Rund ein Jahr nach der Inbetriebnahme des schwimmenden Photovoltaik-Kraftwerks auf einem Baggersee im rheinland-pfälzischen Leimersheim ist nun der zweite Teil der Anlage in Betrieb genommen. Nach Angaben des Projektierers Erdgas Südwest sind beide Anlagenteile jeweils 739,44 Kilowatt stark. Damit wird die Bagatellgrenze für Ausschreibungen von 750 Kilowatt Leistung unterschritten, jedoch ist eine Pause von einem Jahr notwendig, ehe der zweite Teil ans Netz gehen darf. Mit nun knapp 1,5 Megawatt Gesamtleistung gehört der schwimmende Solarpark zu den bislang größten in Deutschland.
Insgesamt 3744 Solarmodule von Canadian Solar mit einer Leistung von jeweils 395 Watt auf mehr als 6500 Schwimmkörpern von Ciel&Terre sind auf der Wasseroberfläche des Baggersees installiert. Sie sind Erdgas Südwest zufolge nach Süden ausgerichtet und mit einer Neigung von zwölf Grad moniert. 66 Betonblöcke mit jeweils fünf Tonnen Gewicht sorgen dafür, dass die Photovoltaik-Anlage nicht davon schwimmt. Der erwartete Ertrag der Photovoltaik-Anlage liegt bei jährlich rund 1,56 Gigawattstunden Solarstrom. Er werde über 144 Kabel in 12 Wechselrichter, die von Huawei geliefert wurden, weitergeleitet und gewandelt. Ein angrenzendes Kieswerk nutzt Erdgas Südwest zufolge rund 20 Prozent der erzeugten Menge für den solaren Eigenverbrauch. Der restliche Solarstrom werde ins Netz eingespeist und über das Virtuelle Kraftwerk der EnBW AG direkt vermarktet.
Schwimmende Photovoltaik-Anlagen gelten als eine Lösung, um die Flächenkonkurrenz bei Solarparks zu mindern. „Die schwimmenden PV-Module sind praktisch frei von Verschattung und können flächeneffizient sehr dicht beieinander belegt werden“, sagte Hannes Kopf, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd. Er vertrat die Landesumweltmnisterin Anne Spiegel (Grüne) bei der feierlichen Inbetriebnahme der Anlage. „Durch die Mehrfachnutzung der Wasserfläche wirkt diese im Sommer kühlend auf die Module, was zu etwas höheren Stromerträgen führt“, so Kopf weiter.
Matthias Schardt, Ortsbürgermeister von Leimersheim, betonte die großen Herausforderungen bei der Umsetzung des Projekts für alle Beteiligten. „Die Nutzung einer gewerblichen Fläche zur Stromerzeugung bedeutet einen Mehrwert für alle. Denn die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie dezentral und lokal umgesetzt werden kann“, erklärte er weiter. Der BUND bezeichnete die Anlage als „SolarLeuchttum“.
Erdgas Südwest will in der Region noch weitere schwimmende Photovoltaik-Kraftwerke realisieren. Künftig wird es für solche Anlagen eine separate Ausschreibung geben, wo sie mit Agri-Photovoltaik-Anlagen und Photovoltaik-Anlagen auf Parkplätzen, nicht aber mit herkömmlichen Freiflächenanlagen um Zuschläge konkurrieren müssen. Dies sowie die Erhöhung der Ausschreibungsmengen sei ein guter Anfang. Jedoch bräuchte es zusätzlich Regelungen, damit auch kleinere Anlagen, ungewöhnliche Projekte und Geschäftsmodelle mit Eigenverbrauch oder Direktlieferung eine Chance haben, hieß es von Erdgas Südwest.
Anmerkung der Redaktion: Die Namen der Hersteller der Module, Wechselrichter und Schwimmkörper wurden am 18.11.2021 nachträglich im Artikel ergänzt.
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Auf einem schwimmenden Ponton könnte man die gesamte Insel eigentlich auch gut dem Sonnenstand nachführen.
Wirklich interessantes Projekt. Was mich wundert ist diese aufwändige Befestigung mittels 66! Betonquadern a 5 Tonnen. Bei (laut Destatis) 0,56t CO2 pro Tonne Beton kämen da ja ca. 200 Tonnen CO2 nur für die versenkten Teile zusammen. Das sollte irgenwie effizienter gehen.
Aus dem Artikel von: erdgas-suedwest.de/natuerlichzukunft
„Da eine Verankerung am Ufer aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, wird die Schwimmkonstruktion am Seegrund verankert. Dazu werden 66 Betonfundamente versenkt. Es handelt sich um Kuben mit einer Kantenlänge von 1,5 Meter. Gewicht je Element: 5 Tonnen. An dem Betonquader befindet sich jeweils zunächst ein Stahlseil, das dann in ein Polyesterseil und zuletzt in eine Stahlkette übergeht, die mit den Schwimmkörpern verbunde wird“