Verteilnetzbetreiber bilden einen zentralen Bestandteil des Energiesystems und sehen sich somit als Partner der Kommunen auf dem Weg zur Energiewende. Am Freitag haben acht Verteilnetzbetreiber ein Whitepaper vorgestellt, in dem Handlungsstrategien zur Dekarbonisierung des Netzbetriebs vor. Darin enthalten ist auch die Ausgestaltung einer Methode zur Erhebung der Emissionsmenge, das Greenhouse Gas Protocol (GHGP) im Kontext des Verteilnetzbetriebs.
Eigenen Angaben zufolge haben sich die acht teilnehmenden Netzbetreiber in den vergangenen Monaten intensiv damit beschäftigt, wie sich die Vorgaben des GHGP, dem international anerkannten Standard zur Bilanzierung von Treibhausgasen bei Verteilnetzbetreibern sachgerecht umsetzen lassen. Zu den Betreibern gehören Netze BW, die Netze ODR, Stuttgart Netze, ED Netze, Netzte-Gesellschaft Südwest, Netzgesellschaft Düsseldorf, NHF Netzgesellschaft Heilbronn-Franken und der tschechische Verteilnetzbetreiber PREdistribuce. Der Wirtschaftsprüfer KPMG hat die Netzbetreiber in dem Prozess begleitet.
„Die Bekämpfung des Klimawandels gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Als Land haben wir uns das ambitionierte Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden“, sagte Baden-Württembergs Umwelt- und Energieministerin Thekla Walker (Grüne), Schirmherrin des Prozesses. „Auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft ist die Initiative der Netzbetreiber ‚Klimaneutralität in Verteilnetzen‘ ein wichtiger Schritt.“ Sie wünschte den Unternehmen viel Erfolg bei der Umsetzung der Empfehlungen zur CO2-Neutralität.
Das Whitepaper soll eine Art Blaupause für den klimaneutralen Umbau von Verteilnetzbetreibern darstellen. An der Initiative haben sich nur acht Verteilnetzbetreiber beteiligt, doch im letzten Jahr waren bei der Bundesnetzagentur 878 Stromnetzbetreiber gemeldet. „Mit unserem Whitepaper wollen wir allen Netzbetreibern zeigen, wie sie klimaneutral werden können“, so Steffen Ringwald, Geschäftsführer der Netze BW. „Vor allem wollen wir weitere Unternehmen der Branche ermutigen, diesen Schritt zu gehen. Wir als Infrastrukturbetreiber unterstützen damit auch vor Ort die Kommunen bei ihren Anstrengungen in Sachen Klimaschutz. Das ist uns wichtig.“
Wie das geht, welche Maßnahmen die Netzbetreiber ergreifen können und welche Methoden sie am besten wählen sollten haben die Initiatoren des Papiers in einer Matrix dargestellt. Daran lassen sich auch die Kosten und der Nutzen der einzelnen Maßnahmen ablesen. So wäre zum Beispiel der Einsatz von verlustarmen Transformatoren sowie Neubau von Umspannwerken sehr kostenintensiv, aber nur bedingt effektiv bei der Reduktion von Treibhausgasen.
Demgegenüber stehen zum Beispiel Maßnahmen, wie den Einkauf von Strom für Verlustenergie aus emissionsärmeren oder gar emissionsfreien Quellen zu regeln. Das Treibhausgasminderungspotenzial wäre diesbezüglich sehr hoch bei gleichzeitig sehr niedrigen Kosten. Zwar zeigen die acht Initiatoren auf den Erfolg, eine Methode zur Erfassung eines Regelwerks zur Umsetzung der GHGP für Netzbetreiber gefunden zu haben, geben jedoch zu, dass eine Anpassung auf die Belange eines Netzbetreiber nicht immer einfach wäre. Mit Engagement wäre eine Umsetzung dennoch machbar.
Abschließend halten die Autoren des Whitepapers eine ernüchternde Erkenntnis fest. Der größte Baustein für Netzbetreiber auf dem Weg in die Klimaneutralität sind die Transportverluste. Aus regulatorischen Gründen ist es den Netzbetreibern untersagt die Transportverluste durch den Bezug aus erneuerbarem Strom zu decken. Pro Jahr gingen in Deutschland 26 Milliarden Kilowattstunden beim Transport verloren. Das entspricht dem gesamten Stromverbrauch von Hamburg und Berlin zusammen. „Wenn Verteilnetzbetreiber die Möglichkeit haben, bei der Politik oder in Branchenveranstaltungen zum Sachverhalt Ökostrom für Verlustenergie zu sensibilisieren, helfen sie uns – und letztlich auch dem Energiesystem insgesamt – bei der Erreichung der Klimaneutralität“, so die Netzbetreiber in ihrem Whitepaper.
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Hoffe, das lesen auch die Energiewendelpolitiker der neuen Regierung: Transportverluste! Ist zwar nur Physik und sollte bekannt sein, aber Strom lässt sich nicht verlustfrei transportieren. Ein sehr wesentliches Argument für eine dezentrale, regional-zellulare Energiewende, um die Transportwege möglichst kurz zu halten. In meinen Augen auch ein Argument, die Energiegesetzgebung vollkommen neu zu machen, damit sich die Physik auch darin widerspiegelt. Erst recht ein Grund länderübergreifende Energie/Stromimporte und -Exporte möglichst gering zu halten und jede regionale Zelle so zu planen, dass sie bilanziell autark ist. Oder sehe ich das falsch?
Die kleinsten Transportverluste treten beim KW auf dem eigenen Hof auf.
Aber wenn es mal ausfällt? Oder es dunkel ist, oder der Wind nicht weht?
Und wir großflächig den Strom aus Polen brauchen?
Die Infrastruktur soll trotzdem da sein? Umsonst in Bau und Unterhaltung?
Die kWh in der Erzeugung kennt keine Mengen-Kostendegression?
Den Nordseestrom in Bayern erzeugen?
Zitat aus dem Artikel.
Abschließend halten die Autoren des Whitepapers eine ernüchternde Erkenntnis fest. Der größte Baustein für Netzbetreiber auf dem Weg in die Klimaneutralität sind die Transportverluste. Aus regulatorischen Gründen ist es den Netzbetreibern untersagt die Transportverluste durch den Bezug aus erneuerbarem Strom zu decken. Zitat Ende.
Und schon wieder sind wir bei meinem Lieblingsthema der berüchtigten Ermächtigungsverordnung von 2010.
Siehe hier unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Zitat:…Bis 2009 hatten erneuerbare Energien sowohl einen Einspeisevorrang als auch einen Verbrauchsvorrang. Wurde viel regenerativer Strom ins Netz eingespeist, mussten konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden, damit der Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland verbraucht wurde. Mit der Reform wurde der Verbrauchsvorrang aufgehoben, was einen starken Anstieg der Kohlestromproduktion zur Folge hatte, Zitat Ende.
Wenn die Erneuerbaren – wie bis 2010 der Fall – noch den Bilanzkreisen der Versorger zwingend zugeteilt würden, wäre der Transportverlust Klimaneutral in Form von EEG Strom.
Ob bei der EEG Umlage, oder Redispatch, so wie auch jetzt wieder. Das Faule Ei das 2010 der Energiewende ins Nest gelegt wurde, zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche der Wende. Wenn die neue Regierung das nicht ändert und die Hauptakteure, nämlich die EE selbst, wieder ins Versorgungssystem auf nimmt, wird das bei allen Bemühungen die Energiewende voranzutreiben, ein Hindernis bleiben.
Haben die Akteure des aktuellen Gesetzeswerkes den Physikunterricht vollkommen geschwänzt?
Leitungsverluste! Stromleiter bieten entsprechend ihres Materials und des Stromflusses eine Behinderung, die durch Verluste= in Wärme umgewandelt, überwunden werden muß.
Als Empfehlung an die Akteure: mal die alten Physikbücher vorkramen; peinlich.
Das selbe Unverstänsniss scheint sich auch im Vergütungsysten „Sonnen“ wieder zu finden, indem ein Kollektiv an räumlich verteilten Stromerzeugern willkürlich über die Republik aggregiert wird, ohne deren Distanz zum eigentlichen Verbraucher zu berücksichtigen.
Das wird das System nicht lange aushalten.
Wer kann die Nachhilfe im Wirtschaftsministerium organisieren?