Das italienische Carabinieri-Kommando für Umweltschutz hat eine 4 Millionen Euro teure Abfallbehandlungsanlage in der Nähe von Catania auf Sizilien durchsucht. Es besteht der Verdacht, dass dort zur Wiederverwertung angelieferte Solarmodule auf verschiedene Märkte in Afrika und des Nahen Ostens geschmuggelt wurden. Das Umweltministerium hat bekannt gegeben, dass Tausende von Modulen, die zum Recycling von Solaranlagen in Italien geschickt wurden, stattdessen mit falschen Etiketten versehen und auf neue Märkte exportiert wurden.
Der Betrug sei durch die Operation „Schwarze Sonne“ der Carabinieri aufgedeckt worden. „Es wurden auch etwa 60 Tonnen Sonnenmodulen gefunden, die untersucht werden sollen, um die Ordnungsmäßigkeit der Lagerung, Behandlung und Rückgewinnung zu überprüfen“, fügte das Ministerium hinzu.
Der Eigentümer der Recycling-Anlage, dessen Name nicht veröffentlicht wurde, sei am 23. Januar auf Grund eines Haftbefehls des Untersuchungsrichters des Gerichts von Perugia verhaftet worden. Es soll einer der Hauptverantwortlichen für eine kriminelle Vereinigung sein, die sich auf den illegalen grenzüberschreitenden Handel mit Abfällen, Geldwäsche, Fälschung, Veränderung von Warenkennzeichen und andere illegale Handlungen spezialisiert hat, wie die italienische Regierung erklärte.
Die Carabinieri erklärten, die gefälschte Solarmodule seien nach Senegal, Burkina Faso, Nigeria, Marokko, Mauretanien, in die Türkei und sogar nach Syrien geschmuggelt worden. Bertrand Lempkowicz von der Recyclingorganisation PV Cycle sagte, dass die EU-Richtlinie über Elektro- und Elektronik-Altgeräte (WEEE) die Wiederverwendung von Modulen zulässt und dass ein Mangel an rechtlichen Details in einigen Gebieten Schlupflöcher biete, die von den Recyclingunternehmen ausgenutzt werden können. „Es ist offensichtlich, dass PV Cycle diese Praxis nicht unterstützt. Es gibt einfach keine Richtlinien, die streng definieren, was ein gebrauchtes Photovoltaik-Module oder ein wiederverwendetes Modul ist“, sagte Lempkowicz pv magazine. „Wann gilt ein Modul als Abfall oder als gebraucht? Die Unklarheit in dieser Frage ist zu groß.“
Die EU hat eine Photovoltaik spezifische Abfallverordnung – die WEEE-Richtlinie – eingeführt, die alle Hersteller und Importeure von Modulen verpflichtet, sich um die Sammlung und das Recycling zu kümmern und zu finanzieren. Für viele Photovoltaik-Unternehmen übernimmt PV Cycle diese Aufgabe. Die WEEE-Richtlinie ist im Jahr 2012 auf Solarmodule erweitert worden.
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Heißt das jetzt, dass die Solarmodule noch funktionieren? Wäre es dann nicht viel sinnvoller und ressourcenschonender, wenn man generell gebrauchte Module testet und geordnet billiger weiterverkauft, anstatt sie gleich einzustampfen?
Wo ist der Denkfehler? Funktionsfähige oder leicht beschädigte Solarmodule sollen oder müssen nach Europäischem Recht recycelt, also zerstört werden! Findige Unternehmen, also Mafia, sieht den Markt für zweiten Produktlebenszyklus außerhalb Europas in s.g. Dritte Welt Ländern und exportiert die funktionsfähigen Solarmodule dorthin … damit in den Zielländern unabhängig und billig und sogar CO2-frei Strom produziert werden kann … Natürlich mit gefälschten Papieren. Das geht natürlich nicht! Denn auf dem Papier sind diese funktionsfähigen Solarmodule zu zerstören und dann zu recyceln! Soviel Ordnung muss sein!
Irgendwie ist das schon irrsinnig. Ist es denn wirklich Umweltschutz die resourcenschonende Wiederverwendung von Solarmodulen zu unterbinden? Sicherlich ist es nicht legal die Module einfach umzulabeln, aber es kann doch auch nicht im Sinne der Nachhaltigkeit sein, funktionierende Module zu vernichten und dann aus den wiedergewonnenen Rohstoffen mit viel Energieaufwand wieder neue Solarmodule herzustellen! Es müsste also aus Umweltsicht ein Weg gefunden werden, diese Wiederverwendung zu legalisieren. Aber das würde natürlich den wirtschaftlichen Interessen der Modulproduzenten zu wieder laufen. Wir müssen uns endlich darüber klar werden, ob wir ernsthaft an einer besseren Umwelt interessiert sind, oder ob wir uns nach wie vor einfach von den wirtschaftlichen Interessen der Konzerne leiten lassen.
Das Problem ist ja dabei, dass die Recycling Firma Geld für das Entsorgen bekommt und die offensichtlich nicht entsorgten Module umdeklariert und weiter verkauft. Das ist Betrug und damit strafbar. Ob die veralteten Module als solche oder als Neue deklariert und verkauft wurden geht aus dem Artikel leider nicht hervor. Sollten die Module als NEU verkauft worden sein, dann ist das doppelter Betrug.
Die Mengen um die es hier geht sind den Modulproduzenten egal. Es ist ein rechtliches Problem bei Modulen, die noch Strom erzeugen aber nicht mehr konform zu den Datenblatt-Angaben sind, weil sie beispielsweise einen Isolationsfehler haben. Dann zahlt in einigen Fällen eine Versicherung die Fehlerbehebung durch Austausch der Module weil der Wechselrichter den Fehler erkennt und nicht mehr einspeist. Da kommt aber noch Leistung raus. Die Versicherungen bestehen auf Entsorgung, weil sie nicht dafür haften wollen, dass jemand damit Unsinn baut. Für eine 12V Anlage wären die Module aber noch ungefährlich nutzbar. Es sind nicht die wirtschaftlichen Interessen der Konzerne, es ist ein rechtliches Phänomen (funktioniert, aber nicht in jeder denkbaren Anwendung) für das es noch keine gesetzliche Lösung gibt. Heimlich umlabeln ist klar ungesetzlich.
Guten Tag,
Ich interessiere mich für den Export von gebrauchten und neuen Solarmodulen nach Syrien und in die Türkei, können Sie mir bitte eine Preisliste schicken, insbesondere die Größe von 210 und 410 W.
MfG
Alkutaini
Interessante Ansichten der Vorkommentatoren.
Dabei geht aus dem Bericht nicht hervor ob die Module funktionsfähig waren.
Auch ich bin ganz klar der Meinung funktionierende gebrauchte Module, nach entsprechender Überprüfung, einer weiteren Verwendung zuzuführen.
Dass bei diesem großangelegten Betrug Umweltinteressen eine Rolle gespielt haben bezweifle ich allerdings.
Gerne sprechen unsere PolitikerInnen von „Hilfe vor Ort“, bezogen hauptsächlich auf Afrika.
Das wäre eine Gelegenheit Farbe zu bekennen und überprüfte, funktionierende PV-Module kostenlos dorthin zur Verfügung zu stellen. Vorzugsweise mit einem Montageteam.
So könnte aus einer Betrugsgeschichte eine Erfolgsstory werden, ein Appell an die politischen Verantwortungsträger!
Es gibt einfach Gesetze, die eingehalten werden müssen. In Deutschland regelt das ElektroG die Behandlung von Elektro-Abfällen. In dem Fall von Solarmodulen handelt es sich um Elektroschrott der GRÜNEN Liste. Das Gesetzt verlangt, die Module nach dem Abbau – ob funkionierend oder nicht – einer ERSTBEHANDLUNGSANLAGE zuzuführen. In der EBA wird dann festgestellt, ob ein Solarmodul recycelt werden muss, oder ob es für eine weitere Verwendung aufbereitet werden kann. Wir von RINOVASOL (www.rinovasol.com) betreiben eine der wenigen Erstbehandlungsanlagen. Die Wiederverwertungsrate liegt bei nahezu 95%. Selbstverständlich werden die Module mit einem neuen Label versehen, da die Original Hersteller uns per Vertrag dazu verpflichten, alle ursprünglichen Herstellerangaben zu eliminieren. End-of-Life Module (also Module, die nicht mehr funktionieren) werden dann tatsächlich in die Komponenten zerlegt und dem Wirtschaftskreislauf als Rohmaterialen zugeführt.
Es bestehen also Gesetze (in Italien genauso gute wie hier) die alles regeln.
Problematisch wird es dann nur, wenn – wie in Italien geschehen – Dinge aus Gründen der Ertragsmaximierung illegal vorgenommen werden. Also Geld für das Recycling kassieren und trotzdem weiter verkaufen.
Wir als Rinovasol begrüßen ausdrücklich das Vorgehen der Behörden in Italien, da damit der Bereich von den schwarzen Schafen gereinigt wird und die wichtige Aufgabe eines nachhaltigen Handels für die korrekt arbeiteten Firmen ermöglicht wird.
Zusammenfassung: Es wurde mal wieder unkritisch eine Pressemeldung ohne sinnvolle Recherche übernommen.
Es wäre durchaus denkbar, dass es im Prinzip normal ist, dass funktionsfähige gebrauchte PV-Module einer Zweitanwendung zugeführt werden. Es gibt aber ängstliche Versicherungen, die befürchten, bei einem Weiterkauf in Haftung zu kommen und deshalb die Vernichtung anordnen. Manche Hersteller und Händler haben auch kein Interesse, dass gebrauchte PV-Module weiterverwendet werden, weil sie an neuen Modulen mehr verdienen. Mit Ökologie hat das aber nichts zu tun.
Schließlich könnte es auch so sein, dass die vertragliche Vereinbarung zwischen Auftraggeber und Entsorger so aussah, dass alle funktionsfähigen Module der Zweitinstallation zugeführt und die defekten recycelt werden. Für die weiterverwendbaren würde der Einlieferer eine Vergütung bekommen, und für die defekten eine Entsorgungsgebühr zahlen müssen. Wenn der Entsorger da nicht ehrlich ist, und der Einlieferer ihm vertraut, dann ist der eine Betrüger und der andere naiv. Kommt leider häufig vor, nicht nur im PV-Bereich.
Welcher Fall hier jetzt vorliegt, wäre schon interessant gewesen zu wissen. Besonders der erste Fall ist natürlich ethisch interessant: Legal wäre die Weiterverwendung nicht, aber der Vernichtungswunsch ist auch nicht legitim. Hier müsste der Gesetzgeber tätig werden, um schädliche Praktiken von Versicherern, Herstellern und Händlern zu verhindern.
In China habe ich einige Zeit auf dem Land (Stadt mit 800000 Einwohner) gelebt. Da gab es eine Fabrik, die machte aus Modul-Schrott (wie auf dem Bild) neue Module und verkaufte diese an Privat wie bei uns Balkonmodule. In den Vororten mit zweigeschossigen Häusern liegen die Module einfach auf dem Dach und im Treppen-Flur stehen Auto-Batterien die mit Solarstrom beladen werden. Die Batterien werden im Austausch in die Elektro-Motorroller gepackt und damit fahren fast alle Arbeiter zur Firma. So ähnlich kann es in Afrika auch laufen, das muss nur legalisiert und überwacht werden. Mit 12/24 V ist das ungefährlich und kostengünstig. Auch Licht, Handi und Fernseher laufen damit.
Mit Wechselakkus lässt sich das machen, PV für die Mobilität einzusetzen. Leider ist da im Automobilbereich keiner dahinter her. Aber vielleicht geht es über die Zweiräder. Die sind ja auch prinzipiell die ökologischeren Verkehrsmittel, weil sie weniger wiegen als das transportierte Gut.