Volkswagen unterzeichnet Abnahmevertrag für CO2-freies Lithium aus dem Oberrheingraben

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Wer Elektroautos bauen will, braucht dafür zwangsläufig Lithium. Der Rohstoff kommt meistens aus Südamerika, manchmal auch aus Australien. Schon häufiger wurde in Medienberichten über das Thema der Abbaubedingungen gesprochen. Der hohe Wasserverbrauch macht den Bauern in der Nähe der Abbaustätten zu schaffen und hat auch schon dazu geführt, den ökologischen Nutzen von Elektrofahrzeugen gegenüber Verbrennern anzuzweifeln.

Auch wenn Elektroautos immer einen Vorteil gegenüber Verbrennern haben, will sich der Automobilkonzern Volkswagen damit nicht zufriedengeben und plant künftig das Lithium für die Batterien seiner Elektrofahrzeuge aus dem Oberrheingraben zu beziehen. Der Batterie-Rohstoff aus regionaler Produktion soll nicht nur beim Transport, sondern auch beim Abbau deutlich CO2 und Wasser einsparen. Um das zu erreichen, haben Volkswagen und die Vulcan Gruppe das Abbauunternehmen, einen Abnahmevertrag für sogenanntes „Zero Carbon Lithium“ unterzeichnet. Demnach soll ab 2026 über einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren Lithiumhydroxid aus dem Oberrheingraben an Volkswagen geliefert werden.

Die Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen beinhaltet auch ein Vorkaufsrecht für Volkswagen, sollte die Vulcan Gruppe die Förderkapazität von CO2-freiem Lithium aus dem Oberrheingraben noch erweitern. Zuerst steht aber der kommerzielle Betrieb und die vollständige Produktqualifizierung auf der Liste, bevor die nächsten Schritte gegangen werden können.

„Volkswagen setzt seine Batteriestrategie sehr konsequent und mit hohem Tempo um“, sagt Thomas Schmall, Konzernvorstand Technik der Volkswagen AG und CEO der Volkswagen Group. „Die Volkswagen Einheitszelle muss bei Leistung, Kosten und Nachhaltigkeit von Anfang an an der Spitze stehen. Mit unseren neuen Partnern kommen wir diesem Ziel einen weiteren Schritt näher. Gemeinsam werden wir wichtige Teile der Batterie-Wertschöpfungskette angehen und zukunftsweisende Technologien entwickeln.“

Anders als Lithium aus Südamerika wird das salzige Tiefenwasser, was die Lithiumverbindungen enthält, nicht an der Luft verdunstet, um an das Salz zu kommen, sondern mithilfe von Geothermie getrocknet. Das Kondensat, was bei der Verdunstung entsteht, kann dem Grundwasser wieder zugefügt werden, um zu verhindern, dass die Förderung von Lithium einen zu großen Umwelteinfluss hat. Bei der beschleunigten Verdunstung durch das Zuführen von Energie würde normalerweise CO2 freigesetzt, da es sich aber hier um Energie aus Geothermie handelt, ist auch dieser Produktionsschritt CO2-frei. Neben der Produktion des Lithiums, sollen aus der Geothermie zusätzlich 74 Megawatt erneuerbare Energie genutzt werden, was die CO2-Bilanz des Lithiums aus dem Oberrheingraben ins Negative schwingen lässt. Hinzu kommt, dass die Transportwege für den Batterierohstoff denkbar kurzgehalten werden können.

Vulcan rechnet selbst vor, dass bei der Produktion eines Elektrofahrzeugs 675 Kilogramm CO2 für die Gewinnung von Lithium anfallen, sollte das Lithium aus festem Gestein abgebaut werden. Bei 28 Millionen geplanten Elektrofahrzeugen würden so 19 Millionen Tonnen CO2 entstehen. Stammt das Lithium hingegen aus den geothermischen Prozessen, wie von Vulcan geplant, beträgt der CO2-Ausstoß aus der Lithiumgewinnung pro Fahrzeug -238 Kilogramm. So würden gegenüber der Verwendung von gesteinsgebundenem Lithium 26 Millionen Tonnen CO2 eingespart.

Nicht nur bei der Produktion des Lithiumhydroxids soll CO2 eingespart werden, sondern auch bei der Batterieproduktion. So entsteht im nordschwedischen Skellefteå ein Windpark, der anteilig von Volkswagen finanziert wurde. Volkswagens Stück vom Windpark soll rund 100 Gigawattstunden Strom produzieren. Der Ort ist nicht zufällig gewählt, denn in Skellefteå steht auch die Fabrik des Batterieherstellers Northvolt, mit dem Volkswagen ebenfalls einen Abnahmevertrag hat. Der Automobilhersteller erklärte, mit dem Projekt werde man seiner Verantwortung als Marktführer bei Elektroautos in Schweden gerecht. Bis 2025 sollen noch über 20 weitere Projekte für erneuerbare Energien in Spanien, England und Finnland sowie in Deutschland entstehen. Insgesamt sollen die Projekte auf über 7 Terrawattsunden Produktionskapazität kommen. Als Teil dieser Projektreihe soll Anfang 2022 eine 172 Megawatt Photovoltaik-Anlage in Mecklenburg-Vorpommern ans Netz gehen. Rund 40 Millionen Euro will Volkswagen in den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik stecken und ist somit eigenen Angaben nach der erste Automobilhersteller, der im industriellen Maßstab erneuerbare Energieprojekte vorantreibt.

Der Unternehmensmeldung zufolge strebt Volkswagen bis zum Ende des Jahrzehnts an, sechs Gigafabriken mit einer kumulierten Produktionskapazität von 240 Gigawattstunden im Jahr in Europa in Betrieb zu nehmen. Der Bedarf an Lithium für die sechs Fabriken soll möglichst vollständig aus CO2-freiem Lithium aus regionalem Abbau gedeckt werden. „Durch diese Vereinbarung wird unser Zero Carbon Lithium Projekt zu einem wichtigen Faktor für das weltweit führende Ziel von Volkswagen, CO2-freie Elektrofahrzeuge herzustellen, einschließlich aller Rohstoffe in der Batterie-Lieferkette“, sagt Francis Wedin, Geschäftsführer von Vulcan. „Wir freuen uns auf die enge Zusammenarbeit mit dem Volkswagen Konzern, dem größten Autobauer der Welt, um eine nachhaltige, lokale Lithiumversorgung für den deutschen und europäischen Markt aufzubauen.“

Bereits im Juli kündigte LG Energy Solutions eine Kooperation mit der Vulcan Gruppe durch einen Abnahmevertrag für Lithiumhydroxid aus dem Oberrheingraben an. Auch hier werde das erste Lithium erst 2025 geliefert. Zuerst werden 5000 Tonnen, ab dem zweiten Lieferjahr 10.000 Tonnen jährlich geliefert.

Eine Pilotanlage für die Lithiumgewinnung ist auch schon in Rheinland-Pfalz Betrieb. Ab 2025 will die Vulcan Gruppe mit fünf Anlagen jährlich 40.000 Tonnen Lithiumhydroxid produzieren. Auch mit Renault wurde bereits ein Liefervertrag ab 2024 über 17.000 Tonnen jährlich abgeschlossen. Der Geologe des Abbauunternehmens Vulcan, Horst Kreuter, erklärte dem Fernsehsender ARD im Oktober, dass er rund 15 Millionen Tonnen Lithiumhydroxid im Oberrheintal vermutet. Damit ließen sich in etwa 375 Millionen Elektroautos bauen.

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