AECEA: China könnte bis zu 90 Gigawatt Photovoltaik 2022 zubauen

Teilen

In China lag der Photovoltaik-Zubau im vergangenen Jahr bei 54,88 Gigawatt. Das bisher beste Jahr aller Zeiten, wie das Beratungsunternehmen AECEA schreibt. Dabei sei die Nachfrage nach Photovoltaik-Dachanlagen für Privathaushalte um 113 Prozent gewachsen. Mit 21,59 Gigawatt machten sie rund 40 Prozent des Zubaus aus, der vor allem durch nationale Förderungen vorangetrieben wurde. Die gewerblichen und industriellen Dachanlagen erreichten kumuliert eine Photovoltaik-Leistung von 7,68 Gigawatt, womit das Segment der dezentralen Photovoltaik-Anlagen mehr als 50 Prozent des Zubaus ausmachte.

Bis Ende 2021 erhöhte sich AECEA zufolge die insgesamt im Land installierte Photovoltaik-Leistung auf 306 Gigawatt. Dies entspricht knapp 13 Prozent der im Land installierten Stromerzeugungskapazitäten, wobei Solarstrom 3,9 Prozent des benötigten Stroms lieferte. Unter den Erneuerbaren liegen die Wasserkraft mit 390 Gigawatt und die Windkraft mit 328 Gigawatt kumuliert installierter Leistung noch vor der Photovoltaik. Doch das könnte sich in diesem Jahr ändern. „Unter Berücksichtigung der aktuellen politischen Ziele, des Projektrückstands und der neu genehmigten Projekte könnte 2022 das Jahr sein, in dem die Photovoltaik in Bezug auf die kumulierten Installationen sowohl die Wasserkraft als auch die Windenergie übertreffen wird“, schreibt Frank Haugwitz von AECEA.

Nach Einschätzung der Analysten könnten in diesem Jahr zwischen 80 und 90 Gigawatt an Photovoltaik hinzukommen. Dies wäre ein Anstieg um 45 bis 63 Prozent. Im Gegensatz zum Vorjahr könnten diesem die Freiflächenanlagen zum Haupttreiber werden. Dabei besonders jene Projekte aus der ersten Serie des „Gigawatt-Ansatzes“, bei denen reguläre Freiflächenanlagen mit einem garantierten Netzanschluss ausgestattet sind. Bei den dezentralen Anlagen erwartet AECEA eine weitere Steigerung bei privaten Photovoltaik-Dachanlagen, die in diesem Jahr 30 bis 35 Gigawatt zum Gesamtzubau beitragen könnten. Die sogenannten „marktorientierten Projekte“ würde dies dagegen wohl nur in geringem Maße.

Erstmals mehr als 100 Gigawatt Solarmodule exportiert – fast die Hälfte nach Europa

Über ausreichend Material dürften die Projektierer für einen solchen Zubau verfügen. So habe der chinesische Verband der Photovoltaik-Industrie CPIA neue Höchststände bei der jährlichen Produktion der Hersteller vermeldet. Sie sei bei Polysilizium um 28,8 Prozent auf 505.000 Tonnen, bei Wafern um 40,7 Prozent auf 227 Gigawatt, bei Solarzellen um 46,9 Prozent auf 198 Gigawatt und Modulen um 46,1 Prozent auf 182 Gigawatt gestiegen. Allerdings hat der Wettbewerb auch zu einer Marktbereinigung geführt, so AECEA weiter. Die fünf größten Hersteller seien für 67 bis 69 Prozent der 2021 produzierten Module verantwortlich gewesen. Die drei führenden Produzenten verzeichneten dabei Zuwachsraten zwischen 50 und 60 Prozent im vergangenen Jahr.

Insgesamt seien 100,55 Gigawatt an Modulen ins Ausland exportiert worden. Ein Zuwachs um 27 Prozent. Erstmals sei nach Angaben der zuständigen chinesischen Handelskammer CCME damit auch die Marke von 100 Gigawatt geknackt worden. Allein 45,3 Gigawatt davon seien nach Europa exportiert worden. Dies sei eine Steigerung um 54 Prozent gegenüber 2020. Dahinter folgen Indien mit 10,9 Gigawatt und Brasilien mit 10,4 Gigawatt als wichtigste Exportmärkte für chinesische Modulhersteller. Der Gesamtwert der Ausfuhren lag nach den Angaben bei 28 Milliarden US-Dollar, wovon knapp 25 Milliarden US-Dollar auf Solarmodule entfielen.

Bereits im Januar 2022 sahen die Analysten von AECEA bei Wafern, Zellen und Modulen einen weiteren deutlichen Ausbau der Produktionskapazitäten – mit Wachstumsraten zwischen 15 und 23 Prozent. Dies werde wohl maßgeblich getrieben durch die starke Nachfrage aus Indien. Dort sollen ab 1. April Zölle auf importierte Solarzellen und -module von 27,5 respektive 44 Prozent erhoben werden.

Doch auch der inländische Photovoltaik-Zubau startete stark ins neue Jahr. AECEA geht von etwa sieben Gigawatt neu installierten Photovoltaik-Anlagen allein im Januar aus. Damit sei das Ergebnis aus dem gesamten ersten Quartal 2021 bereits übertroffen worden. Allerdings handele es sich bei den fertiggestellten Photovoltaik-Anlagen im Januar mehrheitlich um Projekte, die aus dem Dezember 2021 ins neue Jahr verschoben wurden.

Keine Entspannung bei Modulpreisen absehbar

Bei den Modulpreise erwarten die Analysten in absehbarer Zeit keine Entspannung. Das „vorherrschende Hochpreis-Ökosystem“ zeige Durchschnittspreis für Module zwischen 1,88 und 1,92 Yuan (26,79 bis 27,36 Eurocent) pro Watt. Dabei gebe es ein neues Problemfeld für die Hersteller – galt 2021 der Beschaffung von Polysilizium als schwierig, zeichnen sich in diesem Jahr Engpässe bei EVA-Folien ab. Diese betrifft nicht nur die chinesischen Photovoltaik-Hersteller, sondern die Solarindustrie weltweit.

AECEA verzeichnet zudem, dass in China so langsam Heterojunction-Solarmodule den Markt erobern. So sei kürzlich die Hälfte einer 3-Gigawatt-Ausschreibung an CR Power vergeben worden, wobei dem Hersteller ein Preis von 1,80 Yuan pro Watt zugesichert ist. Die Lieferung der Heterojunction-Module soll im zweiten und dritten Quartal erfolgen. Insgesamt strebe CR Power einen Absatz von 3,8 Gigawatt seiner Solarmodule für dieses Jahr an. Nach Schätzungen würden die Heterojunction-Produktionskapazitäten in diesem Jahr um 10 bis 15 Gigawatt erweitert und damit bis zu 30 Gigawatt bis zum Jahresende erreichen.

Kopplung mit Speichern vielerorts vorgeschrieben

Doch nicht nur der Photovoltaik-Markt, sondern auch die Speichernachfrage in China wächst. Fast alle Provinzen hätten eine Kopplung von neuen Photovoltaik-Kraftwerken mit Speichersystemen vorgeschrieben, so AECEA. Dabei sollten die Speicher etwa 10 bis 20 Prozent der Stromerzeugungskapazität puffern können mit einer Speicherdauer zwischen zwei und vier Stunden. Im vergangenen Jahr habe es Speicherausschreibungen für etwa 8 Gigawatt/18 Gigawattstunden zu einem Durchschnittspreis von 1,476 Yuan pro Wattstunde gegeben. Viele Provinzen böten zudem finanzielle Förderungen für Speicher an, um die Rentabilität der kombinierten Projekte zu erhöhen. Einheitliche Richtlinien gebe es dafür aber nicht. Nach Zielsetzung der Nationalen Energiebehörde NEA soll bis 2025 die Speicherleistung von derzeit 3 auf 30 Gigawatt verzehnfacht werden.

Derzeit wird der offizielle nationale 14. Fünfjahresplan (2021-2025) überarbeitet, wie AECEA erfuhr. Bisher haben bereits 24 von 31 Provinzen dafür Erneuerbaren-Ziele benannt. Sie wollen zwischen 2021 und 2025 zwischen 375 und 420 Gigawatt Photovoltaik zubauen. Pro Jahr bedeutet dies 75 bis 84 Gigawatt an neu installierter Photovoltaik-Leistung.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.