kein struktureller Beitrag zum Klimaschutz“, so Müller, der eine Ausbaukrise insbesondere bei der Windenergie sieht. Hier seien 2022 nur rund 2 Gigawatt hinzugekommen. Insgesamt waren 2022 neun von zehn Ausschreibungen für erneuerbare Energien unterzeichnet. „Die Regierung muss jetzt entschieden und schnell nachbessern, denn wir brauchen ab 2023 eine Verdreifachung beim Zubau, um das 2030-Erneuerbaren-Ziel zu erreichen“, sagt Müller. In den kommenden acht Jahren müsse der Zubau bei der Photovoltaik durchschnittlich auf 19 Gigawatt jährlich ansteigen, bei Windkraft an Land auf 7 Gigawatt und bei Windkraft auf See auf knapp 3 Gigawatt.

Für das neue Jahr erwartet er Energiepreise weiterhin auf hohem Niveau: „Gerade der schnelle Ausbau von Solarenergie kann jedoch die Preise zügig dämpfen.“ Auch müsse der Einsatz von Wärmepumpen in Haushalten und Industrie forciert werden. „Die Regierung muss jetzt schnell das Potenzial der erneuerbaren Energien, von Effizienz und Elektrifizierung für die Krisenbewältigung aktivieren, so dass wir bis Ende 2023 unabhängiger von fossilen Energien und von deren volatilen Preisen sind.“

– * In der ersten Version des Artikels waren die Angaben zur Stromproduktion aus Photovoltaik-Anlagen nicht korrekt. Wir haben sie nun korrigiert. –

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