Solarwatt-Chef: 2019 markiert einen Wendepunkt für deutsche Solarindustrie

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Geschäftsführer Detlef Neuhaus blickt zurück auf 2019 und ist optimistisch für die Zukunft

Foto: Solarwatt

pv magazine: Wie ist das Jahr 2019 für Solarwatt gelaufen?

Detlef Neuhaus (Foto): Der Modulbereich ist in diesem Jahr wirklich ganz hervorragend gelaufen. Wir hatten gleich mehrere Monate und Quartale mit Absatz-Rekorden – was bei über 25 Jahren Firmengeschichte schon bemerkenswert ist. Wir sehen auch, dass sich Glas-Glas immer stärker am Markt durchsetzt. Mehr Privatpersonen und Unternehmen setzen auf den Eigenverbrauch der selbst erzeugten Energie und Doppelglasmodule rechnen sich schlicht und einfach über die deutlich längere Nutzungsdauer.

Und wie läuft das Speicher-Segment?

Unsere Fachpartner wissen die Flexibilität und Modularität des Stromspeichers My Reserve zu schätzen. Es werden immer mehr Photovoltaik-Anlagen mit Speicher verkauft werden, auch wenn der Speichermarkt insgesamt sicherlich noch nicht so rasant steigt, wie von Experten und Unternehmen in den vergangenen Jahren prognostiziert. 2020 wird für die Branche ein spannendes Jahr, wenn zunehmend die Anlagen des 100.000-Dächer-Programms aus der Förderung fallen.

Welche Entwicklung hat sie in diesem Jahr am meisten überrascht?

Mich hat positiv überrascht, dass mit Fridays-for-Future eine Bewegung entstanden ist, die Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft für das Thema Klimawandel mobilisiert – das hätte ich in dieser Intensivität nicht für möglich gehalten. Der Klimaschutz ist damit auf der weltweiten Agenda und wird es auch dauerhaft bleiben. Negativ überraschend war der Grad an Ignoranz, den die politischen Entscheidungsträger weltweit und insbesondere in der Bundespolitik dazu an den Tag legen.

Glauben Sie, dass auch 2020 und in den Jahren danach das Thema Klimaschutz weiterhin eine so hohe öffentliche Aufmerksamkeit haben wird?

Diese Entwicklung lässt sich nicht mehr umkehren. Das Thema wird weiter oben auf der Agenda stehen und zunehmend auch die anderen Bereiche unserer Gesellschaft erfassen. Kein Politiker, keine Partei, kein Unternehmen und kein CEO kann dieses Thema mehr ignorieren – und wer keine umfassenden Lösungen entwickelt, wird bald die Konsequenzen tragen müssen.

Könnte man sagen, dass die jetzige Debatte über den Klimaschutz nun nach vielen schweren Jahren einen Wendepunkt für die deutsche Solarindustrie bringt?

Das kann man guten Gewissens so behaupten. Der öffentliche Druck zu mehr Klimaschutz wirkt sich natürlich auch positiv für die deutschen Photovoltaik-Unternehmen aus. Die Zahl der Kundenanfragen ist zumindest bei uns im Jahresverlauf massiv angestiegen. Jetzt gilt es, das auch zu nutzen. Photovoltaik ist in der Bevölkerung akzeptiert und hat das Potenzial, auch die Verkehrswende anzutreiben, weil sie die Elektromobilität überhaupt erst ökologisch sinnvoll macht. Denn nur wenn die Fahrzeuge tatsächlich mit grünem Strom geladen werden, wird überhaupt CO2 eingespart.

Was werden aus ihrer Sicht große Trends im Jahr 2020 und darüber hinaus sein, die weitere positive Impulse für die Photovoltaik-Entwicklung haben könnten?

Die Elektromobilität wird meiner Meinung nach in Zukunft einer der wichtigsten Treiber für die Photovoltaik-Branche sein – das werden wir in den kommenden Jahren zunehmend erleben. Wer ein Elektroauto beispielsweise aus Gründen der CO2-Einsparung anschafft, der sollte auch darüber nachdenken, wie er sein Fahrzeug möglichst umweltschonend lädt. Die hiesigen Unternehmen können hier einen entscheidenden Teil beitragen, indem sie die richtigen Lösungen für die Kopplung der Sektoren entwickeln.

Wenn Sie sich für 2020 etwas wünschen dürften, was wäre das?

Was ich mir wirklich wünsche, ist ein klares Bekenntnis der deutschen Politik zu einer zukunftsorientierten Klima- und Wirtschaftspolitik, die weit über das sogenannte Klimapaket hinausgeht. Damit einhergehend brauchen wir eine mutige und konsequente Umsetzung der notwendigen Maßnahmen. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es eines Tages doch noch dazu kommen wird.

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