“Wir sind schon mittendrin im Klimawandel. Deshalb müssen wir jetzt sofort handeln!“ Vor diesem Hintergrund startete Anton Wollschläger eine Petition für eine solare Baupflicht für Industrie-, Privatdächer und Großparkplätze. „Während Photovoltaik-Freiflächenanlagen die Konkurrenz um immer knapper werdende landwirtschaftliche Flächen fördern, gäbe es mehr als genügend bebaute Flächen – Dächer, Fassaden und Großparkplätze, von denen bisher nur ein Bruchteil für die Solarenergieerzeugung genutzt wird“, so der Bio-Landwirt weiter. Neben Neubauten sollten Photovoltaik-Anlagen auch für bestehende Gebäude und Parkplätze zugänglich gemacht werden.
Mehr als 68.000 Unterzeichner schlossen sich diesem Anliegen an. Auf der Freisinger Klimakonferenz übergaben die Veranstalter die Petition “Klimaschutz ernst nehmen – Solare Baupflicht für neue Gebäude, Hallen und Großparkplätze” an die dort ansässigen Bundestagsabgeordneten Andreas Mehltretter (SPD) und Leon Eckert (Grüne).
Der SPD-Vertreter verwies auf die geplante Photovoltaik-Pflicht für gewerbliche Neubauten, auf die sich die Ampel-Regierung in ihrem Koalitionsvertrag verständigt hatte. „Wie die Petition richtig feststellt, gibt es aber auch im privaten Bereich sowie auf großen Parkplätzen noch große Ausbaupotenziale. Daher setze ich mich auch in diesen Bereichen für eine Solaranlagen-Baupflicht ein“, erklärte Mehltretter weiter. Er versprach dafür auch einen „zuverlässige und angemessene Förderung“ der Photovoltaik-Anlagen nach der Reform des EEGs.
Auch Grünen-Politiker Eckert bezeichnete die solare Baupflicht für Industrie- und Privatdächer als längst überfällig. Er verwies ebenfalls auf den Koalitionsvertrag. Besonders wichtig sei, bürokratische Hemmnisse bei der Installation von Photovoltaik-Dachanlagen abzubauen. „Die Petition erteilt uns einen deutlichen Auftrag, diese Verbesserungen für private Bürger anzupacken. Ich freue mich, aus der Region Freising ein starkes Signal nach Berlin mitnehmen zu können“, so Eckert weiter.
Die Initiatoren der Petition sehe insbesondere bei der Photovoltaik-Überdachung von großen Parkplätzen immenses Potenzial. Nach Erhebungen von Fraunhofer-Instituten könnten allein durch die Photovoltaik-Nutzung bei den 300.000 größten Parkplätzen in Deutschland eine Leistung von knapp 60 Gigawatt installiert werden. Auch bezüglich der Photovoltaik-Pflicht für gewerbliche Neubauten fordern die Initiatoren ein schnelles Handeln, was die Bundesregierung jedoch nicht erkennen lasse. Sie sollte aber dringend noch dieses Jahr kommen.
Nachtrag: Am 31. Mai hat unser ein Leser, der gleichzeitig ein Unterzeichner der Petition ist, darauf hingewiesen, dass es sich um eine „solare Baupflicht“ handele, die auch Solarthermie umfasst. So heißt es in der Petition: „Die Nutzungspflicht soll für alle für die Solarnutzung geeigneten Dachflächen gelten. Anstelle von PV können auch ganz oder teilweise Solarthermieanlage errichtet werden, wenn eine entsprechende Nutzung (Brauchwassererwärmung, Heizungsunterstützung) möglich ist. Dies gilt auch für Parkplatzflächen, wenn die Wärme z.B. in ein solares Nahwärmenetz eingespeist wird.“ Vielen Dank an den Leser für den Hinweis.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Die Überdachung von Parkplätzen hätte auch den Vorteil von Schatten. Wer parkt sein Auto schon gern in der prallen Sonne.
Hat aber auch Nachteile.
-Lange Planungszeit.
-Fehlende Fachkräfte.
-Ohne Förderung nicht möglich. Stichwort : Bezahlbare Energiewende
-Kann nur für künftige Parkplatzprojekte gelten. Es sei denn, Exorbitante Förderung bei bestehenden Parkplätzen .
Das sind doch keine Nachteile, sondern nur Folgen, die daraus resultieren. Und warum sollte es ohne Förderung nicht möglich sein? Die meisten Supermärkte mit großen Parkplätzen machen satte Gewinne und können sich das leisten. Zudem bekommen sie ja durch die Einspeisung oder Stromkostenersparnis das Geld wieder rein. Wenn das nicht gemacht wird, sind die Kosten verursacht durch den Klimawandel später viel höher. Z. B. Kühlung, Ernteausfälle und somit weniger zu verkaufen, etc.
PV Pflicht ist ein krankes Pferd.
Es weckt falsche Hoffnungen auf eine schnelle Energiewende.
Wenn es überhaupt etwas bringen sollte muß ein ganzer Bürokratieapperat aufgebaut werden.
Welche Bürokratie daraus resultiert, ist ja erst die zweite Frage. Auch ohne eine solche werden die meisten, die der Pflicht unterliegen, sie gewissenhaft erfüllen. Und wer sich der Pflicht entzieht, muss damit rechnen, „aufzufliegen“, denn es kann ja jeder sehen, dass er ihr nicht nachkommen ist.
Ich bin auch gespalten, was eine Solarpflicht angeht. Sieht man Einfamilienhäuser, dann gibt es schon Ortschaften, wo jedes zweite Haus seine PV-Anlage hat. Eine Solarpflicht würde da nicht viel bringen. Aber gerade in den anderen Bereichen (Mehrfamilienhäuser, Gewerbebauten, öffentliche Gebäude) sieht es eher mau aus. Die Besitzer sehen das nicht als ihr Kerngeschäft, und verzichten deshalb gerne auf diesen Kleckerleskram. Neben der Solarpflicht sollte es deshalb auch vernünftige Modelle geben, die einen Fremdbetrieb ermöglichen. Auch dabei wird es einfacher sein, wenn alle Anlagen als Volleinspeiser agieren, als komplizierte Strombezugsverträge abzuschließen, mit allen Fehlsteuerungen, die daraus resultieren würden. Damit Volleinspeisung verpflichtend gemacht werden kann, muss die Einspeisevergütung auskömmlich sein. Sinnvoll wäre die Orientierung der garantierten Vergütung an den Ergebnissen der Auktionen mit entsprechenden Aufschlägen für Anlagen unterschiedlicher Größe und sonstiger Erschwernisse. Damit käme man weg von der weltfremden regelmäßigen Absenkung, die noch dazu viel zu langsam auf Marktveränderung reagiert.
Ich arbeite mittlerweile seit 30 Jahren für die Energiewende und eine schnellere Ablösung der fossil atomaren Energieversorgung. So ziemlich die letzte Idee, die mir dabei eingefallen wäre ist eine „Solarpflicht“. Wie auf den Hund gekommen sind mittlerweile Teile unserer Gesellschaft, die der Meinung sind man könne „das vermeintlich Gute“ nur noch durch Zwang erreichen. Übersehen werden dabei die zahlreichen Behinderungen für die Photovoltaik, die wir immer noch erleben. Eine schnelle disruptive Entwicklung entsteht in aller Regel in freien Märkten, wo sich mündige Verbraucher für bessere Produkte entscheiden. Schaut man sich dagegen die Entwicklung des EEG an, so sieht man sich mittlerweile mit einem bürokratischen Monster konfrontiert, dass eine solche Entwicklung gerade nicht zulässt. Wir haben es hier längts nicht mehr mit einer „Förderung“ sondern viel mehr mit einer Verhinderung dynamischer Entwicklungen zu tun. Hier nun auch noch eine Pflicht aufzusatteln wäre ein großer Fehler. Die fossil atomare Konkurrenz wird es freuen.
Die PV Pflicht darf kein Solarthermie-Deckel werden!
Die Pflicht zur Nutzung von Solarenergie darf sich sich nicht nach Quadratmetern bedeckter Dachfläche bemessen, sondern muss die erzeugte Energie berücksichtigen. Schon bei PV Modulen gibt es deutliche Effizienzunterschiede. Solarthermie schafft aber die drei- bis vierfache Menge Solarwärme aus dem Quadratmeter Kollektorfläche (auch da mit Effizienzunterschieden). Zwar nur Wärme, aber das in vor Ort verfügbar gemachter Nutzenergie. Das spart deutlich größere Mengen vorgelagerten Primärenergiebedarfs. PV liefert hochwertige elektrische Energie, aber davon lässt sich ein zunehmender Anteil nur als Primärenergie über nachgelagerte Umwandlungs-, Transport- und Speicherketten nutzen.
Kurz gesagt: 1 kW peak Photovoltaik und ein Sonnenkollektor mit 1000 kWh jährlichem Wärmeertrag (nach Solar Keymark, 50°C, Würzburg) sind für die Energiewende gleichwertig.
Solarthermie ist aber sehr Himmelsrichtung und Jahreszeiten abhängig. Wir haben seit 13 Jahren 15m2 Solarthermie bei 23 Grad Dachneigung in Ost Süd Ost Richtung. Diese Anlage produziert pro Jahr auf dieser Fläche nur 2.500 kWh Wärme und davon im Zeitraum 1.11. bis 31.1 nur 1 (!) kWh. Eine 4 kWp PV Anlage würde mit einem Heizstab mehr Wärme produzieren und das auch noch im Winter(!).
Das Problem bei der Solarthermie ist eben, dass sie zwar viel Energie liefert, aber zur falschen Zeit und in der falschen Form. Was nützt mir jede Menge Wärmeenergie, wenn sie im Hochsommer anfällt und ich sie weder für die Heizung nutzen kann noch umwandeln oder speichern?
Spätestens seit Wärmepumpen gängig sind, ist die Kombination WP + PV deutlich sinnvoller, denn den nicht für die WP benötigten PV-Strom kann ich ganzjährig anderweitig nutzen.
Zu den Einwänden, die Solarthermie würde ihre Wärme zur falschen Zeit liefern: Es gibt sehr viele Bestandsgebäude, die in den kalten Nächten bis in den Frühsommer immer wieder Heizwärme benötigen, zusätzlich zum Wamrwasserbedarf. Natürlich wäre es schön, wenn diese Gebäude alle eine zeitgemäße Wärmedämmung hätten, aber da stehen häufig die finanziellen Möglichkeiten und Lebensituationen der Bewohner entgegen. Solarthermie leistet dort mit relativ geringem Aufwand eine deutliche Reduzierung des Brennstoffverbrauchs.
Wer aus seiner Sonnenkollektoranlage während der drei Wintermonate November bis Januar nur eine einzige Kilowattstunde holt, hat einen Fehler in seiner Anlagenschaltung. Auf der Basis kann man keine energiepolitischen Weichenstellungen diskutieren.
Für das Eigenheim ist die Solarthermie nicht so sinnvoll wie Solarmodule.
Im Sommer ist der Speicher schon bis 10 Uhr auf Temperatur und kocht
den restlichen Tag sinnlos vor sich hin weil ich die Wärme nicht benötige.
Bei derselben Solarfläche, belegt mit Solarmodulen, reicht einen kleinerer
Speicher der für die Bedürfnisse an Warmwasser ausreicht.
Damit kann ich die Aufheizung meinen Warmwasserbedarf schon vormittags
erreichen und den restlichen Tag bringen die Solarmodule aber Strom der effektiv
die Energiewende unterstützt.
PV-Pflicht ist Quatsch.Da werden nur Resourcen gebraucht um zu berechnen wer wieviel bauen muss etc. plus Kontrollen. Nicht mehr behindern wie in den letzten Jahren reicht. Das ganze Geeiere mit Mieterstrom, der ganze Steuerwust. Aktuell ganz wichtig. Anpassung der Überschußeinspeisung wie vom Bundesrat gefordert incl rückwirkende Umsetzung vom 1.1.22 und nicht wieder eine „Anmeldung“ beim Netzbetreiber. Fakten schaffen. Den Rest machen wir dann schon
An die Gegner der Solarpflicht: eine zwangsläufige Ausuferung der Bürokratie durch Solarpflicht sehe ich überhaupt nicht !!! Der bereits vorhandene Bürokratieaufwand beim Errichten eines Gebäudes ist auch schon ohne Solarpflicht immens groß, sodass die bei Solarpflicht nötigen Arbeiten nebenbei erledigt werden können (Computereinsatz). Der Gesetzgeber muss nur endlich einmal für vernünftige und praktikable Vorschriften sorgen, die sich leicht in Apps umsetzen lassen. Eine extra Amtsstelle zur Kontrolle der Einhaltung wird bestimmt nicht nötig sein, dafür werden schon Nachbarn sorgen. Außerdem gibt es schon genug Erfahrung mit der Solarpflicht in Kommunen, da sind noch nie Klagen gehört worden.
@ Peter Bechert.
Oberflächlich betrachtet, hört sich das alles sehr Energiewende freundlich an.
Um der Diskussion einen tieferen Einblick zu verleihen, muss man immer wieder auf die derzeitige Gesetzeslage hinweisen. Solange der dezentral erzeugte Dachstrom am Spotmarkt der Börse, nach dem Merit Order Prinzip verramscht werden muss, in Fachkreisen nennt man das Kannibalisierungs Effekt, dient die Solarpflicht lediglich den großen Playern um lukrative Geschäfte zu machen. Dazu kommt noch, dass der „Dach Pflichtstrom“ während diesem Prozeß an der Börse zu Graustrom degradiert wird.
Siehe hier unter Auswirkungen die Gesetzeslage.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Googeln Sie mal unter Kannibalisierungs Effekt EEG, da können Sie noch mehr lesen.
PS : die vorgeschriebene Größe der Anlage könnte von der Baubehörde ja auch ohne großen Mehraufwand an die beauftragte Installationsfirma übermittelt werden .
@ Peter Bechert.
Weitere Info. Zum Kannibalisierungs Effekt.
https://www.topagrar.com/energie/news/oekostromanlagen-machen-sich-selbst-das-leben-schwer-9479756.html
https://www.zfk.de/energie/strom/ampelplaene-sorgen-fuer-massive-kannibalisierung-der-erneuerbaren
https://www.topagrar.com/energie/news/erneuerbare-kannibalisieren-sich-selbst-12072355.html
Nun hat sich aber die Lage am Strommarkt in letzter Zeit dahingehend verändert, dass der Börsenpreis, sprich Marktwert für die EE steigt. Das heißt der Preis mindernde Merit Order, Effekt den die EE an der Börse selbst bewirken – das eigentliche Kannibalisieren dieser – wird immer mehr latent. Das kommt von der merkwürdigen Art, wie die Strompreise ihren Ursprung haben.
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Das letzte und teuerste Kraftwerk, das noch für die jeweilige Nachfrage benötigt wird bestimmt den Preis. Das heißt, alle anderen werden zu diesem Preis bezahlt. Und nun kommt das besonders Interessante dabei, nämlich diejenigen, die an einem hohen EE Marktwert, sprich Börsenpreis interessiert sind, bieten auch das Grenzkraftwerk an, das den Preis bestimmt.
Und schon sind wir wieder bei dem, was ich hier die Zweite Energiewende nenne. Die zweite Energiewende ist die Energiewende der großen Player, und die brauchen hohe Börsenpreise, sprich einen hohen Marktwert der EE, weil die mit PPA Verträgen außerhalb der EEG Förderung ihren Strom vermarkten.
Solange dieser Missbrauch des EEG geförderten Ökostromes nicht gesetzlich abgestellt wird, gibt es bei Einführung von Solarpflicht nur eines, Heimspeicher und noch mal Heimspeicher und so viel wie möglich Ökostrom selbst verbrauchen, um ihn vor dieser „Misshandlung“ zu bewahren.
Fazit: Die Zweite Energiewende nimmt unaufhaltsam ihren Lauf, und die ursprüngliche wird nur noch „Benutzt“ um diese zu forcieren. Die Lobbyisten lassen grüßen.
@ Herrn Diehl.
Mein Komm. bezog sich allein auf die befürchtete Bürokratie, mit ‚endlich vernünftigen Vorschriften ‚ habe ich auch vernünftige Regelungen zur Eigennutzung, Mieterstrom etc. gemeint. Die Kannibalisierung der Een ist mir schon längst bekannt, deswegen weise ich ja auch immer wieder auf die Notwendigkeit der Verstaatlichung von Stromnetzen und allgemein der Energieversorgung/ – Verteilung hin..
Peter Bechert schreibt.
@ Herrn Diehl.
Mein Komm. bezog sich allein auf die befürchtete Bürokratie, mit ‚endlich vernünftigen Vorschriften ‚
@ Peter Bechert.
Sie haben aber geschrieben, an die Gegner der PV Pflicht. Da wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es essenziellere Gründe, als die Bürokratie gibt, um gegen die Solarpflicht zu sein.