Die Preise an den Strombörsen sind seit Wochen enorm hoch und eine „Normalisierung“ ist nicht in Sicht. Eine Kurzstudie der Energy Watch Group (EWG) zeigt nun, dass eine ganzjährige Vollversorgung aller Sektoren mit 100 Prozent erneuerbaren Energien rund um die Uhr bereits aktuell die Strompreise drücken könnte. Denn während die Kosten für die konventionelle Stromerzeugung durch höhere Beschaffungspreise für Erdgas und Steinkohle sowie teurere CO2-Zertifikate steigen, sinken die Kosten für Photovoltaik, Windkraft und Speichertechnologien. Hauptautor Thure Traber sieht daher eine Chance für die „Revolution der grundlegenden Verhältnisse bei der Energieversorgung“ – in Deutschland und auch weltweit. „Das bedeutet, sämtliche Energieinvestitionen müssen sofort aus den fossilen Energieträgern abgezogen und zusätzlich in die erneuerbaren Energien gelenkt werden“, so seine Forderung.
Nach Berechnungen der EWG-Experten lagen die Kosten für ein ganzjährig-verlässliches Energiesystem auf Grundlage erneuerbarer Energien über alle Sektoren hinweg bei 32 Cent pro Kilowattstunde. 2020 seien diese auf nur noch 12 Cent pro Kilowattstunde im Schnitt gesunken und bis 2025 wird von einer weiteren Reduktion auf 9 Cent pro Kilowattstunde ausgegangen. „Im Ergebnis werden die Systemkosten der Vollversorgung mit erneuerbaren Energien bereits 2025 unter den Gestehungskosten von Steinkohle- und Atomkraftwerken bei aktuellen Inputkosten liegen. Diese Kosten sind von einem damals nicht wettbewerbsfähig hohen Niveau im Jahr 2010 unter die Kosten nicht nachhaltiger Energieoptionen gesunken. Dies gilt sogar, wenn die Umwelt in der Kostenrechnung teilweise nicht berücksichtigt wird“, heißt es in der Studie.
Die Autoren gehen davon aus, dass selbst abgeschriebene konventionelle Kraftwerke in Kürze im operativen Tagesgeschäft fast nur noch Verluste einfahren werden. Spätestens um das Jahr 2028 seien diese Anlagen nicht mehr kostendeckend zu betreiben. „Das bedeutet, spätestens ab 2028 werden nicht nur alle konventionellen Neubauanlagen, sondern auch konventionelle Bestandsanlagen durch die niedrigen Kosten der erneuerbaren Vollversorgung wirtschaftlich überholt sein“, so ein Ergebnis der EWG-Studie. „Da die Preise mittel- und langfristig bei funktionierendem Wettbewerb nicht über den Kosten der günstigsten – also erneuerbaren – Energiequellen liegen können, lohnt sich schon heute absehbar der Betrieb konventioneller Anlagen am Markt nicht mehr.“
Zusammenfassend zeigt sich in den Berechnungen, dass eine Vollversorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren im Vergleich zum aktuellen Energiesystem basierend auf Kohle, Erdgas und Atom bereits heute wettbewerbsfähig sei. Bis spätestens 2025 wäre ein solches System dann wesentlich günstiger als die Stromerzeugung mit fossilen Energieträgern. „Jedoch wird diese neue Entwicklung im gesellschaftlichen Diskurs weitgehend mit dem Argument zurückgewiesen, dass die Gesamtsystemkosten, also beispielsweise unter Einschluss der für vollständige Versorgungssicherheit notwendigen Speicherkosten, weit über denen der konventionellen Stromerzeugung liegen würden. Dass das schlicht nicht korrekt ist, belegt diese Studie“, ergänzt EWG-Präsident Hans-Josef Fell.
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Man benutzt aktuelle Daten von konventioneller Energieträger die durch einen Mangel und sehr viel Spekulation entstanden sind und vergleich diese mit einer alten fallenden Kurve der Kosten für erneuerbare Energien und blendet die aktuellen Kostensteigerungen in diesen Sektor aus.
Direkt verbrauchter Strom mag so günstig sein, aber alleine aus einer Batterie kostet die kWh 15 Cent.
Und der ganze Überschuss, wenn zufällig mal die Sonne scheint oder der Wind weht, muss auch bezahlt werden, sonst geht der Betreiber pleite.
Und warum sollten Kohlekraftwerke kein Geld verdienen?
Wir werden schon bald Strompreise von 1000 Euro/MWh sehen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.
Michael Schimpf sagt:
Und der ganze Überschuss, wenn zufällig mal die Sonne scheint oder der Wind weht, muss auch bezahlt werden, sonst geht der Betreiber pleite.
@ Michael.
Cool bleiben, da geht keiner Pleite, dafür sorgen Sie schon mit Ihrer EEG Umlage.
Sie wissen doch sicher, seit 2010 gilt je niedriger die Börsenpreise, das heißt je weniger ihr Versorger für die Strombeschaffung ausgeben muss, desto höhere EEG Umlage müssen Sie bezahlen.
Und wenn dann „zufällig“ mal die Sonne scheint oder der Wind weht, wird auch nichts verschenkt, wie Sie bei der Bildzeitung gelernt haben.
Schauen Sie mal hier.
https://www.iwr.de/news/stromexport-deutschland-erzielt-rekordeinnahmen-news26696
Zitat:…Münster – Die deutsche Stromwirtschaft hat im Jahr 2013 mit dem Export von Strom so viel verdient wie noch nie.
Da meldet sich sofort Herr Diehl und sagt, wie schön es früher war, als man noch 30 Cent für die kWh erlöst hat. Aber dass diese bezahlt werden mussten, das interessiert ihn nicht. Das mussten ja dann alle anderen machen.
Er hatte für 20 Jahre garantierte Einnahmen.
Ich will keine Braunkohle-KW als Lösung, aber wieso ist die deutsche Braunkohle teurer geworden? Weil „Strafsteuern“ drauf kommen, ansonsten kann die kWh immer noch bei ca. 3 Cent Erzeugung gesehen werden. Die Börsenpreise sind Angebot und Nachfrage, die Steuern sind Regulierung.
Peter Rentfort sagt:
Da meldet sich sofort Herr Diehl und sagt, wie schön es früher war, als man noch 30 Cent für die kWh erlöst hat.
@ Na also geht doch.
Der Peter Rentfort macht Fortschritte. Er ist jetzt drauf gekommen, dass das mit den 30 Cent „Früher“ war. Ein paar Seiten weiter vorn hat er die 30 Cent noch als gegenwärtig in seiner Rechnung gehabt.
Wandern sie aus nach China oder Afrika! Aber setzen sich da eine Maske auf! Nicht gegen Corona, sondern gegen Feinstaub und Krebs! Da bekommen sie Kohlestrom für billiges Geld soviel sie wollen. Aber lassen Sie uns hier in Deutschland die Energiewende vollziehen, denn wir wollen hier in 20 Jahren auch noch in Wohlstand leben. Das geht nur über qualifizierte Arbeitsplätze, welche nur noch in neuen Technologien in Verbindung mit Klimaschutz bestehen bleiben. VW will in Wolfsburg Leute entlassen, da der Umbau zum Elektroautobauer über Jahre verschlafen wurde. Bosch hatte in Dresden ein neues Chipwerk mit wahnsinnigen Investitionskosten eingeweiht und will schon wieder mit sehr viel Geld erweitern. Das sind Arbeitsplätze welche wir brauchen! Wir müssen in Deutschland die Energie welche wir hier benötigen auch selbst erzeugen. Das funktioniert in dezentralen Anlagen am allerbesten. Die Energiewende ist unumkehrbar! Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig.
Man kann es mit dem eindimensionalen Denken auch übertreiben. Strom-Erzeugungskosten kann man nur nach Preis vergleichen, wenn die Stromquellen das gleiche Erzeugungsprofil haben. Das Erzeugungsprofil von Braunkohlekraftwerken will natürlich auch keiner haben – für den Nachtstrom muss man aufwendige Marketing-Programme einrichten, um den Strom der nicht abregelbaren Kraftwerke loszuwerden.
Es ist auch nicht mehr die Frage, was mehr kostet und was weniger. So sehr unterscheiden sich die Kosten nicht mehr. Die Frage ist nur noch, wann wir so viele PV- und Windkraftwerke, Speicher und Leitungen haben, dass wir auf die fossilen Kraftwerke verzichten können. Der Aufbau der neuen Erzeuger wird enorme Mengen an Arbeitskräften binden. Die besten Jahre haben wir schon ungenutzt verstreichen lassen, denn demnächst wird die Zahl der Arbeitskräfte abnehmen, weil altersbedingt mehr Menschen aus dem Arbeitsleben aussteigen, als junge nachkommen. Und Zuwanderer können zumeist nicht sofort in qualifizierte Berufe einsteigen. Und unsere Mitbürger kaufen sich lieber dicke Autos und Flugreisen als eine saubere Stromversorgung.