Erst im November 2018 hatte die Online-Plattform Enyway ihr Projekt Change auf den Markt gebracht, im April 2019 stand die Finanzierung, jetzt rollen die Bagger. Ziel des Projekt ist es, über Crowdfunding in Deutschland ein Photovoltaik-Kraftwerk zu finanzieren, das ohne staatliche Förderung auskommt. Den erzeugten Strom sollen die Investoren über einen Tarif von Enyway nach Projektabschluss selbst zuhause verbrauchen. Enyway hat dazu eigenen Angaben zufolge den Solarpark mittels Blockchain-Technologie in manipulationssichere virtuelle Mini-Pakete in der Größe von Pizzakartons oder Tischtennisplatten aufgeteilt. Je nach Größe und Laufzeit konnten sich Investoren mit 39 bis 299 Euro für ihr Stück Photovoltaik an dem Projekt beteiligen.
Baywa re hat jetzt im Auftrag von Enyway mit dem Bau des Photovoltaik-Kraftwerks begonnen, so die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Demnach hat die Anlage 1,3 Megawatt Leistung und wird in Hecklingen in Sachsen-Anhalt errichtet. Baywa re und Enyway wollen damit auf wachsende gesellschaftliche Forderungen nach mehr Klimaschutz reagieren und eine Alternative zu der schleppenden politischen Diskussion über den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen präsentieren. Das Projekt zeige, dass erneuerbare Energien in Kombination mit innovativen und kooperativen Konzepten ohne staatliche Förderung auskommen könnten und von den Bürgern aktiv nachgefragt würden.
Wie die beiden Unternehmen weiter mitteilen, soll der Solarpark noch im September den Betrieb aufnehmen und jährlich knapp 1,3 Millionen Kilowattstunden Solarstrom produzieren. Baywa re weist anlässlich des Baustarts in Hecklingen auf den 175-Megawatt-Solarpark Don Rodrigo in Spanien hin. Mit diesem Projekt habe das Unternehmen bewiesen, dass großflächige Solarparks ohne staatliche Förderungen gebaut werden könnten. Gemeinsam mit Enyway zeige Baywa re jetzt, dass sich mit intelligenten und kooperativen Konzepten kleinere förderfreie Projekte in Deutschland realisieren lassen.
Enyway wurde unter anderem von dem langjährigen Lichtblick-CEO Heiko von Tschischwitz gegründet. Mittlerweile beschäftigt der Blockchain-basierte Online-Marktplatz für Energie nach eigenen Angaben rund 60 Mitarbeiter und versteht sich als kommerzielle Peer-to-Peer-Plattform für Ökostrom. Es will klassische Energieversorger überflüssig machen und die dezentrale Erzeugung aus Erneuerbaren stärken.
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Irgendwas stimmt da nicht. auf der Enyway-Seite stehen folgende Angaben zum Solarpark:
„1.282,38 kWp Leistung, 7.308,12 m² Fläche – das ist etwa so groß wie ein Fußballfeld“
Sehr viel Leistung, wenn das die benötigte Landfläche sein soll. Ungefähr passend, wenn es nur die Oberfläche der Module ist. Will die Aussage den Landverbrauch klein reden?
Ausserdem ist der Strom im enyway-Paket (Pizza oder Tischtennisplatte) erheblich teurer, als zum Beispiel mein 100% Ökostrom von Greenpeace Energy. Auf dem Weg vom Solarfeld bis in meine Steckdose muss da offensichtlich jemand mehr verdienen wollen, als üblich. Warum?
Ist doch eigentlich klar, warum das teurer ist: Erstens das Risiko, ob man über die Lebensdauer der Anlage auch den Strom immer los wird, und zweitens ist die Direktvermarktung grundsätzlich teurer, als wenn der Strom im großen Topf verschwindet, aus dem alle beliefert werden. Beim Greenpeace-Ökostrom kommt zum Strom aus der Steckdose nur noch ein Zertifikatehandel dazu, der quasi unabhängig vom reinen Stromgeschäft läuft und damit nur geringen Aufwand erzeugt. Bei den Stromdiscountern sind die Ökostrom-Angebote sogar die günstigsten überhaupt.
Da es für die EEG-freien Anlagen keine Begrenzungen (Ausschreibung, 52GW-Deckel, Größenbegrenzung) gibt, tut man der Umwelt dafür mit diesem Modell direkt etwas gutes, im Gegensatz zu den nominellen Ökostromtarifen, bei denen bloß Zertifikate für ohnehin vorhandenen Strom anders auf die Verbraucher aufgeteilt werden. Die Österreicher wundern sich dann, warum auf ihren Rechnungen Strom aus Kernkraft ausgewiesen wird. Hier fördert man direkt die Errichtung einer PV-Anlage, auch wenn der Strom selbst dann doch nicht zu 100% an die Investoren geht, sondern die 24/365-Versorgung mit Zertifikatehandel gewährleistet wird.