Labortest des Fraunhofer IEE: Smart Meter Gateways eignen sich als Kommunikationsmodule für das Erbringen von Regelreserve

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Dezentrale Energieanlagen wie Photovoltaik-Systeme, Batteriespeicher, Wärmepumpen oder Ladestationen bekommen mit dem Abschalten von Kohle- und Atomkraftwerken ein stetig wachsendes Maß an Systemverantwortung. Vermarkter der Systemdienstleistung müssen deshalb auf diese Anlagen zugreifen können. Für die kommunikationstechnische Anbindung kommen Smart Meter Gateways in Frage, deren Einbau für viele dieser Anlagen ohnehin zur Pflicht wird.

Wegen der Verzögerung beim Smart-Meter-Rollout sowie fehlender standardisierter Schnittstellen gibt es bislang allerdings noch keine umfassenden Erfahrungen mit der Steuerung der Anlagen über Smart Meter Gateways. „Ein guter Grund für uns zu testen, ob sich der so genannte CLS-Kanal der Smart Meter Gateways für die direkte Echtzeitsteuerung zum Beispiel für die Erbringung der Regelreserve eignet“, sagt Stefan Siegl, Gruppenleiter Angewandte Energieinformatik beim Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE in Kassel.

Auf dem Teststand haben die Fraunhofer-Forscher eine Steuerbox für dezentrale Energieanlagen über den CLS-Kanal eines zertifizierten Smart Meter Gateways mit der Leitwarte eines virtuellen Kraftwerks verbunden. Der Messstellenbetreiber Teleseo hat für die Tests die Gateway-Administration übernommen. Um die Laufzeiten von einer dezentralen Anlage zur Leitwarte bewerten zu können, haben die Wissenschaftler Signale, wie sie etwa ein Regelreserveanbieter geben könnte, unter verschiedenen Rahmenbedingungen an die Box gesendet. Dabei haben sie die Laufzeiten vom Beginn der Anfrage bis zum Eingang der Antwort gemessen.

Aus den Messungen geht hervor, dass die zeitlichen Anforderungen an die Erbringung von Regelreserve mit Smart Meter Gateways als Kommunikationsmodulen in allen Fällen problemlos eingehalten werden. Zugleich wurde aber auch deutlich, dass die aus Sicherheitsgründen regelmäßig vorgenommene Zwangstrennung des CLS-Kanals zu erheblichen Laufzeit-Verzögerungen führen kann, welche die Vorgaben zur Erbringung von Regelreserve verletzen – ein Widerspruch in den jeweiligen regulatorischen Anforderungen. „In der Praxis dürfte das jedoch wegen der Trennungsintervalle von bis zu 48 Stunden für die Verfügbarkeit der dezentralen Energieanlagen nur untergeordnete Bedeutung haben“, sagt Siegl.

Der Labortest zeigt darüber hinaus, dass nach heutigem Stand mit Ausnahme der Regelreserve alle relevanten Anwendungsfälle für die externe Direktsteuerung dezentraler Energieanlagen – vom Einspeisemanagement über steuerbare Verbrauchseinrichtungen nach EnWG §14a bis hin zur Direktvermarktung – über den CLS-Kanal des Smart Meter Gateways regulatorisch korrekt umgesetzt werden können. Eine Hürde gibt es dabei allerdings bislang noch: die fehlende Standardisierung der Protokolle und Datenmodelle für den steuernden Zugriff über den CLS-Kanal. Hier stehen die regulatorischen Vorgaben noch aus, so die Fraunhofer-Forscher.

Der Laboraufbau soll demnächst erweitert werden, um zusätzliche Aspekte der Regelreserveanforderungen und anderer Anwendungen des Smart Meter Gateways zu untersuchen. Ein Thema ist hier beispielsweise die Frage, wie sich die Bandbreite des CLS-Kanals auf die maximale Anzahl der gleichzeitig an ein Gateway anschließbaren Anlagen auswirkt.

Der Labortest ist Teil des Kopernikus-Projektes „Energiewende-Navigationssystem“ (ENavi), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

 

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