Enyway muss Insolvenz anmelden

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Im November 2017 startete Lichtblick-Gründer Heiko von Tschischwitz einen neuen Marktplatz, mit dem er den Strommarkt revolutionieren wollte. Enyway brachte über seine Online-Plattform die Betreiber von Photovoltaik-, Windkraft- und Biomasseanlagen direkt mit Endkunden in Kontakt. Private Stromverkäufer konnten damit ohne Umweg über einen Energieversorger ihren Ökostrom direkt an Nachbarn, Freunde und andere Menschen verkaufen. Doch gut vier Jahre später führten die im zweiten Halbjahr 2021 explodierenden Strompreise dazu, dass das Geschäftsmodell von Enyway nicht mehr tragfähig ist. Kurz vor Jahresende musste das Start-up daher beim Amtsgericht Hamburg Insolvenz anmelden.

„Bedauerlicherweise führt die Rekordhöhe der Großhandelspreise für Strom zu einer steigenden Zahl von Insolvenzen ausgerechnet bei den Anbietern von Ökostrom,“ erklärte der als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzte Rechtsanwalt Justus von Buchwaldt von der Kanzlei BBL Brockdorff. Er hoffe, dass zumindest Teilbereiche des Geschäftsbetriebs von Enyway fortgeführt werden könnten. Ein Antrag auf die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die 30 Mitarbeiter sei bereits gestellt.

Die zu Ende 2021 explosionsartig gestiegenen Großhandelspreise für Strom haben Enyway wirtschaftlich überfordert, so dass die Versorgungsleistung für Stromkunden aktuell eingestellt werden musste, wie es weiter heißt. Die Stromversorgung der Kunden sei jedoch durch die sogenannte Ersatzversorgung sichergestellt. Dabei übernehmen die Grundversorger der jeweiligen Regionen die Stromlieferung.

Nach der Anmeldung der Insolvenz erklärte von Tschischwitz: „Unsere Stromkunden müssen keine wirtschaftlichen Einbußen befürchten, da die aktuellen Tarife der Grundversorgung derzeit in der Regel sogar unterhalb des aktuellen Enyway-Tarifs liegen.“  Im Oktober hatte Enyway Schreiben an die Endkunden verschickt, in denen eine drastische Erhöhung der Tarife für Dezember angekündigt wurde. Die Steigerungen betrafen alle Kunden von Enyway, wie das Unternehmen im November auf Anfrage von pv magazine erklärte. Sie lagen bei rund 50 Prozent, wobei sie je nach Anlage variierten. Den Endkunden wurde ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt. Im Dezember folgten dann Schreiben, in denen die Tarife für 2022 festgesetzt wurden.

Den Anstieg begründete Enyway damit, dass sich die Preise im Vergleich zur Festlegung im Jahr zuvor bereits vervierfacht hätten und eine Entspannung des Marktes nicht absehbar sei. Enyway und die Betreiber der Anlagen waren für die Reststrombeschaffung auf den Großhandel angewiesen. Entsprechend höher fielen die Kosten dafür aus. Enyway habe dabei zunächst einen Großteil der Preisanstiege übernommen, räumte aber ein, dass dies nur für eine begrenzte Zeit möglich sei und somit die Preise für die Endkunden erhöht werden müssten. Nur wenige Wochen später folgte dann die Anmeldung der Insolvenz.

Keinen Einfluss habe die Insolvenz auf die von Kunden eingezahlten Darlehen im Zuge der Crowdfundings für eine Photovoltaik-Anlage und ein Waldprojekt auf Borneo, so der Gründer weiter. Enyway sei hier lediglich als Vermittler aufgetreten. Die Rückzahlung der Darlehen inklusive Zinsen erfolge zum planmäßigen Zeitpunkt durch die Emittenten.

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