Durchschnittlicher Zuschlagswert bei erster Ausschreibung von Photovoltaik-Dachanlagen bei 6,88 Cent pro Kilowattstunde

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Gespannt hat die Solarbranche in Deutschland auf die Ergebnisse der ersten Photovoltaik-Ausschreibung für Dachanlagen, auch zweites Segment genannt, gewartet. Sechs Wochen nach dem Stichtag veröffentlichte die Bundesnetzagentur am Donnerstag die Ergebnisse. So seien 168 Gebote mit einem Gesamtvolumen von 213 Megawatt abgegeben worden. Das Ausschreibungsvolumen von 150 Megawatt war damit überzeichnet und die Bundesnetzagentur vergab letztendlich 114 Zuschläge für Photovoltaik-Dachanlagen mit 152 Megawatt Gesamtleistung. Die Zuschlagswerte bewegten sich nach Angaben der Behörde zwischen 5,35 bis 7,89 Cent pro Kilowattstunde. Den mengengewichteten durchschnittlichen Zuschlagswert gab sie mit 6,88 Cent pro Kilowattstunde an.

15 Gebote für Photovoltaik-Dachanlagen seien wegen Formfehlern ausgeschlossen worden. Bei der regionalen Verteilung zeigte sich ein etwas anderes Bild als von den Freiflächen-Auktionen bislang bekannt. Demnach entfielen 34 Megawatt und 21 Zuschläge auf Projekte in Sachsen-Anhalt, Brandenburg kam auf 29 Zuschläge für Photovoltaik-Anlagen mit 30 Megawatt und nach Niedersachsen gingen 22 Zuschläge mit insgesamt 29 Megawatt. Nach dem EEG 2021 müssen sich alle Betreiber von Photovoltaik-Dachanlagen ab 300 Kilowatt Leistung an den Ausschreibungen beteiligen, sofern sie eine volle Vergütung für ihren eingespeisten Solarstrom erhalten wollen. Optional können sie 50 Prozent EEG-Förderung in Anspruch nehmen und müssen die restliche Menge Solarstrom direkt vor Ort verbrauchen.

Gemeinsam mit den Ergebnissen der ersten Photovoltaik-Ausschreibung für Dachanlagen veröffentlichte die Bundesnetzagentur auch die Zuschläge für die Auktion bei Freiflächenanlagen ab 750 Kilowatt Leistung. Dafür seien 242 Gebote mit insgesamt 1130 Megawatt eingereicht worden, womit die ausgeschriebene Menge von 510 Megawatt deutlich überzeichnet war. Insgesamt seien 95 Zuschläge für Photovoltaik-Anlagen mit 513 Megawatt Gesamtleistung verteilt worden. Die Zuschlagswerte lagen dabei zwischen 4,69 und 5,09 Cent pro Kilowattstunde. Der durchschnittliche mengengewichtete Zuschlagswert betrug 5,00 Cent pro Kilowattstunde, wie die Bundesnetzagentur veröffentlichte. Dies liege leicht unter dem Durchschnittswert der Vorrunde.

Insgesamt elf Gebote musste die Behörde wegen Formfehlern ausschließen. Das größte Volumen der Zuschläge ging nach Bayern: 52 Photovoltaik-Projekte mit 233 Megawatt Gesamtleistung waren erfolgreich. Die Hälfte der Anlagen wird dabei auf Acker- und Grünlandflächen in benachteiligten Gebieten im Freistaat entstehen, wie die Bundesnetzagentur weiter erklärte. Insgesamt seien für diese Flächenkategorie, die einige Bundesländer mit eigenen Verordnungen für Freiflächenanlagen freigegeben haben, 34 Zuschläge mit insgesamt 223 Megawatt erteilt worden.

Die erfolgreichen Bieter bei der Ausschreibung für Photovoltaik-Freiflächenanlagen haben nun bis zum 3. August Zeit die Zweitsicherheit zu hinterlegen, andernfalls erlischt ihr Zuschlag. Sie haben 18 Monate Zeit, ihre Anlagen zu realisierten. Im Unterschied dazu müssen die Zuschläge für die Photovoltaik-Dachanlagen binnen zwölf Monaten eingelöst werden.

In diesem Jahr steht noch jeweils eine weitere technologiespezifische Ausschreibung für die beiden Photovoltaik-Segmente an. Bei Freiflächenanlagen ist der nächste Stichtag der 1. November, wobei ein vorläufiges Volumen von 509,52 Megawatt vorgesehen ist. Die nächste Ausschreibungsrunde für Dachanlagen hat nochmals ein Volumen von 150 Megawatt und findet zum 1. Dezember statt. Davor gibt es noch eine Innovationsausschreibung zum 1. August mit einem Volumen von 250 Megawatt.

BSW-Solar fordert Beschränkung der Ausschreibungspflicht auf Dachanlagen größer einem Megawatt

„Die heute veröffentlichten Ergebnisse der Photovoltaik-Auktionen belegen einmal mehr die hohe Investitionsbereitschaft in Solartechnik und das ausgezeichnete Preis-Leistungsverhältnis der Solarbranche“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar), Carsten Körnig. Es sei gut, dass ein wenig des Potenzials großer Dächer erschlossen werde, aber schlecht, dass dies womöglich auf Kosten mittelgroßer Dächer geschehe. Grundsätzlich begrüße der BSW-Solar die mit dem EEG 2021 erfolgte Trennung der Ausschreibungen von Freiflächenanlagen und Dachanlagen. „Erst nach genauer Analyse der Ergebnisse dieser und weiterer Photovoltaik-Gebäude-Auktionen wird sich allerdings zeigen, ob das Ausschreibungsverfahren geeignet ist, die solartechnisch brach liegenden Dachflächen von Gewerbedächern im erforderlichen Umfang für den Klimaschutz zu aktivieren“, so Körnig weiter. „Zweifel sind angebracht: Der mit 1,3 Megawatt relativ hohe Durchschnittswert der bezuschlagten Anlagenleistung deutet darauf hin, dass sich insbesondere das wichtige Marktsegment mittelgroßer Gewerbedächer unterhalb der Megawattschwelle mit der Auktionsteilnahme schwer tut, weil der damit verbundene Aufwand oft unverhältnismäßig ist, sich mit Bauabläufen schwer synchronisieren lässt und Skalierungsnachteile dieser Anlagen im Vergleich zu Photovoltaik-Dächern der Megawattklasse bestehen.“

Die Umstellung der Förderung bei Photovoltaik-Dachanlagen zwischen 300 und 750 Kilowatt habe bereits Spuren beim Zubau hinterlassen. Der BSW-Solar habe in diesem für den Photovoltaik-Zubau besonders wichtigen Marktsegment auf Basis der von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Zahlen für Mai einen Markteinbruch um rund 65 Prozent errechnet. „Dieser Marktrückgang dürfte größtenteils darauf zurückzuführen sein, dass mit Jahresbeginn neue Photovoltaik-Gewerbedächer der Leistungsklasse größer 300 Kilowattpeak nur noch eine Förderung für mehr als 50 Prozent ihres Solarstroms erhalten, wenn sie zuvor erfolgreich an einer Auktion teilgenommen haben“, folgert Körnig.Er forderte daher gerade mit Blick auf die mittelgroßen Dachanlagen, dass „die Fehlsteuerung vom Jahresanfang rückgängig gemacht und eine Ausschreibungspflicht auf Solaranlagen der Megawattklasse beschränkt wird“.

Anmerkung der Redaktion: Der Kommentar des Bundesverbands Solarwirtschaft ist nachträglich im Artikel ergänzt worden.

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