Energyra, ISC Konstanz und TNO stellen bleifreies Rückseitenkontakt-Solarmodul aus Europa vor

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Dieses Jahr wird wieder verstärkt über Pläne diskutiert, mehr Fertigung zurück nach Europa zu bringen. Vergangene Woche haben das niederländische Solarunternehmen Energyra und die Forschungsinstitute ISC Konstanz und TNO einen Schritt in diese Richtung gemacht und auf einer Veranstaltung in kleinem Rahmen in Amsterdam das „IconIQ”-Modul vorgestellt, das Ende des Jahres bei Energyra in Serienfertigung gehen soll. Das Modul besteht aus Rückkontaktzellen mit der so genannten Zebra-Technologie, die das ISC-Konstanz entwickelt hat, und einer bleifreien Verbindungstechnik, die vom niederländischen Forschungsinstitut TNO entwickelt wurde.

Die Technologie verspricht gegenüber Modulen aus Standardzellen höhere Wirkungsgrade und eine höhere Robustheit gegenüber thermomechanischen Belastungen, teilen die Akteure mit. Außerdem werde Wärme besser abgeführt, was zu niedrigeren Modultemperaturen führe. Niedrigere Temperaturen bedeuten höhere Erträgen führe.

Das „IconIQ-Greenfab“-Konsortium, zu dem außer den genannten Unternehmen laut Informationen auf der Webseite auch DSM (Rückseitenfolien und Coating) gehört, will Fertigung in großem Maßstab zurück nach Europa holen. Ein jährliches Produktionsvolumen von 5 Gigawatt würde die Herstellungskosten auf ein Niveau senken, auf dem die Module konkurrenzfähig zu asiatischen Modulen wären, heißt es in der Pressmitteilung. Die Produktion würde den CO2-Fußabdruck eines Moduls im Vergleich zu heute senken, weil die Transportwege kürzer werden. Außerdem würde sie direkt 3.000 Arbeitsplätze in der Photovoltaikindustrie und 15.000 Arbeitsplätze im Umfeld schaffen.

Made in Europe

Energyra, das ISC Konstanz und das niederländische Forschungsinstitut TNO gehören auch dem „5GW+Greenfab“-Konsortium an, das am „Solar Manufacturing Accelerator“ teilnimmt und den Aufbau einer 5 Gigawatt Zell- und Modulfertigung in Europa plant. In dem Accelerator haben 9 weitere Konsortien entsprechende Pläne veröffentlicht. Der Accelerator wurde von Solarpower Europe initiiert, das European Solar Manufacturing Council ESMC und die europäische Technologieplatform ETIP-PV sind der Initiative beigetreten.

In der nächsten pv magazine Ausgabe, die in zwei Wochen erscheint, berichten wir ausführlich über alle zehn Konsortien, die Fertigungen aufbauen wollen. Wir diskutieren die Fragen, warum das sinnvoll ist und ob und unter welchen Voraussetzungen es gelingen kann.

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Neustart bei Energyra mit Zebra-Technologie

In Zaanstad in der Provinz Nordholland besitzt Energyra eine 100-Megawatt-Modulfabrik. Im Januar hatte der Fertiger gemeldet, nach der Insolvenz im Jahr 2019 neu durchzustarten. Zuvor arbeitete Energyra an so genannten Metal-Wrap-Through (MWT)-Solarzellen, bei denen die Kontakte auf von der Vorderseite über kleine Bohrungen auf die Rückseite gelegt werden. Jetzt, nach dem Neustart, nutzt das „IconIQ”-Modul Solarzellen mit Zebra-Technologie.

Die Zebra-IBC-Technologie wurde am ISC Konstanz entwickelt und ist ein Konzept ähnlich wie das, mit dem Sunpower seit Jahren die Module mit den höchsten Wirkungsgraden herstellt. Beim Interdigitated Back Contact (IBC)-Konzept liegen die Kontakte anders als bei MWT-Konzepten wirklich an einer Seite der Zelle. „Im Unterschied zu Sunpower nutzen wir aber keine Konzepte der Elektronikindustrie, die relativ teuer sind“, sagt Radovan Kopecek, CTO am ISC Konstanz. „Wir haben ein Konzept entwickelt, das per Upgrade in die Standard-mono-Perc-Produktionslinien integriert werden kann“. Außerdem verzichten sie auf die passivierende-Kontakte-Technologie, wie sie zum Beispiel bei TOPCon und auch bei Sunpower eingesetzt wird. Dadurch erreichen die Konstanzer mit zur Zeit mit maximal 24 Prozent zwar nicht die gleichen Wirkungsgrade, sind nach eigener Einschätzung aber deutlich kostengünstiger, auch als Heterojunction Zellen und Module.

In China wird Zebra bereits eingesetzt. Vor vier Jahren habe SPIC, ein großer staatlicher chinesischer Stromversorger, die Aufgabe bekommen, eine Zelle mit IBC und über 23 Prozent Wirkungsgrad herzustellen, so Kopecek. Vor zwei Jahren seien die lokalen Hersteller dazu gedrängt worden, auch für den Export zu produzieren. Am Ende habe sich SPIC an Kopecek und sein Team gewandt und Zebra exklusiv für China gekauft. Im Herbst 2019 sei eine 200 Megawatt Zellfertigungslinie mit der Technologie hochgefahren worden.

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