Die mit dem Osterpaket der Bundesregierung vorgestellte EEG-Novelle sieht eine eigene Vergütung mit erhöhten Sätzen für Photovoltaik-Volleinspeiser vor. Das könnte die Eigentümer von Mehrparteien-Mietshäusern bewegen, den gesamten Strom aus einer Photovoltaik-Anlage in das Netz zu speisen, statt ihre Mieter damit zu versorgen, fürchtet der Versorger Green Planet Energy.
„So löst die Bundesregierung das Versprechen einer dezentralen, gerechten und partizipativen Energiewende nicht ein – obwohl im Koalitionsvertrag konkrete Verbesserungen gerade für Mieterstrommodelle angekündigt wurden“, kritisiert Maximilian Weiß, Politikreferent bei Green Planet Energy, vormals Greenpeace Energy. Der Versorger mahnt den Bundestag, der demnächst über die EEG-Novelle abstimmen wird, daher zur Stärkung von Mieterstrommodellen an. Wie das aussehen könnte, hat Green Planet Energy in einem Forderungskatalog zusammengefasst.
Wichtigster Punkt ist nach Ansicht des Versorgers, den Mieterstromzuschlag zu erhöhen. Ein solcher Zuschlag würde die Diskrepanz zur Volleinspeise-Vergütung verringern. Und auch die Mieter profitieren, so Green Planet Energie – die Stromkosten würden sinken, was die Belastung durch aktuell sehr hohe Energiepreise abfedern kann.
Darüber hinaus erhebt der Versorger zahlreiche weitere Forderungen, die zusammen mit der Hamburger Rechtsanwaltskanzlei Günther formuliert wurden. So sollten etwa geförderte Mieterstromprojekte mit mehreren, baulich voneinander getrennten Gebäuden rechtlich klarer definiert werden. Als Beispiel werden größere Wohnkomplexe angeführt: Wenn die Mieterstrom-Anlage auf einem dem Komplex zugehörigen Gebäude errichtet wird, dass durch eine vierspurige, öffentlich gewidmete Straße abgetrennt ist, wäre der Quartiersbegriff problematisch. Der Begriff der „Kundenanlage“ sei daher wesentlich rechtssicherer als der Begriff „Quartier“.
Darüber hinaus müssten Überschuss-Einspeiselösungen vereinfacht sowie Sonderregelungen für Mieterstromverträge abgeschafft und damit bürokratische Hürden für entsprechende Projekte beseitigt werden. Auch müssten Umbaumaßnahmen bei den Kabeln, die für ein Mieterstromprojekt notwendig sind, gesondert gefördert werden.
Das Engagement von Green Energy Planet ist nicht uneigennützig – das Unternehmen bietet Hausbesitzern Unterstützung bei Mieterstrom-Vorhaben an.
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Zitat:
„Das könnte die Eigentümer von Mehrparteien-Mietshäusern bewegen, den gesamten Strom aus einer Photovoltaik-Anlage in das Netz zu speisen, statt ihre Mieter damit zu versorgen, fürchtet der Versorger Green Planet Energy.“
Zitat Ende.
Aber was wäre denn daran zu befürchten? Das ist doch das vernünftigste und solidarischste, was man machen kann. Vernünftig deshalb, weil es alle bürokratischen Probleme, die ein Mieterstrommodell macht, mit einem Schlag erledigt. Solidarisch deshalb, weil der PV-Strom allen Stromverbrauchern zu gute kommt und nicht nur irgendwelchen privilegierten Mietern, die das Glück haben in einem Haus zu wohnen, das einem Eigentümer gehört, der das Bürokratiemonster „Mieterstrom“ auf sich zu nehmen bereit ist.
Außerdem wirkt das der Legende entgegen, Mieterstrom aus PV bedürfe einer speziellen Förderung. Strom aus PV-Dachanlagen ist zwar etwas teurer, als aus Freiflächenanlagen, aber es macht überhaupt keinen Unterschied, ob da jetzt Mieter drunter wohnen oder Eigentümer. Jeder Extra-Tatbestand, der geschaffen wird, erhöht den bürokratischen Aufwand und die Wenns und Abers, und führt immer wieder dazu, dass Projekte nicht realisiert werden, bloß weil ein kleines Detail an Eigentümer- oder Eigentumsstruktur nicht passt.
… wenn auch mit Volleinspeisung erreicht wird, dass der Strom lokal und günstig für Mieter abgefrühstückt wird, alles gut. Das müssen keineswegs nur die „eigenen“ Mieter sein, alle Gebäude umliegend sollen von einer großen PV-Anlage profitieren können. Dezentrale Energieerzeugung mit maximalem Verbrauch vor Ort kann nur das Ziel einer einfachen und kostengünstigen Energiewende sein. Bei Volleinspeisung befürchte ich, dass es genau so nicht läuft… dass also zentral die Energie (verlustreich und leitungsintensiv) eingesammelt wird und dann überteuert wieder über lange Wege zurück kommt. Damit wäre die Energiewende (wie gehabt) nur für die großen Energieversorger und eben nicht für den Bürger…
Die Geldflüsse sind das eine und die physikalischen Stromflüsse das andere. Wenn irgend jemand Strom verbraucht, dann sorgt die Physik ganz alleine dafür, dass der aus der nächstliegenden Quelle kommt, unabhängig davon, an wenn der Verbraucher seine Stromrechnung bezahlt, und von wem der Stromerzeuger bezahlt wird. Das Netz ist heilfroh, wenn Angebot und Nachfrage sich so auf kurzem Wege ausgleichen lassen. Nur wenn das physikalisch nicht möglich ist, muss der Strom über längere Strecken transportiert werden. Die Zahlungsbeziehungen führen innerhalb der Netzgebiete nicht zu weitern Wegen für den Strom.
Natürlich ist es so, dass kurze Wege auch schon ganz von selber physikalisch erreicht werden. Wenn man es aber effizient und nachverfolgbar passend haben möchte, geht das nur direkt vor Ort zusammen mit einem intelligenten Management mit Verbrauch orientiert am lokalen Angebot. Direkt sichtbar und erfahrbar bildet sich überhaupt erst der Anreiz und die Bereitschaft zu einem optimierten dezentralen Verhalten, zu mehr Erzeugung, zu mehr Speicher, zu mehr Sektorenkopplung und zu mehr Flexibilität beim Verbrauch.
Wird einfach nur stur ins Netz eingespeist, findet keinerlei Identifikation mit dem eigenen Strom statt, auch die Technik für den (echten) maximalen lokalen Eigenverbrauch lässt sich so nur schwerlich realisieren, eine bedarfsgerechte lokale Vernetzung mehrerer PV-Anlagen zum Beispiel mithilfe eines Quartierspeichers erscheint bei Volleinspeisung nahezu unmöglich.
JCW schreibt:
Die Geldflüsse sind das eine und die physikalischen Stromflüsse das andere.
@ JCW
So ist es…. Aber leider zählen nach der gegenwärtigen Gesetzeslage „Nur“ die Geldflüsse.
Und diese fließen über Umwege, erfahren dabei für den Erzeuger und Verbraucher eine Entwertung, um dann verteuert wieder beim Verbraucher anzukommen. In einschlägigen Fachkreisen nennt man das „Netz dienlich“
Siehe hier ein gerade veröffentlichtes Beispiel.
https://www.pv-magazine.de/2022/04/26/alternative-erloesquellen-fuer-batteriespeicher-teil-2-vermarktung-in-der-sekundaerregelleistung/
Zitat: In dieser Zeitscheibe kostete der Strom an der EEX im Schnitt ca. 50 €/MWh (Day-Ahead Auktion). Bei einem Ungleichgewicht im Netz verlangten die Anbieter für die Aktivierung positiver SRL einen Arbeitspreis von 250 – 690 €/MWh, was deutlich über dem Strompreis liegt. Zitat Ende
Nur weil der dezentral erzeugte Ökostrom monetär über den Spotmarkt der Börse fließt, können andere dort Strom für 50 Euro/kWh – manchmal auch weniger – kaufen, und für 250 bis 690 Euro/kWh, in diesem Fall, als Regelenergie wider beim Verbraucher ankommen zu lassen.
Dagegen hilft nur der Prosumer und Mieterstrommodus. Da bleibt der vor Ort erzeugte Ökostrom unbeschadet im Hausnetz, und wird auch da verbraucht. Womit ich meine Philosophie über Netzdienlichkeit zum Ausdruck gebracht habe.
Herr Diehl,
dass Strom am Day-ahead-Markt einen anderen Preis hat, als der für Sekundärregelleistung, ist völlig richtig so. Wenn Sie Strom einen Tag im Voraus kaufen, ohne zu wissen, ob sie den dann 24h später als Sekundärregelleistung verkaufen können, müssen Sie einen Aufschlag machen, denn oft genug würde er wertlos verfallen. Die Sekundärregelleistung ist deshalb so teuer, weil sie eben nicht sicher zum Einsatz kommt, manchmal aber dann eben doch. Die Vorhaltekosten für das Kraftwerks fallen aber immer an, egal ob es zum Einsatz kommt, oder nicht.
Ob die einzelnen an der Börse gehandelten Kategorien auch noch den Bedürfnissen eines 100%-EE-Marktes gerecht werden, wage ich zu bezweifeln. Wahrscheinlich wird der meiste Strom per fester Liefervereinbarung produziert und geliefert werden. An der Börse wird nur noch der zu speichernde bzw. aus Speichern zu liefernde Strom gehandelt werden. Und dafür wird es auch sinnvoll sein, denn Speicher können nur wirtschaftlich arbeiten, wenn sie den eingespeicherten Strom fast zum Nulltarif bekommen, und im übrigen Vergütungen für die Bereitschaft bekommen.
JCW schreibt.
Herr Diehl, dass Strom am Day-ahead-Markt einen anderen Preis hat, als der für Sekundärregelleistung, ist völlig richtig so. Wenn Sie Strom einen Tag im Voraus kaufen, ohne zu wissen, ob sie den dann 24h später als Sekundärregelleistung verkaufen können, müssen Sie einen Aufschlag machen, denn oft genug würde er wertlos verfallen.
@ JCW.
Ich bin Völlig übereinstimmend mit dem was Sie schreiben. Darum geht es mir aber nicht. Ich will zum Ausdruck bringen, dass der Strom bei den Eigenverbrauchern im Hausnetz, im Sinne der Energiewende besser aufgehoben ist als im öffentlichen Netz, weil er da unbeschadet grün bleibt, und nicht an der Börse „Zeitweise“ als Überschuss verramscht werden muss. Das mit der Sekundärleistung war nur ein Beispiel von vielen, die davon profitieren..
Das wundert mich eigentlich dass ein „Grüner“ Versorger ehemals Greenpeace Energy eG , solche Vorschläge macht. Ob denen nicht bekannt ist, dass der grüne Strom – wenn er ins Netz geht – an der Börse als Graustrom missbraucht wird. Der Kannibalisierungs Effekt lässt grüßen. Im Sinne der Energiewende ist er mit dem Direktverbrauch besser aufgehoben. Da bleibt er nämlich grün.
Ich betreibe zwei Mieterstrommodelle in MFHn mit 14 und 25 Wohnungen.
In der öffentlichen Diskussion wird das Thema n.m.M. viel zu kurz diskutiert. Es geht hier nicht nur um PV-Anlagen. Gerade in größeren Wohnanlagen rechnet sich der Einbau eines BHKWs und einer Luftwärmepumpe (LWP). Die LWP läuft im Sommer und in den Übergangszeiten nur mit PV-Strom. Das BHKW läuft wärmegeführt und machte den Strom im Winter – eine geniale Sektorenkopplung!
Wenn in ein paar Jahren bidirektionales E-Laden möglich wird stehen die Stromspeicher auf 4 Rädern in der Tiefgarage.
Ich halte dezentrale BHKWs unbedingt für notwendig – wo soll denn sonst der Strom im Winter für den geplanten Rollout von Wärmepumpen bei uns herkommen – von neuen großen Gaskraftwerken der Energiekonzerne, die die Wärme nicht nutzen können?
Selbst bei den heutigen Strompreisen und noch relativ hohen Anlagenpreisen rechnet sich das alles schon – einen zätzlichen Mieterstrombonus braucht es nicht. Aber die praktische Durchführung ist der bürokratische Irrsinn – es braucht eine dramatische Vereinfachung der gesetzlichen Rahmenbedingungen!!!!
Eine auf den ersten Blick sehr interessante Lösung, auf den zweiten Blick eigentlich schade, weil das ganze Potential Ihrer Lösung nicht genutzt wird. Wie Sie ganz richtig feststellen: Wo soll denn im Winter der Strom herkommen, wenn nicht aus Kraftwärmekopplung? Aber Sie fragen nach dem falschen Strom: Sie fragen nach dem Strom für ihre eigene Wärmepumpe, obwohl Sie ja eine Wärmequelle (das BHKW) selbst betreiben. Was braucht man da noch eine Wärmepumpe oben drauf? Der Strom wäre im Netz doch viel wertvoller für Verbraucher, die auch sonstigen Strom brauchen, oder die zu klein sind, um ein BHKW wirtschaftlich betreiben zu können. Blickt man nur bis zur eigenen Nasenspitze, dann sieht ihre Lösung durchaus überzeugend aus. Dabei ignorieren Sie allerdings, dass auch Sie, wenn Sie ihr BHKW wärmegeführt betreiben, im Winter außerdem Strom aus dem Netz holen müssen. Da kommt aber keiner, wenn jeder so denken würde wie Sie. Sie beziehen im Winter ja nur Strom und geben keinen ab.
Besser wäre also ein netzdienlich stromgeführtes BHKW mit einem ausreichenden Wärmespeicher, so dass bei höherem Strombedarf auch mal etwas Wärme auf Vorrat produziert werden und bei genug Stromangebot (z.B. aus Wind) das BHKW auch mal aussetzen kann.
Die gewünschte dramatische Vereinfachung der gesetzlichen Rahmenbedingungen bestünde darin, dass aller Strom, den Sie ins Netz abgeben, anständig bezahlt wird. Bei einem stromgeführten BHKW müssten die Einspeisevergütungen bei Strommangel im Netz über dem durchschnittlichen Verbraucherpreis liegen. Die PV-Anlage bekommt ebenfalls auskömmliche Einspeisevergütungen wie jede andere PV-Anlage auch, und die Mieter beziehen ihren Strom wie jeder andere Verbraucher von einem ihnen genehmem Lieferanten. Damit müssten Sie sich schon mal um die Stromversorgung ihrer Mieter keine Gedanken mehr machen, was den bürokratischen Aufwand bei Ihnen dramatisch reduzieren würde. Der Betrieb der PV-Anlage würde sich wesentlich vereinfachen, wenn der produzierte Strom nur noch mit einem Abnehmer (dem lokalen Energieversorger) abgerechnet werden müsste, statt zusätzlich noch mit sounsovielen Mietern (die aber zur Abnahme nicht verpflichtet sind!). Der Betrieb des BHKW würde vielleicht etwas aufwendiger, weil es auf Signale von außen reagieren müsste, und nicht auf den Wärmebedarf in der Wohnanlage. Dafür sollte der Strom, da er netzdienlich produziert wird, im Wert enorm steigen. Eine Wärmepumpe mit Investitionskosten, Lärmbelastung und Wartungskosten könnte entfallen, denn das Warmwasser kann ja auch im Sommer vom BHKW nachts (oder noch besser am frühen Morgen und am späteren Nachmittag, wenn der Stromverbrauch hoch ist, PV aber zu wenig Strom liefert) produziert werden. Alternativ könnte eine solarthermische Ergänzung sinnvoll sein. Die könnte den Wärmespeicher so nutzen, wie das BHKW. Perspektivisch müsste ihr BHKW mit Wasserstoff betrieben werden, aber da ist das Angebot zur Zeit noch zu klein.
Hallo „Alter Falter“
Im Folgenden haben Sie geschrieben jetzt verstehe ich die Welt nicht mehr, weil ich es als Etikettenschwindel bezeichnet habe, wenn der Grüne Strom, der in der Region erzeugt wird, auch vor Ort angeboten wird.
https://www.pv-magazine.de/2022/04/14/bayernwerk-startet-weiteres-lokales-stromangebot-aus-regionaler-photovoltaik-und-wasserkraft/#comments
Jetzt plädiere ich mit meinem Kommentar gerade für das Gegenteil nämlich „für“ einen Verbrauch vor Ort.
Der Unterschied liegt darin, dass es sich beim Mieterstrom um den Eigenverbrauchsmodus handelt, während es im anderen Fall ein Geschäftsmodel eines Versorgers ist.
Beim Geschäftsmodell geht der Strom ins öffentliche Netz, und somit gesetzlich „virtuell“ über den Spotmarkt der Börse, wo er zu Graustrom diskreditiert wird, während der Mieterstrom auf dem eigenen Grundstück erzeugt, und über das Hausnetz sofort verbraucht wird.
Siehe hier, Zitat Wiki.
Als Mieterstrom wird Strom bezeichnet, der in unmittelbarer räumlicher Nähe zum Abnehmer produziert und nicht über die öffentlichen Netze geleitet wird. Er kann beispielsweise Wohnungs- oder Gewerbeflächen-Mietern, aber auch Wohnungseigentümergemeinschaften angeboten werden.
Lieber JWC,
die Praxis sieht etwas anders aus, als Sie sie beschreiben. Meine BHKWs laufen in beiden Häusern von Mitte Oktober bis Mitte März 24 Stunden am Tag und produzieren wesentlich mehr Strom als im Haus verbraucht wird. Über das ganz Jahr verteilt speisen wir mehr ins Netz ein, als wir im Haus verbrauchen.
Strom ziehen wir aus dem Netz praktisch gar nicht mehr. Falls uns das Netz durch lastabhängige Preise Anreize geben würde, könnten wir uns in bestimmten Grenzen netzdienlich verhalten, da wir sowohl einen Wärme- als auch einen Batteriespeicher haben.
Die Ergänzung um eine LWP (die wir leider noch nicht haben) würde das Ganze noch wesentlich flexibler machen:
Macht die PV-Anlage zu viel Strom ==> die LWP läuft und spart Gas für das BHKW.
Macht die PV-Anlage zu wenig Strom ==> das BHKW läuft und produziert zusätzlich Wärme, die gebraucht oder gespeichert wird.
Wie Hans Diehl schreibt: das ist ein Geschäftsmodell, das direkt in Konkurrenz zu dem der Energiekonzerne steht – die Lobbyarbeit hat es bisher geschafft dezentrale Geschäftsmodelle klein zu halten. Aber das lässt sich nicht mehr aufhalten. Erneuerbare Energien sind dezentral – der Verbrauch ist dezentral. Wir brauchen einen Strommarkt der vom Kopf auf die Füße gestellt wird.
Ja, Ja, die Lobbypolitik. Oben wird dieselbe für mehr Bürokratie gemacht. Der Anbieter Green Planet Energy lebt offensichtlich davon, dass er den Akteuren dabei hilft, das Bürokratiemonster „Mieterstrom“ zu bewältigen. Besser wäre es natürlich, es gäbe die Bürokratie gar nicht, und Green Planet Energy würde sich wirklichen Aufgaben widmen.
Dass Sie die LWP noch gar nicht haben, war Ihrem ersten Beitrag nicht zu entnehmen. Meinem können Sie entnehmen, dass sie vielleicht auch nicht ein so dringender Bedarf ist, wenn man ein BHKW betreibt und etwas über den eigenen Bedarf hinausdenkt. Um es hier ganz klar zu sagen: Wärmepumpen sollten auf Kleinwärmebedarf ohne Möglichkeit des Anschlusses an ein Wärmenetz beschränkt bleiben. Der Strom dieser Wärmepumpen wird noch eine ordentliche Belastung für unsere Stromnetze bedeuten. Im Augenblick läuft der Hase da in die falsche Richtung: Wärmepumpen werden vor allem im Neubau installiert, wo es in verdichteten Neubaugebieten durchaus möglich wäre, auch Nahwärmenetze mit KWK mit einzuplanen. Dabei ist der Bedarf im Bestand, wo es nicht so leicht ist, ein Nahwärmenetz nachzurüsten, viel dringender.
Ich bin ganz zuversichtlich, dass die dezentrale Erzeugerstruktur weiter an Boden gewinnen wird. So wie das Energieeinspeisegesetz es den großen Stromversorgern aufzwang, mit einer vergleichsweise unbürokratischen Lösung (garantierte Einspeisevergütung und Einspeisevorrang) auch kleinen Erzeugern einen Zugang zum Markt zu verschaffen, so kann man das auf BHKW und deren technische Möglichkeiten (netzdienlicher Betrieb) ausweiten. Die zentrale Wärmeerzeugung ist halt wegen der Wärmeverluste in den Leitungen gar nicht sinnvoll, die KWK aber als Effizienzbooster unverzichtbar.
Man darf bloß aus einer dezentralen Erzeugerstruktur nicht schließen, dann könne man doch, weil der Verbrauch auch dezentral ist (was er ja schon immer war), auf das Netz verzichten. Das wäre ein Kurzschluss. Die regionalen und tages- und jahreszeitlichen Ungleichgewichte in der dezentralen Erzeugung lassen sich effizient nur über das Netz ins Gleichgewicht bringen. Die Kooperation mit den großen Netzbetreibern wird den kleinen Akteuren also nicht erspart bleiben. Irgendwelche ideologisch geprägten Feindbilder sind da fehl am Platze und kontraproduktiv.
@JCW:
Ich glaube, hier liegt ein wesentlicher konzeptueller Denkfehler vor.
Die Eigengeneration von Wärme als Nebenprodukt von Stromgeneration, insbesondere aus fossilen Brennstoffen, benötigt Primärenergie, welche mit Hilfe von mehr Primärenergie gefördert und antransportiert werden muss.
Wohingegen die Wärmepumpe die thermische Energie, welche vom Gebäude an die Umwelt abgegeben wird, aus der Umwelt wieder entzieht und dem Gebäude zuführt, zu großen Teilen völlig ohne Primärenergieaufwand.
Das BHKW kann auf absehbare Zeit nicht mit einer Wärmepumpe konkurrieren.
Lieber Herr Schiller,
Ich zitiere nochmal Herrn Haushofer: „Wo soll denn der Strom herkommen?“. Da liegt der Hase im Pfeffer. Wärmepumpen brauchen Strom. Und den bekommt man in der berüchtigten Dunkelflaute, die aber kein Phantom, von Welt und B… ausgedacht, sondern leider Realität ist, nur aus der Rückverstromung von H2. Man kann das in großen, zentralen Kraftwerken machen, vergleichbar der heutigen Struktur. Dann geht aber der größte Teil der Abwärme in Kühltürmen verloren. Das ist sehr ineffizient. Dezentral betriebene BHKW können die Abwärme dagegen effizient nutzen. Wenn man sie mit einem Wärmespeicher kombiniert, sogar stromgeführt (das heißt: Das BHKW läuft nicht unbedingt, wenn die Wärme gebraucht wird, sondern vor allem, wenn das Netz Strom braucht. Die Wärme wird dann eingespeichert und erst abgerufen, wenn im Netz kein Strom benötigt wird, weil bspw der Wind so gut weht.)
Sie denken jetzt „das mit dem Wasserstoff wird keine große Bedeutung erlangen, und er wird hauptsächlich für Flugzeuge, LKW und bspw die Stahlproduktion erzeugt werden. Die Stromspeicherung im Netz werden Batterien übernehmen, weil die viel effizienter speichern.“ Das wäre aber falsch gedacht. H2 für Flugzeuge und Stahlproduktion stimmt, LKW werden aber schon eher über Oberleitungen versorgt werden, was wahrscheinlich noch effizienter ist. Die Stromspeicherung+Rückverstromung mittels H2 wird aber im allgemeinen Stromnetz mehr als die doppelte Strommenge gewährleisten wie Batterien. Letztere lassen sich nämlich nur wirtschaftlich betreiben, wenn sie fast täglich be- und entladen werden. Saisonale Speicherung ist damit unmöglich, und erst recht die Speicherung von Jahr zu Jahr. Schauen Sie sich mal die Schwankungen der Erneuerbaren Stromproduktion an. Das liegt locker bei +/-10% von Jahr zu Jahr. Und 20% Abregelung in den guten Jahren wäre schon sehr viel und eine unnötige Ressourcenverschwendung. Saisonale Speicherung werden wir in nicht geringem Maße brauchen, weil sich in Zukunft aufgrund der Widerstände in der Bevölkerung das Gewicht von Windkraft zu PV, das zur Zeit nach Leistung noch etwa 1:1 beträgt, stärker zur PV verlagern wird. Wenn man aber große Elektrolyseanlagen zur H2-Produktion am Laufen hat, dann wird zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage im Netz vor allem deren Leistungsaufnahme moduliert. Für die Batterien bleibt dann nicht mehr viel zu tun. Der produzierte H2 wird am effizientesten in stromgeführten BHKW rückverstromt. Dabei kommt als weiterer Vorteil von H2 hinzu, dass er als einzige Speichertechnik den Ort von Produktion und Verbrauch trennen kann. Damit ist letztlich ein weltweiter Ausgleich effizient möglich, Stromnetze werden entlastet.
Der zukünftige Stromverbrauch wird sich nach meiner Schätzung etwa folgendermaßen aus den unterschiedlichen Quellen speisen:
75% Direktverbrauch, davon 25% in Elektrolyseanlagen und 5% in Batterien.
20% Rückverstromung von H2, Biogas aus stromgeführter Resteverwertung und Wasserkraft.
5% aus Batterien, die den untertägigen Ausgleich und das Redispatch im Netz erledigen. Aber diese 5% wären schon viel, kann gut sein, dass es auch nur die Hälfte ist. Das hängt vor allem davon ab, was günstiger ist: Netzausbau zum überregionalen Ausgleich von Ungleichgewichten, oder Batterien, die vor den Netzengpässen zeitweise einspeichern, und gleichzeitig dahinter ausspeichern. Ich vermute, dass diese Ungleichgewichte nicht so häufig auftreten, dass sich dafür große Batteriekapazitäten lohnen würden. Wahrscheinlich wird man da nur Batterien hernehmen, die ohnehin für den untertägigen Ausgleich dastehen, und sich mit Redispatch ein kleines Zubrot verdienen können. Politisch scheint hingegen Redispatch mittels Batterien leichter zu erreichen sein, als Netzausbau. Kann also auch anders kommen. Je besser der untertägige Ausgleich funktioniert, desto gleichmäßiger können schließlich die Elektrolyseanlagen laufen, was diese sicher schätzen werden.
Nicht erwähnt habe ich die Möglichkeit von Hochtemperaturspeichern, die, was Effizienz und Zeithorizont der Speicherung angeht, zwischen H2 und Batterien liegen. Ob das größere Bedeutung erlangen wird, kann ich nicht abschätzen. Es gibt schon solche Speicher, sie laufen aber noch im Versuchsbetrieb. Solange so viele fossile Kraftwerke laufen wie derzeit, ist ein wirtschaftlicher Betrieb nicht realistisch. Aber die Technik wird schon mal entwickelt.
Die Big Player des Stromgeschäftes wollten die letzten Jahre immer Eigenverbrauch verhindern aber den eingespeisten Strom teuer und mit maximalem Gewinn vermarkten. Warum sollte dann von irgendeinem Anlagenbetreiber im privaten Bereich der Wille da sein, das Netz in irgendeiner Form zu entlasten oder zu unterstützen? Ein Eigenheimbesitzer soll seinen eigenen Strom maximal selber verbrauchen und Öl und Gas einsparen. Mietermodelle wie das von Herrn Ulrich sollen in erster Linie seinen Mietern und ihm selber zur Abteilung der Investition zuträglich sein. Für den Rest haben Kommunen und Stadtwerke zu sorgen. Ein Solar-und Windpark auf Gemeindegrund oder am Stadtrand versorgt Industrie und Bürger auch bei wenig Sonneneinstrahlung. Akkus sind nur für den Tag Nacht Wechsel konzipiert. Entscheidend muss die Überschussproduktion zur Herstellung von H2 sein. Umso mehr Wind und Sonne wir zu bauen umso kleiner wird die Dunkelflaute. Dass die Speicher der Bürger inklusive E- Auto helfen können steht außer Frage, aber das wird wohl noch am längsten dauern. Bürgerenergie schön und gut, aber es sollte dann auch regional angewandt werden. Es gibt sehr viele Städte und Gemeinden, wo die Kaufkraft sehr gering ist. Da braucht es massive Kredite über die KfW. Dann können alle Bürger beteiligt werden, und nicht nur die gut Betuchten. Die Akzeptanz für Anlagen dürfte damit kein Problem sein, wie man in manchen Kommunen sieht.