Der Index soll laut Initiatoren die Stimmung in der Industrie zum Thema Energieeffizienz wiedergeben, vergleichbar mit dem ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung für die wirtschaftliche Lage abbilden will. Tatsächlich hat die Stimmung gedreht. „Nach anfänglichem Bedeutungshoch dank vorgezogener Investitionen der Unternehmen zu Beginn der Pandemie und vorübergehendem Rückgang im letzten Halbjahr, steigt die Bedeutung des Themas jetzt wieder an“, sagte Stefan Büttner, Leiter globale Strategie und Wirkung am Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) an der Universität Stuttgart bei der Veröffentlichung der Ergebnisse am Mittwoch. Sein Institut erstellt den halbjährlich erscheinenden Energieeffizienz-Index in Kooperation mit dem Fraunhofer IPA, dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Deutschen Energie-Agentur (Dena) und dem TÜV Rheinland.
30 Prozent der befragten Unternehmen räumen dem Thema eine große Bedeutung ein, 23 Prozent eine geringe. Dabei gilt: Im Durchschnitt steigt die Bedeutung mit der Größe der Unternehmen. Bei der Umsetzung gehen viele offensichtlich den einfachsten Weg: Bei der Dekarbonisierung haben die meisten Unternehmen in Scope 2 immerhin 9,7 Prozent ihre Pläne umgesetzt beziehungsweise befinden sie sich rund 32 Prozent in der Umsetzung, also in erster Linie beim Bezug von Wärme und Strom. Geht es an Scope 1, das betrifft alle Emissionen aus Quellen, die direkt in Besitz des Unternehmens sind, beispielsweise durch Fuhrpark und Fertigungsprozesse, sind es zusammen erst rund 38 Prozent. Scope 3, also Prozesse entlang der Wertschöpfungskette außerhalb des Unternehmens, liegt bei 35 rund Prozent.

Grafik: EEP/Uni Stuttgart
Zulieferer unter Druck
Allerdings nimmt der Druck auf die Zulieferer zu. Faste ein Drittel der Firmen gab an, ihre Kunden stellten in den Lieferverträgen höhere Anforderungen an Aspekte wie Emissionen und Effizienz. Gleichzeitig erhielten aber nur sieben Prozent von ihren Kunden Unterstützung bei der Dekarbonisierung. „Tatsächlich wollen mehr Unternehmen die Dekarbonisierung auch in der Lieferkette umgesetzt sehen, was primär durch Anforderungen in Zulieferungsverträgen geschehen soll“, sagt Büttner.
Firmenintern kann es zu Konflikten kommen. Denn die Befürworter müssen Maßnahmen zur Dekarbonisierung oft erst durchsetzen. Das Feedback ist klar: In vier von fünf Unternehmen ist das einfacher, wenn die Verantwortlichen vorrechnen, was es kosten würde, nichts zu tun. Kein Wunder, fast 60 Prozent der Unternehmen befürchten, dass sie angesichts der europäischen und deutschen Vorgaben zur Dekarbonisierung und Senkung der Emission ihre Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb verlieren.
März-Ausgabe des pv magazine Deutschland
In Kürze erscheint unsere neue Ausgabe. Dort ist ein Schwerpunkt-Thema die Dekarbonisierung in Industrie und Gewerbe.
Sind die Ausgaben aber erst mal bewilligt, zeigt sich ein überraschendes Bild. Offensichtlich haben die Firmenchefs einen längeren Atem als bei anderen Investitionen. Rund die Hälfte ist bereit, längere Amortisationszeiten als sonst dafür in Kauf zu nehmen. (Jochen Bettzieche)
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